An der OTH Regensburg ist der Studiengang „Pflege“ nach wie vor gefragt. Aufgrund der steigenden Lebenserwartung wird der Beruf für die Zukunft nämlich so wichtig wie noch nie, um der ständigen Überforderung und dem Personalmangel in den Pflegeberufen entgegenzuwirken. Eine Studierende erzählt, warum sie sich bewusst dafür entschieden hat.
Der Studiengang „Pflege“ an der Ostbayrischen Technischen Hochschule (OTH) Regensburg ist begehrter denn je. Denn wenn die Corona-Pandemie etwas Positives an sich hatte, dann, dass sie das Bewusstsein für die Arbeitsbelastung im medizinischen Bereich in den Vordergrund gerückt hat. Der internationale Tag der Pflege, der am gestrigen Freitag, den 12. Mai war, bietet nun erneut Anlass dafür, das Studium und das Berufsbild der akademisierten Pflege vorzustellen.
Studium nach Ausbildung
Ein Aushängeschild dafür ist Marie Gräbedünkel. Die junge Frau ist ausgebildete operationstechnische Assistentin und hat sich im Anschluss für ein Pflege-Studium an der OTH Regensburg entschieden. „Ich arbeite selbst in der Pflege. Es läuft so viel falsch. Das liegt oft nicht an der Bezahlung, sondern an Überforderung und Personalmangel“, sagt die 25-Jährige. Trotzdem will Marie in dem Beruf bleiben und grundlegend etwas verändern. Der Bedarf an gut ausgebildetem Personal sei hoch. Sie sieht viele Möglichkeiten, Prozesse zu optimieren und durch kritische Auseinandersetzung Impulse zur Veränderung in den Klinikalltag zu tragen. Dabei blickt sie in ihrem vierten Semester bereits über den Tellerrand hinaus. „Ich möchte unbedingt noch Auslandserfahrung sammeln. In den USA ist Pflege zum Beispiel eine ganz eigene, geschätzte Profession. Ich möchte auch sehen, wie es in Schweden oder Australien läuft“, sagt die wissbegierige junge Frau.
„Fachgebiet mit Zukunft“
Das Studium an der OTH Regensburg überzeugt sie besonders durch die Lehrinhalte, in der viel medizinisches Wissen für eine fundierte Pflege vermittelt wird. „Das ist ein Fachgebiet mit Zukunft. Der Spagat liegt auf objektiv wissenschaftlichem Agieren – aber mit Menschlichkeit“, so Gräbedünkel. Doch warum ist ein Studium notwendig? Durch die Steigerung der Lebenserwartung und den medizinischen und technischen Fortschritt verändern sich natürlich auch die pflegerischen Versorgungsbedarfe, erklärt Studiengangleiterin Prof. Dr. rer. medic. Christa Mohr. So hat sich zum Beispiel die Anzahl der Operationen in den vergangenen 15 Jahren fast verdoppelt. Es werden also mehr und auch wesentlich kränkere Patientinnen und Patienten in kürzerer Zeit im Krankenhaus aufgenommen, operiert und wieder entlassen. Doch jeder frischoperierte Patient benötigt pflegerische Unterstützung, ob in der Klinik oder zu Hause.
Und hier liegt die aktuelle Herausforderung: Wieviel und welches Wissen benötigen Pflegende, um Komplikationen wie akute Verwirrtheit und die damit verbundene Sturzgefahr, Auftreten von Thrombose oder Infektionen zu verhindern? „Je mehr Wissen ich habe, umso vorausschauender kann ich handeln und umso schneller kann ich Komplikationen erkennen“, sagt Mohr. Bildung ist demnach ein zentraler Baustein in der Qualität und Sicherheit der Patientenversorgung.
Besseren Umgang mit dementen Patienten erlernen
Die Studierenden lernen zum Beispiel pflegerische Konzepte zu erarbeiten, unter anderem für Menschen mit Demenz im Krankenhaus über Wundmanagement bis zur Mitwirkung bei der Entwicklung und beim Einsatz neuer Pflege-Technologien und Assistenzsystemen. „Sie werden zum eigenverantwortlichen, wissenschaftlich und ethisch fundierten Arbeiten befähigt“, so Prof. Dr. Mohr. Der Schritt in die akademische Laufbahn führe dabei aber nicht weg vom Patientenbett. Trotz Masterstudium werden die angehenden Pflegerinnen und Pfleger für die direkte Patientenversorgung ausgebildet. „Es ist höchste Zeit, den Beruf der Pflege, der unheimlich wichtig, sinnstiftend und toll ist, so auszugestalten, dass viele Menschen Lust haben, in der Pflege zu arbeiten“, so die OTH-Professorin. Marie Gräbedünkel ist eine davon. Sie begreift die Perspektiven des Pflegeberufs als persönliche Chance: „Hier sät man die Samen und kann etwas verändern.“
Hintergrund: Der internationale Tag der Pflege
Der Tag wird seit den 1970er-Jahren als Gedenktag begangen. Er erinnert an den Geburtstag der britischen Krankenpflegerin Florence Nightingale. Als erste Pflegewissenschaftlerin hat sie bereits vor 200 Jahren den Pflegeberuf nachhaltig verändert und revolutioniert. „Aber auch in Deutschland hat die Professionalisierung der Pflege über die Akademisierung und Weiterbildung Fahrt aufgenommen und entwickelt sich in die richtige Richtung“, so Prof. Dr. Mohr.
OTH Regensburg/RNRed