Zum Start ins neue Ausbildungsjahr verzeichnet die Handwerkskammer rund 5.000 neue Lehrverträge – Trotzdem gibt es noch einen hohen Fachkräftebedarf und offene Lehrstellen. Zum offiziellen Ausbildungsstart bewegt sich die Handwerkskammer Niederbayern-Oberpfalz über dem Vorjahresniveau mit plus drei Prozent. Aktuell werden im ostbayerischen Handwerk etwa 13.000 Lehrlinge ausgebildet.
Ins neue Ausbildungsjahr startet die Handwerkskammer mit insgesamt 4.852 neuen Lehrverträgen. Zum offiziellen Ausbildungsstart am Sonntag, den 01. September, bewegt sich die Handwerkskammer Niederbayer-Oberpfalz über dem Vorjahresniveau mit plus drei Prozent.
Diese Voraussetzungen hat der Traumberuf im Handwerk
Zukunftssicher, nachhaltig und regional: Diese Kriterien spielen bei vielen Jugendlichen eine große Rolle, wenn es um ihren Traumberuf geht. „Und genau mit diesen Attributen kann das Handwerk punkten“, sagt Hans Schmidt, stellvertretender Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Niederbayern-Oberpfalz. Im Rahmen zweier gemeinsamer Pressekonferenzen mit der IHK Niederbayern und der IHK Regensburg für Oberpfalz / Kelheim stellte er die offiziellen Zahlen für das ostbayerische Handwerk vor: Mit 4.852 neu abgeschlossenen Ausbildungsverträgen bewegt sich das regionale Handwerk demnach zum offiziellen Ausbildungsstart am 1. September über dem Vorjahresniveau (plus 3,01 Prozent). In Niederbayern wurden 2.575 (plus 5,71 Prozent zum Vorjahr) und in der Oberpfalz 2.277 (plus 0,13 Prozent) neue Lehrverhältnisse abgeschlossen. Insgesamt werden im ostbayerischen Handwerk über alle Lehrjahre aktuell 13.062 Lehrlinge ausgebildet.
Handwerk wird positiver wahrgenommen
Hans Schmidt bewertet die Zahlen für das neue Ausbildungsjahr positiv: „Dass wir angesichts eines enormen Fachkräftebedarfs und des hart umkämpften Ausbildungsmarkts mehr Azubis im Handwerk begrüßen dürfen als im letzten Jahr, sehen wir als Erfolg.“ Diese Entwicklung sei unter anderem einem Mentalitätswechsel in der Gesellschaft geschuldet. Das Handwerk werde mehr und mehr als Umsetzer der Energiewende, als lukrativer Wirtschaftszweig und als krisensicherer Arbeitsplatz wahrgenommen, so Schmidt. „Arbeiten im Team, sinnstiftende Tätigkeiten und die zahlreichen Karrierewege im Handwerk – all das wird von der Generation Z extrem hoch bewertet.“
HWK-Präsident Dr. Georg Haber lobt in diesem Zusammenhang die große Ausbildungs- und Integrationsbereitschaft in den ostbayerischen Handwerksbetrieben: „Das Handwerk übernimmt die Verantwortung für die nächste Generation und dafür, dass Ostbayern für unsere Kinder und Enkel ein attraktiver Ort zum Arbeiten und Leben bleibt.“ Die duale Ausbildung, so Haber, sichere den enormen Fachkräftebedarf im Land. „Ohne genügend Handwerker kann die Energiewende nicht gelingen.“
Fachkräftesicherung oberstes Ziel
Nachhaltige Berufe sind bei den Schulabgängern laut Hans Schmidt beliebt. „Bei Zweiradmechatronikern oder Land- und Baumaschinenmechatronikern haben wir entgegen dem landläufigen Trend teilweise sogar mehr Bewerber als Stellen.“ Auch Anlagenmechaniker für Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik (SHK), Schornsteinfeger oder Dachdecker werden mehr und mehr als Handwerksberufe für Umweltschutz und Nachhaltigkeit wahrgenommen. Nichtsdestotrotz konnten auch in diesem Jahr bei weitem nicht alle Lehrstellen besetzt werden. „Der Fachkräftemangel ist und bleibt unsere größte Herausforderung“, so Schmidt. Mit einer passgenauen Berufsorientierung sowie zahlreichen Aktionen zum „Tag des Handwerks“ an allen weiterführenden Schulen habe man im vergangenen Jahr eine „enorme Kraftanstrengung“ unternommen, um jungen Menschen die Vorteile einer Ausbildung im Handwerk zu vermitteln.
„Der Ausbildungsmarkt ist inzwischen ein absoluter Bewerbermarkt. Die Schulabgänger können sich die Lehrstellen aussuchen“, konstatiert der stellvertretende HWK-Hauptgeschäftsführer. In Niederbayern gibt es laut Arbeitsagentur über alle Wirtschaftszweige hinweg pro Bewerber rund 1,7 und in der Oberpfalz sogar 2,6 offene Lehrstellen. Bayernweit liegt der Durchschnitt bei 1,6 Stellen. Schwierige Rahmenbedingungen für Ostbayerns Handwerksbetriebe: „Lamentieren hilft nichts, unsere Betriebe müssen sich anstrengen – und das tun sie. Handwerksunternehmer gehen in punkto Nachwuchsförderung neue Wege und zeigen sich flexibel“, so Schmidt.
Noch viele freie Lehrstellen
Mit einem Gesamtanteil von etwa 22 Prozent aller Schulabgänger, die sich in diesem Jahr für einen Handwerksberuf entschieden haben, bleibe das ostbayerische Handwerk auf einem „stabilen Niveau“. Auch zahlreiche Realschüler und Gymnasiasten entscheiden sich für eine Ausbildung im Handwerk. „Unser Ziel ist es, für Absolventen aller Schularten attraktiv zu sein“, sagt Hans Schmidt. Die Anforderungen an Handwerksberufe seien komplexer, der Kampf um die besten Köpfe werde härter: „Die berufliche Bildung ist ein optimales Sprungbrett für eine Karriere im Handwerk, das müssen wir deutlich machen.“ Mit dem Meister-Abschluss, der im Deutschen Qualifikationsrahmen (DQR) auf derselben Stufe wie der akademische Bachelor angesiedelt ist und den Zusatztitel „Bachelor Professional“ trägt, und dem „Master Professional“ halte die Berufsbildung im Handwerk hochwertige Abschlüsse bereit. „Damit brauchen wir uns hinter der akademischen Ausbildung längst nicht mehr verstecken.“
In der Lehrstellenbörse der Handwerkskammer sind aktuell ostbayernweit 684 freie Ausbildungsplätze, davon 302 in Niederbayern und 382 in der Oberpfalz, gemeldet. Die meisten freien Stellen gibt es in den Berufen Elektroniker, Maurer, Metallbauer, Kraftfahrzeugmechatroniker, Beton- und Stahlbetonbauer, Anlagenmechaniker für Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik, Feinwerkmechaniker, Zimmerer, Kaufmann für Büromanagement und Technischer Systemplaner. Im Ranking der beliebtesten Ausbildungsberufe rangieren die Berufe Kraftfahrzeugmechatroniker, Elektroniker sowie Anlagenmechaniker für Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik auf den Plätzen eins bis drei. Eine Lehre im Handwerk kann auch während des laufenden Ausbildungsjahres jederzeit begonnen werden.
Handwerkskammer Niederbayern-Oberpfalz / RNRed