Der Bayerische Fußball-Verband (BFV) hat die endgültigen Richtlinien für die anstehende Hallenfußball-Saison 2013/2014 beschlossen. Alles zu den Veränderungen, Hintergründen und möglichen Ausnahmeregelungen erfahren Sie hier.
Es ist beschlossen: Der BFV hat die endgültigen Richtlinien für die kommende Fußballsaison nun veröffentlicht. Demnach stellt der BFV bei den Bayerischen Hallenmeisterschaften sowohl im Jugend- als auch Erwachsenenbereich von klassischem Hallenfußball auf Hallenfußball nach FIFA-Regeln (Futsal) um. Auf Kreis- und Bezirksebene darf vom Regelwerk abweichend bei den Erwachsenen (Herren, Frauen, Senioren) in diesem Winter alternativ noch mit Seiten- und/oder Rundumbande sowie breiten Toren gespielt werden. Zudem kann im Erwachsenenbereich bei der Vor-, Zwischen- und Endrunde der Kreismeisterschaften im Übergangsjahr optional auch noch nach den alten Richtlinien der letzten Hallensaison gespielt werden.
Bei privaten Hallenturnieren lässt der Verband weitere flexible Spielmöglichkeiten zu: So kann in der Hallenfußball-Saison 2013/2014 entweder komplett nach Futsal-Regeln oder alternativ (erlaubte Abweichungen) weiterhin mit Seitenbande oder Rundumbande, großen Toren, einem normalen Hallenfußball und ohne kumulierte Fouls gespielt werden. Ob, und wenn ja, welche Abweichungen zur Anwendung kommen, entscheiden die Vereine selbst. Private Hallenturniere können sowohl im Jugendfußball als auch bei den Erwachsenen ebenfalls noch komplett nach den alten Richtlinien ausgetragen werden.
Interview mit Jürgen Faltenbacher
Die endgültigen Richtlinien sind beschlossen. Im Interview erläutert Jürgen Faltenbacher die Hintergründe der Entscheidung. Der BFV-Schatzmeister und Vorsitzende der BFV-Hallenkommission beschreibt die möglichen Ausnahmeregelungen für die Vereine und erklärt die wesentlichen Unterschiede im Regelwerk von klassischem Hallenfußball und Futsal.
Herr Faltenbacher, warum stellt der BFV von klassischem Hallenfußball auf Futsal um?
Jürgen Faltenbacher: Eine Fortführung des bisherigen Meisterschaftsdualismus mit einem parallel laufenden Spielbetrieb von klassischem Hallenfußball und Futsal macht weder für die Vereine, noch für die Zuschauer, noch für die Verbandsmitarbeiter Sinn. Der Aufwand war immens und ein effektives Sponsoring ist nur für eine Meisterschaft möglich. Natürlich weiß ich, dass der klassische Hallenfußball in einigen Regionen Bayerns eine große Tradition hat, aber Fakt ist auch: Futsal ist die weltweit einzige offizielle Hallenfußballvariante, Futsal boomt international und national und der DFB fordert bei dieser Entwicklung auch die Mitwirkung Bayerns ein. Dem können wir uns nicht verschließen, zumal es wirklich gute Argumente für Futsal gibt.
Welche sind das?
Jürgen Faltenbacher: Futsal fördert gerade unseren Nachwuchs wesentlich besser als der klassische Hallenfußball. Der Futsal-Ball springt weniger auf, das erleichtert die Ballkontrolle. Im Vordergrund stehen also die technischen Fertigkeiten. Das ist nicht meine Exklusiv-Meinung, sondern wird zum Beispiel auch von Trainern wie Pep Guardiola so gesehen, der ein großer Befürworter des Futsals ist und typische Elemente wie viele Ballkontakte und Kombinationsspiel auf engstem Raum in seine Trainingsarbeit einbaut. Kurios ist doch: Wir alle bewundern Fußballer wie Messi, Christiano Ronaldo, Iniesta, Neymar, Robinho oder Xavi für ihre außergewöhnlichen Fähigkeiten. Wir erinnern uns gerne an Spieler wie Pelé, Luis Figo oder Zinedine Zidane. Sie alle haben in der Jugend Futsal gespielt. Ganz offensichtlich wollen viele das aber nicht wahrhaben. Das erschließt sich mir nicht. Gibt es ein besseres Argument, als wenn die besten Fußballer des Welt fast alle Futsal gespielt haben? Das Regelwerk macht das Spiel zudem schneller und es wird ganz sicher weniger 'gebolzt'. Auch das Verletzungsrisiko ist beim Futsal wesentlich geringer.
Dennoch: Die Vereine sind teilweise von der Umstellung überrascht.
Jürgen Faltenbacher: Das kann ich, völlig unabhängig davon, welche Meinung man als Verein zum Futsal hat, ehrlich gesagt nicht ganz nachvollziehen. Wir haben seit Jahren offen kommuniziert, dass die Umstellung kommen wird. Beim Hallenfußball sind wir deshalb lange zweigleisig gefahren, um den Vereinen maximalen Spielraum für die Umstellung zu geben und den Übergang einfacher zu gestalten. Es gibt auch Vereine, die das Futsal-Angebot längst für sich entdeckt haben und regelmäßig große Erfolge feiern. Beispielsweise hat der FC Bayern Kickers Nürnberg es 2011 bis ins Endspiel um die Deutsche Futsalmeisterschaft geschafft.
