Der Countdown zu den Bundestagswahlen läuft. Damit Sie sich einen guten Überblick über die Kandidaten und deren Wahlprogramme verschaffen können, werden wir hier auf den Regensburger Nachrichten täglich Stellungnahmen der einzelnen Kandidaten zu wichtigen Themen veröffentlichen.
Den Anfang machen die Freien Wähler zum Thema Fachkräftemangel.
Regina Seebauer-Sperl wurde erst kurz vor Weihnachten zur neuen Direktkandidatin der Freien Wähler gewählt. Trotz der kurzen Vorbereitungszeit stellte auch sie sich unseren Fragen zu brennenden Themen, die Deutschland bewegen. In unserem ersten Gespräch widmen wir uns einem Problem, das deutsche Firmen vor große Herausforderungen stellt – dem Fachkräftemangel.
filterRedaktion:
Im Jahr 2023 fehlten rund 530.000 Fachkräfte. Dadurch verlor die deutsche Wirtschaft rund 50 Milliarden Euro. Bis zum Jahr 2027 könnten rund 730.000 qualifizierte Kräfte fehlen. Besonders der Verkauf, soziale und Gesundheitsberufe sowie das Handwerk leiden. Welche Konzepte gibt es von Ihrer Seite, um den Arbeits- und Fachkräftemangel zu bekämpfen und wie planen Sie, Zuwanderer in diese Konzepte einzubinden?
Regina Seebauer-Sperl, Freie Wähler:
Deutschland verliert jährlich rund 210.000 gut ausgebildete deutsche Fachkräfte ins Ausland – und zu wenige kehren zurück. Wir wollen unseren heimischen Arbeitsmarkt wieder attraktiv machen, mit besseren Rahmenbedingungen wie „mehr Netto vom Brutto“, flexibleren Arbeitszeitmodellen und familienfreundlichen Angeboten wie erschwinglicher Kinderbetreuung. Digitalisierung muss stärker genutzt werden, um den Arbeitsalltag moderner und effizienter zu gestalten.
Wir fordern eine Anpassung der Arbeitszeitregelungen an die EU-Arbeitszeitrichtlinie: wöchentliche statt tägliche Höchstarbeitszeit. Arbeitsprozesse sollen flexibler und familienfreundlicher gestaltet werden, ohne den Arbeitnehmer- und Gesundheitsschutz zu gefährden.
Deutschland muss sich auch wieder für hoch qualifizierte Fachkräfte aus dem Ausland öffnen. Dafür braucht es eine echte Fachkräfteeinwanderung und eine bessere Willkommenskultur. Die unkontrollierte Flüchtlingspolitik der letzten Jahre mit hoher Zuwanderung in unsere Sozialsystem hat hier mitunter viel verbrannte Erde hinterlassen – die Offenheit der Deutschen hat sich seit 2015 deutlich eingetrübt. Daher müssen wir irreguläre Migration stoppen und klare Perspektiven für zugewanderte Fachkräfte schaffen.
Um berufliche Bildung aufzuwerten, setzen wir auf die Gleichstellung von Meister- und Masterabschlüssen. Das Handwerk braucht mehr Nachwuchs! Mit besserer Berufsorientierung und gezielter Förderung stärken wir die duale Ausbildung und bieten jungen Menschen eine attraktive Karriereperspektive.
Wir fördern lebenslanges Lernen mit einer Weiterbildungsoffensive. Arbeitnehmer aller Altersgruppen sollen Zugang zu modernen Lernmethoden wie Fernunterricht und Schulungen in Digitalisierung und neuen Technologien erhalten.
Unter den fehlenden Fachkräften sind ca. 200.000 Pflegekräfte. Neben einer langfristigen Attraktivitätssteigerung durch bessere Bezahlung und Arbeitsbedingungen fordern wir schnelle Lösungen:
- Delegation von Pflegeaufgaben an angelernte Kräfte
- Fortbildungen für medizinische Fachberufe (beispielsweise Fortbildung für medizinische Fachangestellte und Ergotherapeuten zu Pflegekräfte)
- Anerkennung weiterer Berufsgruppen (wie z. B. Heilerziehungspfleger) als Pflegefachkräfte
Selbstverständlich haben wir auch die anderen Kandidaten zu diesem Thema befragt. Bleiben Sie dran und erfahren Sie, welche Lösungsvorschläge CSU, SPD, Grüne und Co. bieten, um diese Herausforderung zu meistern.
Kathrin Gnilka / RNRed