Am 08. Oktober sind Landtagswahlen in Bayern. Um Ihnen Ihre Wahl zu erleichtern, haben wir acht Parteien – von den Grünen über SPD bis zur AfD – zu aktuellen Themen befragt. Die Zukunft der Bildung in Bayern ist vielen dabei sehr wichtig. Darum haben wir die Parteien gefragt, wie sie Lehrkräftemangel, schlecht ausgestattete Schulen & Co. bekämpfen wollen.
Von Inflation bis Migration – wir haben mit acht Parteien über verschiedene Themen gesprochen, die die Wählerinnen und Wähler bewegen. Dabei steht die Zukunft der Bildung für viele ganz weit oben. Doch was wollen unsere Parteien tun, um die Schulbildung in Bayern zu verbessern.
Lehrkräftemangel, schlecht ausgestattete Schulen, Akademisierungszwang – Wie schaffen wir es, jedem bayerischen Kind in Zukunft eine qualitativ hochwertige Schuldbildung zu ermöglichen?
Die Linke
Wir wollen eine dauerhafte, angemessene finanzielle Förderung für die digitale und barrierefreie, krisensichere Infrastruktur eines zeitgemäßen Bildungssystems in Bayern. Dazu gehört auch die Auflegung eines Investitionsprogramms „Inklusive Bildung“. Bayern soll sich im Bundesrat für ein umfangreiches Programm von Bund und Ländern zur Gebäudesanierung von Schulen und Hochschulen einsetzen, welches nicht nur die Instandsetzung und Modernisierung in den Blick nimmt, sondern auch die Ausstattung mit regenerativer Energietechnik, z. B. Fotovoltaik und Solarthermie. Wir fordern eine vollständige Lehr- und Lernmittelfreiheit und eine Absage an jede Form der Privatisierung von Bildungsaufgaben und -einrichtungen sowie die Abschaffung von Gebühren in der Bildung. Bayern soll sich im Bundesrat dafür einsetzen, gemeinsam mit dem Bund und den anderen Ländern den Auf- und Ausbau von psychosozialen Unterstützungsangeboten an allgemeinbildenden Schulen, Berufs- und Hochschulen voranzutreiben.
Freie Wähler
Bildung setzt bereits im Vorschulalter (0-6 Jahre) an, umfasst im Anschluss alle Schularten und muss in der gesellschaftlichen und politischen Wahrnehmung als „systemrelevant“ definiert werden. Bildung stärkt die demokratischen Institutionen und Strukturen, ermöglicht individuellen Wohlstand, sichert den Wirtschaftsstandort Bayern und ist somit die Grundlage für sozialen Frieden. Ohne Bildung ist alles nichts! Mein Ansatz: Ein bayerisches Sondervermögen in Höhe von zwei Milliarden Euro zur Bekämpfung des Personalmangels und Verbesserung der räumlichen Ausstattung. Die Digitalisierung des Unterrichts muss sich dem unterordnen, denn ohne Personal macht die beste technische Ausstattung wenig Sinn.
ÖDP
Bildung muss wieder politische Priorität haben und als einer der wichtigsten Zukunftsinvestitionen angesehen werden. In Zeiten, in der die Wirtschaft nach neuen Arbeitskräften schreit und die FDP in Indien auf Werbetour für IT-Berufe geht, darf es nicht sein, dass die Jugendarbeitslosigkeit bei 4,4 Prozent im Jahr 2022 war.
Hier bedarf es zum Beispiel mehr zielgerechte Betreuung und nicht das bisherige Vorgehen, die Menschen in teils unnütze Maßnahmen zu stecken, damit sie kurz aus der Arbeitslosenstatistik verschwinden.
Bündnis 90 / Die Grünen
Es müssen Lehrkräfte der Grund- und Mittelschulen endlich auch nach der Gehaltsstufe A13 bezahlt und Gehälter für Referendar:innen erhöht werden, damit wir durch Anreize die Personalversorgung sicherstellen können. Dies gelingt auch durch eine intensivere Begleitung und Nachqualifizierung für Quereinsteiger:innen. Lehrkräfte müssen zudem durch die Einstellung von Verwaltungspersonal sowie sonderpädagogischem und psychologischem Fachpersonal von fachfremden Aufgaben entlastet werden. Bei der Finanzierung und Ausstattung unserer Schulen berücksichtigen wir gemäß des Sozialindex die konkreten Herausforderungen, Bedarfe und Ressourcen des jeweiligen Sozialraums für mehr Chancengleichheit. Um die Inklusion von Kindern mit nichtdeutscher Muttersprache zu erleichtern, wollen wir Schulen mit Sprachhelfer:innen und finanziellen Mitteln unterstützen. Zur Förderung beruflicher Bildung führen wir ab der 7. Klasse in allen Schularten ein verpflichtendes Praktikum in einem Ausbildungsberuf ein.
SPD
Der Bildungserfolg von Kindern hängt nach wie vor stark vom Bildungsstand ihrer Eltern ab. In unserem Schulsystem werden alle Kinder die Chance haben, ihr Potential zu entfalten. Wir stehen deshalb für kostenfreie Bildung von der KiTa bis zum Master oder Meister. Bildungsgebühren lehnen wir ab und stehen für volle Lernmittelfreiheit. Zudem wollen wir das gemeinsame Lernen aller Schülerinnen und Schüler fördern und zusätzlich zu den bisherigen Schularten die Gemeinschaftsschule einführen. Die Entscheidung über die Schullaufbahn durch ein verpflichtendes Schullaufbahngespräch soll in die Hände von Eltern und Lehrkräften gegeben und das Übertrittszeugnis abgeschafft werden, weil es nicht sein kann, dass der Notendurchschnitt in drei Fächern über den weiteren Werdegang eines 10-jährigen Kindes entscheidet. Um Lehrkräfte zu entlasten, setzen wir auf multiprofessionelle Teams, mehr Verwaltungsstellen und eine bessere Betreuung der IT-Infrastruktur und wir reformieren die Lehramtsausbildung mit einem Grundstudium ohne Festlegung auf eine Schulart und höheren Praxisanteilen.
