Als Fußgänger bemerkt man sie kaum, wenn sie sich leise von hinten anschleichen und es werden – zumindest gefühlt – immer mehr: Elektroautos! In den letzten Jahren haben sie sich von einem Nischenprodukt hin zu echten Gamechangern in Sachen nachhaltiger Mobilität entwickelt. Doch bei allen Bemühungen um eine klimafreundliche Zukunft, es gibt auch Kritik.
Neueste Verkaufszahlen aus Deutschland, der Blick auf das aktuell beliebteste Auto der Welt und Ergebnisse einer repräsentativen Umfrage sprechen unterschiedliche Sprachen und geben keine eindeutige Tendenz, wie es mit den E-Autos wohl weitergehen wird. Wir beleuchten Vor- und Nachteile der Stromer aus Sicht der Bevölkerung, geben einen Einblick über den aktuellen Stand der Entwicklung und die ziemlich utopischen Ziele der Politik.
Beliebtestes Auto weltweit: Das Model Y von Tesla
Wie zu Beginn des Jahres vom britischen Marktforschungsunternehmens Jato Dynamics bekannt gegeben wurde, hat sich das Elektroauto von Tesla im Jahr 2023 weltweit 1,23 Millionen Mal verkauft. Damit ist das beliebteste Auto der Welt zum ersten Mal ein rein batteriebetriebenes. Sowohl in Europa als auch in China ist das elektrische SUV-Crossover von Tesla laut Jato unangefochtener Marktführer. Auch in Deutschland bewegte sich das Model Y mit knapp 46.000 zugelassenen Exemplaren in den ersten elf Monaten 2023 in den Top 10 der beliebtesten Autos des Jahres. Bei uns ist das in Grünheide (Brandenburg) produzierte E-Auto aktuell ab 44.990 Euro zu haben. Auf den Spitzenpositionen sind bei uns aber weiterhin drei Volkswagen-Verbrenner-Modelle zu finden, der VW Golf auf Platz 1 mit über 80.000 Neuzulassungen.
© Tesla
Neuzulassungen in Deutschland brechen ein
Eine aktuelle Statistik des Kraftfahrt-Bundesamts (KBA) zeigt es deutlich: Im Februar 2024 lag der Anteil der knapp 27.500 neuzugelassenen Elektro-Autos nur noch bei 12,6 Prozent. Verglichen mit dem Durchschnittswert des Jahres 2023 ein deutlicher Absturz, hier lag der Anteil insgesamt noch bei 18,4 Prozent.
Marktanteil von Elektroautos in Deutschland weiter gering
In Deutschland lag der Pkw-Bestand zu Jahresbeginn bei rund 49,1 Millionen Fahrzeugen. Der Anteil an Modellen mit alternativem Antrieb – gemessen an dieser Gesamtzahl – ist dabei weiterhin nicht besonders hoch. Laut KBA lag der Wert bei 2,9 Prozent für E-Autos und bei 1,9 Prozent für Plug-in-Hybride. Die Benziner sind weiter deutlich in der Überzahl, so richtig angekommen scheint das batteriebetriebene Fahren in Deutschland – trotz der Top 10 Platzierung von Tesla – also noch nicht zu sein. Woran liegt das?
Ende der Förderung trifft auf hohe Kaufpreise
2016 hatte die damalige Bundesregierung eine Kaufprämie beschlossen, welche den Verkauf von Elektroautos ankurbeln sollte. Das plötzliche Ende der Förderung im Dezember 2023 ist womöglich ein Grund für den Rückgang an Neuzulassungen Anfang des Jahres. Gleichzeitig sind die Preise für Elektroautos im weltweiten Vergleich sehr hoch und bieten so wenig Anreiz zum Wechsel. Der VW ID.3, das elektronische Vorzeigemodell von VW, war 2023 in China beispielsweise für unter 16.000 Euro zu haben, in Deutschland liegt der Startpreis ohne Prämie aktuell bei 39.000 Euro.
Auch das Problem mit den E-Ladesäulen ist nicht vom Tisch: Das Ladesäulenregister der Bundesnetzagentur enthält 87.155 Normalladepunkte und 21.111 Schnellladepunkte (Stand: Oktober 2023). Diese Zahl steht in keiner Relation zu den aktuell 1,4 Millionen zugelassenen Elektroautos in Deutschland.
