In drei Jahren soll für Schüler der Anspruch auf Ganztagsbetreuung gelten. Und das auch über den Unterricht hinaus. Aufgrund vielfältiger Kostensteigerungen ist in Bayern jedoch diese Art der Ganztagsbetreuung in Gefahr. Die Johanniter schlagen Alarm und wollen ihrem Unmut bei Ministerpräsident Söder persönlich Luft machen.
Ab 2026 soll es einen Rechtsanspruch für die Betreuung von Kindern und Jugendlichen an Schulen auch über den Unterricht hinausgehen. Doch bereits vor Einführung dieses Rechtsanspruchs ist vielerorts in Bayern die Ganztagsbetreuung in Gefahr: „Die schon schwierige Finanzierungssituation spitzt sich im kommenden Schuljahr noch weiter zu und die Angebote sind in Gefahr“, sagt Markus Kreitmayr, Bereichsleiter Kinder, Jugendliche und Freiwillige bei den Johannitern in Bayern. Für die Eltern, Kinder und Jugendliche sei das natürlich wie ein Schlag ins Gesicht. „Doch uns als Träger sind hier finanziell die Hände gebunden“, so Kreitmayr weiter.
Mehrere Faktoren für erhöhte Kosten verantwortlich
Die Kostensteigerung ergibt sich aus mehreren Faktoren: So haben die gestiegenen Preise aufgrund der Inflation auch Auswirkungen auf die Ganztagsbetreuung. Zum einen setzen sich die Johanniter für eine faire Bezahlung ein und zum anderen zahlen sie nach dem Tarifvertrag. Hier sind die letzten beiden Jahre die Vergütungen der Mitarbeitenden um gut 10 % angestiegen. Um überhaupt Mitarbeitende gewinnen und halten zu können, müssen weitere Maßnahmen, wie zum Beispiel Fortbildungen, angeboten werden, wodurch wiederum die Kosten steigen. „Mit der angebotenen Erhöhung des Kultusministeriums von ca. 1,5 Prozent ist die Finanzierungslücke von über 10 Prozent bei uns nicht geschlossen“, sagt Kreitmayr. Nicht einmal die Erhöhungen im Tarifvertrag könne man damit decken. „Und von einem Ausgleich zu den gestiegenen Kosten auf Grund der Inflation ganz zu schweigen“, so der Bereichsleiter.
„Stabile Finanzierung“ der Ganztagsbetreuung müsse gesichert sein
Derzeit betreuen die Johanniter in Ostbayern Kinder an 16 offenen Ganztagsschulen. Aus Sicht der Hilfsorganisation müsse eine stabile Finanzierung der Ganztagsbetreuung gesichert sein, die auch auf die Herausforderungen der Gegenwart und Zukunft ausgerichtet ist. „Was bislang noch gar nicht in die Kosten mit eingerechnet ist, sind Punkte wie eine ausreichende Vorbereitungszeit, Zeit für Gespräche mit Eltern und Lehrkräften, gezielte Weiterbildung und auch die Verwaltungsaufgaben“, ergänzt Kreitmayr. Zudem sehe man besonders nach der Corona-Zeit einen Anstieg an Kinderschutzfällen. Hier brauche es deshalb besonders geschultes Personal, um für alle Kinder eine gesicherte und qualitative Betreuung zu bieten.
Johanniter können nicht ewig so weitermachen
Aktuell müssen die Johanniter dementsprechend eine nicht unerhebliche Summe aus Eigenmitteln aufbringen, um die Angebote in der gewohnten Qualität aufrechterhalten zu können. Dies werde aber auf Dauer nicht möglich sein. „Die Beendigung der Kooperationspartnerschaften mit den Schulen wäre die Konsequenz, wir müssten unser Angebot in diesem Segment einstellen“, so Martin Steinkirchner, Regionalvorstand des Ortsverbandes.
Aus den genannten Gründen haben die Johanniter haben dem Ministerpräsidenten Markus Söder einen Brief geschrieben, in dem sie die Situation und die einzelnen Posten erläutern. Zudem hoffen sie auf ein Gespräch, um gemeinsam eine Lösung für die Situation zu bekommen.
Johanniter-Unfall-Hilfe e. V. / RNRed