FDP
Wir als FDP Bayern fordern mehr duale Studienmöglichkeiten für Quereinsteigerinnen und Quereinsteiger. Eine sinnvolle Lösung können hier komplementäre pädagogische Studiengänge sein, die einerseits digital und auf Distanz erfolgen können und andererseits das Absolvieren eines (vergüteten) Mentorenprogramms an der Schule beinhalten. Dazu muss ein an Kriterien und Qualifikationen orientiertes Auswahlverfahren aufgestellt werden, an das sich in allen Schularten eine berufsbegleitende Qualifizierung für Quereinsteigerinnen und -einsteiger über Mentorenprogramme anschließt. Zudem sollte an der jeweiligen Schule vor Ort ein zentraler Ansprechpartner für diese Lehrkräfte etabliert werden, der schulübergreifende Netzwerke bilden kann. Aus liberaler Sicht brauchen wir im Referendariat/Vorbereitungsdienst individuelle Unterstützungsangebote und auf spezifische Bedürfnisse ausgerichtete Vertiefungen wie beispielsweise zu Rhetorik, Stimmbildung oder Unterricht mit digitalen Medien. Die Referendarinnen und Referendare sollen zudem die Angebote der regionalen und zentralen Lehrerfortbildung nutzen dürfen. Wir fordern, dass Aufstiegschancen und die leistungsbezogene Bezahlung von Lehrkräften deutlich ausgebaut werden. Einerseits muss die Tätigkeit im Angestelltenverhältnis attraktiver werden. In der Regel sollte sie mindestens gleichwertig zu Beamtenstellen gestaltet und finanziert werden. Andererseits müssen aber auch mehr Leistungsanreize für verbeamtete Lehrkräfte geschaffen und das Beamtenrecht in Bezug auf die Dienstliche Beurteilung reformiert werden.
CSU
Gerade der Akademisierungszwang ist ein Unding unserer Zeit. Für die CSU gilt: Ein Meister ist gleich viel Wert wie ein Master, deswegen haben wir beide auch finanziell gleichgestellt. Wir sind bis dato das einzige Bundesland, dass den Meister kostenfrei gestellt hat und gleichzeitig ein Meister-BAFÖG zur Verfügung stell. Bei der schulischen Bildung sind wir im Ländervergleich immer an der Spitze, was von der Leistung unserer Lehrerinnen und Lehrer zeugt, aber auch von der Intergrationsleistung unseres Landes. Die Ausstattung unserer Schulen hängt natürlich stark von der finanziellen Leistungskraft unserer Kommunen ab. In Regensburg und Lappersdorf haben wir zum Beispiel in der FOS/BOS und dem Lappersdorfer Gymnasium zwei Beispiele von modernen, gut ausgestatteten Schulen und bemühen uns laufend, alle Schulen auf den neuesten Stand zu bringen.
AfD
Die Schülerzahlen explodieren seit 2016 – seit der illegalen Grenzöffnung. Sich um alle Familiennachzügler zu kümmern, ist der große Elefant, der im Raum steht.
Die Schulentwicklungspläne haben weder die illegale Massenmigration, den enormen Zuzug aus den EU-Ländern noch den Ukraine-Krieg mit eingerechnet. In der Schul- und Kindergartenbetreuung sowie der Nachmittagsbetreuung und Sozialbetreuung schlagen sich fehlende Lehrer, zu wenig Klassenzimmer, zu wenige Betreuer nieder.
Zudem wurden viele Lehrer vergrault, in dem man sie nicht dauerhaft einstellen wollte. Ein 11-Monatsvertrag, jedes Jahr abschließen zu müssen, ist und war für viele nicht lukrativ und sie haben sich am Arbeitsmarkt eben etwas anderes gesucht.
Die Investition in Bildung ist die Investition in die Zukunft unseres Landes, daher ist für uns klar, dass zuerst das Geld in unsere Schulen fließen muss, bevor es in andere Länder fließt.
Statement zur Aufnahme der AfD
Wir haben uns lange damit auseinandergesetzt, diskutiert und auch gestritten, ob wir die AfD hier mit abbilden sollen. Am Ende haben wir Verleger beschlossen, dass ein Weglassen der falsche Weg der Auseinandersetzung in einer Demokratie ist, zumindest solange zu wählenden Parteien und deren aufgestellten Repräsentanten nicht von unserer Justiz ein entsprechendes Fehlverhalten nachgewiesen wird. Setzen Sie sich als Wähler mit den Programmen, und vor allem dem, was dahintersteckt, verantwortungsvoll auseinander, denn in schwierigen Zeiten gibt es meist keine einfachen Lösungen. Populismus lässt die Mitmenschlichkeit und ein nötiges Miteinander – denn nur gemeinsam sind wir stark – schnell zur leeren Worthülse werden. Das gilt für alle Parteien.
Nick Lengfellner und Peter Gnilka, Geschäftsführende Gesellschafter.
filterMAGAZIN / RNRed