Die abmontierte Sitzbank des Toilettengebäudes am Schwanenplatz sorgt in Regensburg für Diskussionen. Die grüne Stadtratsfraktion kritisiert das Vorgehen der Stadt Regensburg und spricht sich dafür aus, die Sitzbank erneut zu montieren. Dafür wendet sie sich in einem Brief mit sechs Fragen an Oberbürgermeisterin Maltz-Schwarzfischer.
Vergangene Woche war am Schwanenplatz in Regensburg eine dort installierte Sitzbank abmontiert worden. Die Begründung seitens der Stadt war, dass diese als „Schlafmöglichkeit und Pausenplatz für Obdachlose“ sowie als „Stützpunkt zur Fütterung von Tauben“ zweckentfremdet werden würde. Die Grünen fordern nun, die Sitzbank erneut zu montieren und wenden sich mit einem Schreiben an Oberbürgermeisterin Gertrud Maltz-Schwarzfischer.
Toilettengebäude am Schwanenplatz: Architektur für und nicht gegen Menschen einsetzen
Die grüne Stadtratsfraktion kritisiert das Vorgehen der Stadt Regensburg im Kontext der abmontierten Sitzbank des Toilettengebäudes am Schwanenplatz und fordert die Oberbürgermeisterin zur Stellungnahme auf.
„Wir können das Vorgehen der Stadt nicht nachvollziehen“, so Grünen-Stadträtin Theresa Eberlein. „Gerade städtische Gebäude müssen für alle Bürger:innen der Stadt Raum bieten. Dabei ist es egal, in welcher Lage sie sich gerade befinden. Dass nun Menschen durch diese Maßnahme verdrängt werden sollen, halten wir in jeder Hinsicht für den falschen Ansatz“, kritisiert Eberlein.
Die angeführten Argumente der Stadt, die Bank werde als „Schlafmöglichkeit und Pausenplatz von Obdachlosen“ sowie als „Stützpunkt zur Fütterung von Tauben“ genutzt, will die Fraktion nicht gelten lassen und hat sich deshalb mit einem Schreiben an die Oberbürgermeisterin gewandt.
„Notwendige Teilhabevoraussetzung für viele Menschen in unserer Stadt“
„Wir sprechen uns dafür aus, die Bank wieder zu installieren“, erklärt die grüne Stadträtin Wiebke Richter. „Eine als sogenannte ‚Toilette für alle‘ mit zusätzlich speziellen Vorrichtungen für Menschen mit schweren Beeinträchtigungen ausgestattete Toilette empfinde ich nicht als ‚Luxusklo‘, wie es häufig genannt wird, sondern als eine notwendige Teilhabevoraussetzung für viele Menschen in unserer Stadt. Das Gebäude sollte wirklich allen Menschen dienen“, findet Richter und ergänzt, dass es ebenso Menschen gebe, die selbst keinen sicheren Rückzugsort hätten und für die eine wind- und regengeschützte Sitzbank die einzige Möglichkeit sei, einmal zu ruhen oder zu schlafen. Auch für diese Menschen müsse Platz in unserer Stadt sein, so Richter weiter.
Fragen an Oberbürgermeisterin Maltz-Schwarzfischer
In den Fragen an Oberbürgermeisterin Maltz-Schwarzfischer wollen die Grünen zum Beispiel wissen, wie oft außerplanmäßige Reinigungen aufgrund der Toilette durchgeführt werden mussten oder auch durch wessen Veranlassung die Sitzbank entfernt wurde. Zudem interessiert sie, welche Alternativen zu Sitzbank aktuell geprüft werden. Am Ende stellen sie noch die Rückfrage, warum vor dem Entfernen der Sitzbank kein Kontakt zur Anlaufstelle für Obdachlose bei der Caritas und „drugstop“ gesucht worden wäre.
Alternative zur Sitzbank seitens der Stadt bereits geprüft
Auf Rückfrage bei der Stadt Regensburg begründet diese ihre Entscheidung damit, dass die Sitzbank des Servicegebäudes am Schwanenplatz seit der Inbetriebnahme des Servicegebäudes als Schlafmöglichkeit und Aufenthaltsort von Obdachlosen genutzt worden sei. „Leider kam es dabei zu massiven Müll- und Schmutzproblemen. Zudem wurden Besucherinnen und Besucher der WC-Anlage sowie städtische Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zum Teil bedrängt und beschimpft – es kam auch schon zu Polizeieinsätzen.“
Da an dieser Stelle wohl auch Tauben gefüttert worden seien, sei die „Toilette für alle“ durch Taubenkot stark verunreinigt worden. „Die Reinigung der betroffenen Bereiche verursachte, neben den obligatorischen Reinigungskosten, zusätzliche Kosten von 400 Euro pro Einsatz“, so die Stadt Regensburg weiter. Aus diesen Gründen sei die Sitzbank des Servicegebäudes am Schwanenplatz bis auf Weiteres abmontiert worden. „Eine Alternative zur Sitzbank werde jedoch aktuell bereits geprüft.
Stadt sucht Kontakt zu Hilfsorganisationen
Die Stadt würde zudem Kontakt zur Caritas (Streetwork) und drugstop suchen, um in Erfahrung zu bringen, ob die Situation bekannt sei beziehungsweise, welche Angebote hier greifen könnten.
Die Stadt Regensburg verweist zudem darauf, dass es für Obdachlose auch die Unterkunft für Obdachlose (NOAH) sowie verschiedene weitere Stellen in Regensburg gebe.
Grüne Stadtratsfraktion Regensburg / Stadt Regensburg / RNRed