Kritiker sagen hingegen den "Tod des Hallenfußballs" voraus. Keine Zuschauer, keine Stimmung, kein Spektakel mehr?
Jürgen Faltenbacher: Natürlich ist Futsal erst einmal neu und bei vielen Vereinen in Bayern noch relativ unbekannt. Was unbekannt ist, wird in der Regel zunächst sehr kritisch, zum Teil auch ablehnend betrachtet. Aber mal ganz ehrlich: Warum soll eine Mannschaft von ihren Anhängern jetzt beim Futsal weniger angefeuert werden als beim klassischen Hallenfußball? Die Zuschauer freuen sich doch genauso über Tore, Siege ihrer Mannschaft und das eine oder andere 'Kabinettstückchen' der Spieler. Und warum soll ein 0:1-Rückstand 30 Sekunden vor dem Ende beim Futsal weniger spannend sein? Ein Futsal-Turnier am gleichen Tag, in der gleichen Halle, mit den gleichen Teams, dem gleichen Engagement ausgerichtet und nicht zuletzt mit der identischen medialen Vorberichterstattung kann aus meiner Sicht auch den gleichen Zuspruch erfahren wie ein traditionelles Hallenfußballturnier. Vielleicht hilft auch ein Blick ins Ausland.
Inwiefern?
Jürgen Faltenbacher: In Europa ist Spanien führend. Hier gibt es seit 1989 eine Futsal-Profi-Liga. Das öffentliche Interesse ist absolut da, es werden sogar Spiele live im TV übertragen. England hat 2008 reagiert und die dreigleisige FA Futsal League mit aktuell 23 Mannschaften geschaffen. Frankreich hat 2009 seine Futsal-Liga offiziell eingeführt. Deutschland ist die einzige Top-Fußballnation, die noch keine Liga und keine Futsal-Nationalmannschaft hat. Ich denke, es sind viele Vorurteile im Spiel und deshalb werbe ich dafür, dieser neuen Art von Fußball erst einmal eine Chance zu geben, bevor alles schlecht geredet wird.
Was sind denn die wesentlichen Unterschiede mit Blick auf die neuen Richtlinien?
Jürgen Faltenbacher: Es wird ohne Bande mit einem kleineren, sprungärmeren Ball auf Handball-Tore gespielt. Die Fouls werden pro Mannschaft zusammengezählt und ab einer bestimmten Anzahl gibt es einen Strafstoß aus zehn Metern, ohne Mauer. Der "normale" Strafstoß wird aus sechs Metern ausgeführt. Es gibt neben indirekten jetzt auch direkte Freistöße. Bei Ballbesitz darf eine Mannschaft nur noch einmal zum Torwart zurückspielen. Das macht das Spiel schneller und interessanter, weil nicht mehr lange abgewartet und taktiert werden kann. Ist der Ball im Aus, wird nicht mehr eingerollt, sondern eingespielt. Dazu hat der Spieler maximal vier Sekunden Zeit. Pro Halbzeit kann der Trainer eine Auszeit von einer Minute nehmen. Und es gibt zwei Schiedsrichter.
Was sagen Sie Vereinen, die für ihre eigenen Turniere teure Banden angeschafft haben und jetzt auf die Barrikaden gehen?
Jürgen Faltenbacher: Dass sie bei privaten Hallenturnieren auch weiterhin mit ihrer Bande spielen können.
Die neuen "Richtlinien für Hallenfußball" gelten also nicht für alle Turniere?
Jürgen Faltenbacher: Doch, grundsätzlich schon. Es gibt darin aber Ausnahmeregelungen, mit denen wir den Vereinen gerade bei privaten Hallenturnieren entgegenkommen. Dort darf alternativ weiterhin mit Seitenbande oder Rundumbande, großen Toren, einem normalen Hallenfußball und ohne die Bestimmungen zu den kumulierten Fouls gespielt werden. Die Vereine können also selbst entscheiden, ob sie Abweichungen anwenden und wenn ja, welche. Das gilt für alle, Herren, Senioren, Frauen, Junioren und Juniorinnen. Wer noch mit Bande spielen will, braucht also nicht, wie teilweise befürchtet, ständig die Banden auf- und abbauen, wenn er an einem Wochenende mehrere Turniere im Erwachsenen- und Jugendbereich hat. Und es gibt für alle in dieser Hallensaison noch die Sonderoption, nach den Hallenrichtlinien des letzten Winters zu spielen. Anders sieht es bei den offiziellen Hallenturnieren aus.
Wie ist da die Regelung?
Jürgen Faltenbacher: Bei den Bayerischen Hallenmeisterschaften auf Verbandsebene gibt es keine Ausnahmen. Das heißt: Es wird uneingeschränkt Futsal gespielt. Bei den Bezirksmeisterschaften können Herren, Frauen und Senioren in diesem Winter alternativ noch mit Bande und großen Toren spielen. Diese beiden Abweichungen sind auch bei den Vor-, Zwischen- und Endturnieren der Kreismeisterschaften erlaubt. Auf Kreisebene gibt es bei den Erwachsenen sogar noch die Sonderoption, in der Saison 2013/2014 nach den alten Hallenrichtlinien des letzten Winters zu spielen. Die Jugend spielt sowohl auf Kreis-, Bezirks- und Verbandsebene bei den offiziellen Turnieren schon in diesem Jahr ohne Ausnahmen Futsal. Ab der nächsten Hallensaison soll das dann auch bei den Erwachsenen der Fall sein.
BFV beschließt Richtlinien für Hallenfußball-Saison 2013/2014
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