15 Millionen E-Autos bis 2030 – ein utopisches Ziel
Im Zeichen der Klimakrise hat sich die Bundesregierung einiges vorgenommen. In sechs Jahren insgesamt 15 Millionen E-Autos fahren zu sehen, dürfte aber – trotz anfänglicher Euphorie und Förderprämie – wohl nicht mehr umsetzbar sein. Um dieses Ziel zu erreichen, müssten bis 2030 circa 13,5 Millionen neue E-Autos auf den Straßen unterwegs sein. Im Schnitt werden insgesamt rund drei Millionen Pkw pro Jahr zugelassen, sodass in Zukunft knapp 80 Prozent der Neuwagen elektrisch fahren müssten. Um dieses Ziel auch nur annähernd zu erreichen, fordern Experten eine Verlängerung der Kaufprämie, Anstöße über die Kfz-Steuer und eine Senkung der Strompreise.
Wechsel der Umwelt zu Liebe? Neugierde trifft auf Unsicherheit
Nach einer repräsentativen Umfrage von Autoscout24 beabsichtigen 43 Prozent der Befragten nicht, ein Elektroauto zu besitzen. Viele wollen lieber noch abwarten und finden das E-Auto aktuell „zu teuer in der Anschaffung” (87 Prozent). Sie bemängeln den „Unsicherheitsfaktor Batterie” (80 Prozent), dass die „Technologie noch nicht ausgereift” sei (75 Prozent), die „begrenzte Reichweite” (50 Prozent), die „unausgereifte Infrastruktur” (38 Prozent) und „lange Ladezeiten” (35 Prozent). Übrigens: Das Wort „Reichweitenangst“ hat es sogar als Begriff in den Duden geschafft und beschreibt die Angst davor, mit einem elektrisch oder alternativ angetriebenen Fahrzeug aufgrund der begrenzten Reichweite der vorhandenen Akku- bzw. Tankladung das Fahrtziel oder eine Lade- bzw. Tanksäule nicht zu erreichen und auf der Strecke liegen zu bleiben”.
Jüngere Menschen sind tendenziell deutlich aufgeschlossener gegenüber E-Mobilität. Wer sich FÜR ein E-Auto entschied, begründete dies mit dem „Umweltgedanken” (38 Prozent), der Neugierde und „Lust auf neue Technologie” (35 Prozent) und dass ein Elektroauto zum „eigenen Mobilitätsbedarf“ passe (37 Prozent).
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Wie stehen die Bürgerinnen und Bürger hier bei uns zum Thema Elektro-Mobilität? Besitzen sie bereits ein E-Auto, denken sie darüber nach und welche Bedenken haben sie womöglich? Wir haben uns in der City bei Passanten umgehört.
Jonas Z., 27 Jahre, Jurist aus Regensburg / aktuell aus Düsseldorf
Aktuell habe ich noch einen Verbrenner und bin damit auch zufrieden. Einem E-Auto stehe ich zwar offen gegenüber, mache mir aber schon Gedanken. Ich wohne mitten in der Stadt und für mich wäre vor allem die Ladeinfrastruktur das Problem. Ich wüsste nicht, wo ich da mein Auto aufladen kann.
Yvonne B., 28 Jahre, Studentin aus Düsseldorf
Ich habe gerade kein Auto, stehe der Elektro-Variante auch offen gegenüber, müsste mich aber informieren, weil ich gehört habe, dass die Batterie in der Herstellung nicht so umweltfreundlich ist, da bin ich noch skeptisch.
Brigitte G., 70 Jahre, Rentnerin aus Hessen
Wir fahren einen Benziner und für uns kommt ein E-Auto nicht in Frage. Wir haben alles in der Nähe, fahren nicht viel und eine Neuanschaffung würde sich aufgrund der hohen Kosten für uns nicht mehr lohnen.
Andrea K., 53 Jahre, Mechaniker-Meisterin aus Zeitlarn
Ich fahre einen Benziner und halte nichts von E-Fahrzeugen. Die Entsorgung der Batterien ist nach wie vor ein Problem. Ich arbeite in einer großen Werkstatt und bekomme immer wieder mit, dass die Qualität nicht gut ist und die Batterien nicht lange halten. Für mich ist Strom nicht die richtige Alternative, ich wäre mehr für Wasserstoff. Ich bin absolut dafür, dass man für die Umwelt etwas tun muss, aber für mich sind die E-Autos ein Schnellschuss, auch mit den Ladesäulen. Auch die Häuser mit ihren Wärmepumpen, das braucht alles Energie. Aber wo bekommen wir den ganzen Strom her? Ich bin der Meinung, man sollte nach richtigen Alternativen suchen und die dann ausbauen.
filterVerlag / Jennifer Schaller