Seit zwei Jahren steigt die Arbeitslosenquote deutschlandweit an, auch im Agenturbezirk Regensburg haben immer mehr Menschen keinen Job.
Robert Brüderlein, Pressesprecher der Agentur für Arbeit Regensburg, erklärt im Interview, welche Berufsbereiche es derzeit schwer haben und welche Gründe es für die Arbeitslosenquote trotz Fachkräftemangel gibt.
Ein Interview mit Robert Brüderlein, Pressesprecher der Agentur für Arbeit Regensburg.
Was sind ihrer Meinung nach die Gründe für den Anstieg und hat er womöglich mit der Einführung des Bürgergeldes zu tun?
Die Kriegsflüchtigen aus der Ukraine haben zum Teil für einen leichten Anstieg in den Jahren 2022 und 2023 gesorgt, die Arbeitslosenquote blieb aber relativ stabil. Die Zahlen von 2024 sind dagegen deutlich höher. Im Vergleich zum Vorjahr ist die Arbeitslosigkeit in Deutschland um 7,3 Prozent, in Bayern um 12,1 und im Agenturbezirk Regensburg (Stadt und Landkreis Regensburg, Kelheim und Neumarkt) um 12,4 Prozent gestiegen. Diese deutliche Erhöhung basiert auf einer abgeschwächten Konjunktur, verbunden mit sinkenden Exporterwartungen und Investitionen, der kriselnden Bauwirtschaft und einem gedämpften Konsumverhalten. Auch durch den Strukturwandel am Arbeitsmarkt, unter anderem geprägt von Dekarbonisierung, erneuerbare Energien, Digitalisierung und dem Einsatz von künstlicher Intelligenz verändern sich Berufsfelder und Tätigkeitsbeschreibungen. Ein Zusammenhang mit dem Bürgergeld ist nicht erkennbar.
In welchen Branchen steigt die Arbeitslosenquote am meisten an?
Im Gebiet der Stadt und des Landkreises Regensburg verzeichnen wir die höchsten Zugänge von Arbeitslosen in den Bereichen der fertigungstechnischen Berufe, der Verkehrs- und Logistikberufe und in den Lebensmittel- und Gastgewerberufen.
Gibt es einen Zusammenhang zum Fachkräftemangel in Bezug auf die Branchen, die aktuell an Arbeitskräften verlieren?
Tätigkeiten fallen weg, andere entstehen. So entstehen einerseits Arbeitslosigkeit und andererseits ein Fachkräftemangel. Themen wie die Anpassung an neue Berufsbilder und Qualifizierung rücken verstärkt in den Fokus.
Es ist immer häufiger von Kündigungswellen der „Big Player“ in der Region die Rede. Beobachten Sie das auch bei uns in Regensburg?
Große Kündigungswellen sind in unserem Agenturbezirk bisher nicht erfolgt. Strukturelle Anpassungen werden von Seiten der Unternehmen laufend vorgenommen. Insgesamt entwickelt sich die Beschäftigungssituation in unserem Agenturbezirk nach wie vor positiv. Seit 2018 ist die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten kontinuierlich von 264.607 auf aktuell 281.355 gestiegen.
Werden immer mehr Arbeitsplätze auch ins Ausland verlegt?
Eine Abwanderung ins Ausland nach Branchen ist in unserem Agenturbezirk nicht erkennbar. Wir verzeichnen nach wie vor einen Beschäftigungsaufwuchs, wenn auch nur noch in geringerem Ausmaß. In wie fern sich Produktionsverlagerungen ins Ausland auf Arbeitsplätze auswirken, hängt stark vom Umfang der Verlagerungen ab. Bisher erkennen wir für unseren Agenturbezirk noch keine Auswirkungen.
Vielen Dank Herr Brüderlein für diese Informationen.
Ein Interview von Sarah Solleder | RNRed