In der kalten Jahreszeit freuen wir uns über wärmende Getränke: Glühwein, Kinderpunsch oder heiße Schokolade. Alle haben sie gemeinsam, dass sie viel Zucker enthalten, genau wie die erfrischenden Softdrinks, die viele von uns gerne trinken. Der VerbrauerService Bayern sieht darin große Gefahren und hat jetzt einen Antrag an die Politik gestellt.
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) und die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) empfehlen, maximal zehn Prozent der Gesamtenergiezufuhr durch freien Zucker abzudecken. Das entspricht etwa 30 bis 60 Gramm pro Tag. Mit einem 0,5 Liter Softdrink liegen Verbraucher*innen bereits bei rund 50 Gramm Zucker und haben die empfohlene Grenze damit schon erreicht. Dazu kommt der Zucker, der in Nahrungsmitteln, vor allem in verarbeiteten Produkten, enthalten ist. Somit ist es nicht verwunderlich, dass der durchschnittliche Zuckerkonsum der Deutschen bei 95 Gramm pro Tag liegt und damit fast doppelt so hoch ist wie die Empfehlung.
Süßgetränke können Krankheiten auslösen
Eine hohe Zuckerzufuhr erhöht nicht nur das Risiko für Karies. Der übermäßige Konsum von Zucker, vor allem in Form von gesüßten Getränken, Fruchtsäften und -nektaren, trägt nicht zur Sättigung bei und steht im Zusammenhang mit chronischen Stoffwechselerkrankungen wie Adipositas, Diabetes Typ 2, Bluthochdruck, Fettleber und Herz-Kreislauf-Erkrankungen.
Seit 2018 setzt die Bundesregierung auf die Nationale Reduktions- und Innovationsstrategie für Zucker, Fette und Salz in Fertigprodukten. Dabei verfolgt sie unter anderem das Ziel, die Menge an freien Zuckern, die bei der Herstellung und Verarbeitung von Lebensmitteln zugesetzt wird, zu verringern. Die Lebensmittelindustrie wird auf Basis einer freiwilligen Selbstverpflichtung zu einer Änderung der Produktrezepte angehalten.
Besonders in Getränken für Kinder steckt zu viel Zucker
Das Max-Rubner-Institut (MRI) dokumentiert die potenziellen Veränderungen des Zuckergehaltes ausgewählter Produkte im Zeitverlauf. Das Ergebnis bisher: Der Zuckergehalt in Erfrischungsgetränken sank im Median um 3,2 Prozent. Laut einer Studie der Deutschen Allianz Nichtübertragbare Krankheiten (DANK) ist der durchschnittliche Zuckergehalt von Softdrinks in Deutschland von 2015 bis 2021 lediglich um etwa zwei Prozent gesunken. Bei Erfrischungsgetränken mit einer Optik, die besonders Kinder ansprechen soll, ist der Zuckergehalt zwischen 2018 und 2022 sogar gestiegen.
Es braucht eine gesetzlich verbindliche Regelung
Ziel der Nationalen Strategie ist eine Reduktion um 15 Prozent bis 2025. Die Daten zeigen, dass eine Strategie, die auf eine freiwillige Selbstverpflichtung der Industrie setzt, nicht ausreicht, um eine nennenswerte Reduktion des Zuckergehalts zu erreichen. Es besteht ein gesetzlicher Handlungsbedarf für verbindliche Regelungen.
In Großbritannen zeigt Zuckersteuer Erfolge
Die WHO empfiehlt Regierungen, eine Sondersteuer von mindestens 20 Prozent auf zuckerhaltige Getränke zu erheben. Die britische Regierung hat bereits seit 2018 eine solche "Zuckersteuer" für Softdrinks eingeführt. Getränke mit mehr als fünf Gramm Zucker pro 100 Milliliter werden mit 18 Pence besteuert, Getränke mit mehr als acht Gramm Zucker pro 100 Milliliter mit 24 Pence pro Liter. In Großbritannien ist der Zuckerkonsum durch Softdrinks im Durchschnitt um 30 Prozent gesunken. Während eine Fanta in Großbritannien 4,6 Gramm Zucker pro 100 Milliliter enthält, enthält eine deutsche Fanta 7,6 Gramm. Eine Studie der Cambridge University hat zudem gezeigt, dass die Fettleibigkeit bei zehn- bis elfjährigen Mädchen um acht Prozent gesunken ist, seit die Zuckersteuer in Großbritannien eingeführt wurde.
VerbrauerService fordert Besteuerung von mindestens 20 Prozent auf zuckerhaltige Getränke in Deutschland
Die Einführung einer Zuckersteuer motiviert die Getränkehersteller zu einer Reformulierung der Produktrezepturen – der Austausch von Zucker durch Süßungsmittel sollte dabei jedoch begrenzt werden. Ein Anstieg der Produktpreise im Handel schafft zudem Anreize bei den Verbraucher*innen, bewusstere Entscheidungen zu treffen. So stieg in Großbritannien nach Einführung der Zuckersteuer der Verkauf von Wasser und zuckerarmen Getränken um 40 Prozent. Die Zuckersteuer wirkt also sowohl bei Produzenten als auch Konsument*innen. Gleichzeitig sollten Lebensmittel mit Gesundheitswert, wie zum Beispiel Gemüse, Obst, Nüsse oder Hülsenfrüchte einen günstigeren Steuersatz erhalten. Die Einnahmen aus der Zuckersteuer sollten gezielt in die Förderung von Bildungsprogrammen zu Ernährung und Gesundheit investiert werden sowie den Zugang zu gesunden Getränkeoptionen verbessern, wie beispielsweise kostenfreie Trinkwasserspender in Schulen.
VerbraucherService Bayern im KDFB e.V. / RNRed