Wir leben in einer Zeit, in der sich die Arbeitswelt so rasant verändert wie nie zuvor. Im Mittelpunkt dieser Transformation steht jedoch nicht nur die Technologie, sondern auch der Mensch. Unser Lebensumfeld ist geprägt von Digitalisierung, Automatisierung und globaler Vernetzung und fordert von uns nicht nur Schritt zu halten, sondern auch aktiv an der Gestaltung der Zukunft teilzuhaben. In diesem Kontext wird der Arbeitsmarkt zum Dreh- und Angelpunkt, an dem sich gesellschaftliche, wirtschaftliche und technologische Entwicklungen bündeln.
Wir haben Experten von großen, in der Region ansässigen Unternehmen befragt, um aus erster Hand zu erfahren, welche Veränderungen auf uns zukommen, welche Chancen dieser Wandel mit sich bringt und wie Arbeitgeber und Arbeitnehmer gemeinsam in eine erfolgreiche Zukunft blicken können.
2024: Ein Jahr des Wandels und der Entwicklung
Als „Open AI”, das Forschungsunternehmen für künstliche Intelligenz, am 30. November 2022 die Software ChatGPT auf den Markt brachte, begann eine neue Zeitrechnung im Alltag vieler Büroangestellter. Plötzlich war es möglich, in Sekundenschnelle Texte zu lesen und zu generieren – von der simplen E-Mail über kreative Werbekampagnen bis hin zu ganzen Büchern. Ein Jahr nach der Veröffentlichung nutzte bereits jeder dritte Deutsche den Chatbot, um zu schreiben, zu recherchieren, Texte zusammenzufassen und sogar als Lernhilfe. Und ChatGPT ist nur der Anfang. Monat für Monat erscheinen hunderte neue KI-Anwendungen auf dem Markt, die uns helfen sollen, Bilder, Videos, Websites und andere Aufgaben in einem Bruchteil der normalen Zeit und ohne Vorkenntnisse zu kreieren. Den Möglichkeiten sind bereits jetzt kaum Grenzen gesetzt. Dabei steckt die Technologie noch in den Kinderschuhen. Die Fähigkeiten der KI schüren jedoch auch Ängste, dass die schlauen Programme die Arbeit vieler Mitarbeiter bald schneller, effizienter, besser und nicht zuletzt billiger durchführen können. Werden bestimmte Jobs also bald von der Gehaltsliste gestrichen?
© bigstock/ Prostock-studio
Joblandschaft im Wandel
Die KI wird nicht nur die Art und Weise verändern, wie wir arbeiten, sondern auch soziale Effekte haben. Tatsächlich könnte ein erheblicher Teil der derzeitigen Arbeitsplätze durch KI verändert oder sogar ersetzt werden. Besonders betroffen sind dabei repetitive Tätigkeiten, die leicht automatisiert werden können, beispielsweise im Bereich der Administration, Buchhaltung, Programmierung und Übersetzung. Kreative Tätigkeiten, die Intuition und zwischen menschliche Interaktion erfordern, sind jedoch weniger von der Automatisierung betroffen. Gleichzeitig können KI-Systeme auch die Qualität der Arbeit verbessern, indem sie komplexe Aufgaben unterstützen und neue Geschäftsfelder erschließen. Im Finanzsektor werden sie bereits genutzt, um Betrug zu erkennen und Risikoanalysen durchzuführen. Die Gesundheitsbranche profitiert von KI für die Analyse medizinischer Daten und Entwicklung individueller Behandlungspläne. In Zukunft könnte KI auch verstärkt in der Automobilindustrie für autonomes Fahren eingesetzt werden sowie im Bildungssektor, um personalisierte Lernangebote zu schaffen. KI wird nicht nur bestehende Arbeitsplätze verändern, sondern auch neue schaffen, in Berufen, die auf die Nutzung von KI-Tools spezialisiert sind. Diese neuen Jobs werden höherqualifizierte Tätigkeiten erfordern und bieten Chancen in wachsenden Feldern wie maschinellem Lernen, Robotik und ethischen Fragestellungen.
Weiterbildung als Schlüssel
Wer die KI nicht fürchtet, sondern sie als Chance sieht und lernt, sie zu nutzen, dem werden auch in Zukunft viele Türen offenstehen. Denn wer Standardaufgaben an die KI „delegieren“ kann, wird nicht nur produktiver, sondern kann auch sein Aufgabenfeld erweitern, mehr Verantwortung übernehmen und seiner Karriere unter Umständen sogar Aufwind bescheren. Dies kommt nicht nur der eigenen Selbstverwirklichung zugute, sondern auch der Wirtschaft. Das hat auch die deutsche Bundesregierung erkannt und strebt an, Deutschland zu einem führenden Standort für KI-Forschung und -Anwendung zu machen. Entscheidend wird sein, wie gut es gelingt, diesen Wandel zu gestalten und die Belegschaft entsprechend zu qualifizieren.
Wer seine Karriere in die eigene Hand nehmen will, ist gut beraten Eigeninitiative zu ergreifen und den Bullen bei den Hörnern zu packen. Wie auch in vielen Jahrzehnten zuvor ist die Arbeitswelt einem stetigen Wandel unterlegen und die besten Möglichkeiten eröffnen sich denen, die sie selbst schaffen.
Kathrin Gnilka | filterVERLAG