Wenn man zur Zeit an der Donau auf Höhe der Wöhrdstraße entlangschlendert, trifft man nur einige Fußminuten hinter den Pesthöfen auf das "Paradies": Ein ökologisches und soziales Experiment von einer Gruppe, die den Wunsch nach einem Ort hat, der alle Leute willkommen heißt und an dem das Miteinander groß geschrieben wird.
Man sieht das Lager schon von Weitem: Zwei Baumhäuser, bunte Decken, weiche Kissen, eine Feuerstelle, ein voll ausgestattete Küche, ein Traumfänger, eine Diskokugel, eine Bühne und vor allem: Viel Grün! "Warum soll ich mir mit einem Aquarium die Natur ins Haus holen? Mach doch dein Haus in die Natur!", sagt auch Peter (41), der momentan hier kampiert.
"Natur pur" heißt es seit mehreren Wochen am Donauspitz, denn so lange steht das Camp schon. Ein harter Kern aus 5 Leuten rund um Stefan (45) hat sich das Projekt ausgedacht. Mit ein paar helfenden Händen, angeschwemmten Baumspenden, Spenden und eigenen mitgebrachten Gegenständen wurde das Spektakel möglich gemacht und lädt nun alle zum Vorbeischauen ein. Doch wozu mitten in der Natur ein Camp aufschlagen? Die Antwort kommt von Stefan, der in einem Songtext das Anliegen auf den Punkt bringt. So heißt es in der Mitte des Liedes: "Der Sinn steht uns nach Heiterkeit, wir suchen Frieden, nicht den Streit. Brauchen bloß einen Platz zum lachen lachen, singen singen, basteln, machen."
Relaxen und Reden
Der Plan der Aussteigergruppe war es, einen Platz zu errichten, der nichts mit dem Konsum, den laut Stefan die Kneipendichte in Regensburg mit sich bringt, zu tun hat und an dem man Ruhe und Entspannung erleben kann. Hier wird jeder so akzeptiert, wie er ist, Vorurteile haben hier keine Chance. Diese Philosophie wird von den Besuchern sehr positiv aufgenommen. Sie zieht vor allem junge Menschen an, die viele Fragen bezüglich der Orientierung im Leben haben und "die ihren Fokus auf sich selbst nicht kriegen". Im Paradies erhalten Sinn- und Erholungssuchende verschiedene Angebote: Es gibt neben einer Bühne, auf der die Besucher ihr Talent zum Besten geben können, etlichen Chillecken zum Quatschen und neue Leute kennenlernen und auch Yogastunden wurden eingeführt, um sich selbst und seine innere Ruhe zu finden. Für diesen Markt der Möglichkeiten bringt der 45-Jährige auf den Punkt: "Wer mitmachen will, macht mit und wer nicht will, der lässt es bleiben."
Besonders schön ist, dass am Donauspitz nicht nur drei Generationen aufeinander treffen, sondern auch verschiedene Berufsgruppen und allerhand Ansichten über das Leben. Es wird diskutiert, informiert und untereinander ausgetauscht ? und es herrscht unglaublich viel Respekt und Toleranz.
Zukunft ungewiss
Allerdings müssen die "Paradieser" ihr kreatives Camp vielleicht bald aufgeben, denn sie befinden sich in einem Gebiet, das unter Denkmalschutz steht. Aufgrund von Naturschutz- und Sicherheitsaspekten muss das "Paradies" geräumt werden ? die Frist dazu läuft nächste Woche ab. Obwohl das Experiment bei den Ämtern großen Anklang findet und positiv aufgenommen wird, bleiben einige Probleme: Da für herabfallende Äste die Stadt haftet, ist es zu gefährlich, das Lager weiterhin stehen zu lassen und auch um die Verschmutzung, die anfällt, machen sich die Behörden sorgen.
Dabei helfen am Donauspitz alle zusammen: Müll wird aufgeräumt, Leergut entsorgt und Scherben aufgesammelt. "Ich finde, das ist ein sehr fairer Umgang mit der Natur, immerhin ist doch der ganze Planet ein Naturdenkmal." Im Gegensatz zu anderen Orten auf der Welt, die ohne Rücksicht auf Verluste verschmutzt werden, betreiben sie so etwas wie Denkmalpflege, so Stefan.
Alternative Lösung
Doch wie geht es jetzt weiter mit dem Regensburger "Paradies" an der Donau? Wird das Lager, das so unfassbar viel Gemütlichkeit und Gelassenheit ausstrahlt und den Besuchern Entspannung bietet, bestehen bleiben dürfen? Oder muss es letztendlich doch abgebaut werden? Peter hofft, dass eine Alternativ-Lösung gefunden werden kann, mit der sowohl das "Paradies" als auch die Ämter zufrieden sind. Den Gründern und den Besuchern bleibt bis dahin nichts anderes übrig, als abzuwarten. Aber solange es noch steht, lohnt es sich auf jeden Fall, im kreativen Camp vorbeizuschauen und um einige Erfahrungen reicher wieder nach Hause zu gehen.