Bald ist Ostern. Es gilt die allgemeine Annahme, der Osterhase stamme vom Feldhasen ab. Grund genug, sich näher mit ihm zu beschäftigen: Warum er als Kräuterprofi gilt, weshalb nur 30 Prozent seiner Jungen überleben und worauf man als Mensch – besonders als Hundebesitzer – im Frühjahr dringend achten sollte, um Feldhasen zu schützen.
Bald ist Ostern und damit rückt auch der Osterhase wieder mehr in den Fokus. Da dieser angeblich vom Feldhasen abstammt ist es höchste Zeit, etwas über ihn zu erfahren. Mit seinen langen Ohren, dem weichen Fell und dem kurzen Stummelschwanz ist er besonders im Frühjahr häufig auf Feldern und Wiesen unterwegs und wir freuen uns, wenn wir einen Feldhasen dabei beobachten, wie er seine Haken schlägt. Dabei wissen die meisten kaum etwas über den sportlichen Kräuterprofi. Wie dieser lebt, warum nur maximal 30 Prozent seines Nachwuchses überlebt und was jeder einzelne tun kann, um ihn zu schützen.
Unterschied zwischen Feldhase und Kaninchen
Die Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL) beschäftigt sich intensiv mit dem Feldhasen und seinen Gewohnheiten. Sie haben lange Ohren, einen schlanken, großen Körper und dazu kräftige Hinterbeine. So unterscheidet der Feldhase sich auch deutlich von einem Kaninchen, das kleiner ist und kurze Ohren hat.
Der Feldhase ist ein Einzelgänger
Feldhasen sind ursprünglich Steppenbewohner, die sich an unsere mitteleuropäische Kulturlandschaft angepasst haben und überall in Bayern vorkommen. Sie behalten ihr Revier ein Leben lang und durchstreifen ein Gebiet von bis zu 50 Hektar, das sind 500.000 Quadratmeter oder 70 Fußballfelder. Anders als Kaninchen, die Baue graben und in Kolonien leben, sind Feldhasen Einzelgänger und suchen sich mehrere geschützte Ruheplätze, die sogenannten Sassen. Je mehr verschiedene Strukturen, das sind Hecken, Grasstreifen, Blühflächen oder Feldraine, ihnen im nahen Umkreis zur Verfügung stehen, desto kleiner ist die benötigte Reviergröße.
Störungen des Menschen als Gefahr für Jungtiere
Nach der anstrengenden Paarungszeit, die hauptsächlich im April bis Anfang Mai stattfindet, kommen nach rund 42 Tagen die ersten jungen Hasen zur Welt. Die eins bis fünf Jungen werden behaart und sehend geboren und können bereits nach wenigen Stunden laufen, sind Nestflüchter. Die Häsin versorgt sie die nächsten vier bis fünf Wochen mit nahrhafter Muttermilch. Im Jahr können Feldhasen bis zu viermal Nachwuchs gebären. Das Überleben der Jungtiere hängt von guter Nahrungsversorgung des Muttertiers, der Witterung, Fressfeinden sowie Störungen durch den Menschen ab. Meist überleben nur 20 bis 30 Prozent der Jungtiere bis zum nächsten Herbst. Falls Sie beim Spaziergang zufällig einen vermeintlich alleine sitzenden jungen Feldhasen entdecken, bitte sitzen lassen und sich langsam entfernen.
Hunde im Frühjahr an der Leine halten
Bei hasenfreundlichen Verbindungen zwischen den Lebensräumen können sie leichter Nahrung und Schutz vor Nässe oder Kälte finden sowie Feinde und Konkurrenz vermeiden. Entscheidend sind viele Randlinien als Übergänge zwischen offenen Flächen, wie den frisch eingesäten Äckern im Frühjahr oder nach der Ernte im Sommer und Flächen mit dauerhaft dichtem Pflanzenbewuchs. Wenn sich Feldhasen in ihrem Revier sicher fühlen, werden sie auch tagsüber aktiv und lassen sich bei Spaziergängen gut beobachten. Dabei verharren die Feldhasen sehr lange und sprinten oft erst direkt vor Kontakt mit Menschen los. Daher ist es auch überlebenswichtig, jetzt im Frühjahr und Frühsommer die Hunde an der Leine zu halten. Die Häsin überlässt ihre Jungen tagsüber sich selbst und kommt nur im Schutz der Dämmerung zum Säugen. Die kleinen, unerfahrenen Junghasen wären leichte Beute für wildernde Hunde.
Feldhase als Kräuterprofi
Das vegetarische Nahrungsspektrum des Feldhasen ist breit. Es umfasst knackige und überall wachsende Kulturpflanzen – aber vor allem mag der Kräuterprofi zarte und abwechslungsreiche Wildpflanzen. Die unzähligen Heilkräuter der Feldhasen haben den Begriff der „Hasenapotheke“ geprägt. Löwenzahnblätter etwa liefern Vitamin C für den Stoffwechsel, Sauerampfer bringt die Immunabwehr auf Zack und Barbarakraut versorgt mit Folsäure. Gerade im Frühjahr zur Fortpflanzungszeit sind Feldhasen auf eine besonders gute Nahrung angewiesen. Das hält sie bei Kräften, wenn sie mit bis zu 80 km/h über Felder und Wiesen rennen und ihre Haken schlagen.
Vielfältige Ackerkulturen unterstützen den Feldhasen
Die Landwirtinnen und Landwirte unterstützen die Feldhasen, indem sie vielfältige Ackerkulturen anbauen, artenreiche Wiesen schaffen, blütenreiche Säume und Wegränder entstehen lassen. Sie pflegen die für die Hasen wichtigen Hecken, legen mehrjährige dichtbewachsene Brachen und Blühflächen an. Im Herbst säen sie sogenannte Zwischenfrüchte, die auch im Herbst Nahrung bereit halten, in der kargen Winterzeit den Boden bedecken und Schutz vor Kälte und Schnee bieten. Ein Großteil dieser agrarökologischen Maßnahmen werden über das Bayerische Kulturlandschaftsprogramm (KULAP) gefördert.
Lebensräume für Feldhasen schaffen
Wildlebensräume brauchen nicht „schön“ auszusehen, sondern entscheidend ist, dass sie die Lebensraumansprüche der dort lebenden Wildtierarten erfüllen. So sind es vor allem wild anmutende Strukturen, wie Blühflächen oder Brachen, „ungepflegte“ Wegränder oder Säume, die ökologisch äußerst wertvoll sind. Dieses Verständnis für die Zusammenhänge zwischen Landschaft und Wildtieren zu wecken und aktiv mehr Lebensräume zusammen mit Landwirten, Jägern und Kommunen zu schaffen, ist Aufgabe der Wildlebensraumberatung in Bayern. Sie unterstützt Betriebe bei der Gestaltung der Wildlebensräume. Online befinden sich weitere Informationen zu diesem Angebot. Alternativ können auch die Lehrpfade, wie beispielsweise in Grub im Landkreis Ebersberg, genutzt werden. Eine weitere Möglichkeit ist, auf den örtlichen Ansprechpartner für Wildlebensraumberatung am Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten zuzugehen.
Weitere Informationen
Weitere Informationen für Menschen, die sich für den Feldhasen und die Wildlebensraumberatung interessieren, finden zusätzliche Informationen auf den folgenden Seiten:
Erlebnis für Familien und Interessierte: Agrarökologische Lehr- und Erlebnispfade
Wildlebensraumberatung in Bayern
Film: Wie funktioniert die Wildlebensraumberatung
Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL) / RNRed