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Die Strahlen teilen die Wolken in unzählige kleine Abschnitte und tauchen den Himmel in ein sanftes orangenes Licht. So nahe waren wir dem Sonnenuntergang wohl noch nie. "Noch ein kleines Stück und wir können nach den Wolken greifen", flüstert Horst Baumler. Denn hier, rund 900 Meter über dem Erdboden, ist es vollkommen still. Nur das Rauschen des Dauerbrenners, der die Luft im Inneren unseres Ballons erhitzt, durchbricht ab und zu die himmlische Ruhe.

Ein Panorama-Blick der Extraklasse. In welche Richtung wir uns auch wenden, der Ausblick reicht bis zu 80 Kilometer. Ballonpilot Schorsch Höcherl deutet auf irgendeinen Punkt am Horizont: "Dort hinten liegt Straubing." Er dreht sich einmal um 180 Grad. "Und hier seht ihr die Walhalla." Wieder zeigt sein Finger auf einen klitzekleinen Punkt in der Ferne. Und doch. Bei genauem Hinsehen und einer kleinen Portion Fantasie erkennen wir sogar die Stufen, die auf das historische Denkmal in Donaustauf führen. Fast jeder der 18 Passagiere zückt spätestens zu diesem Zeitpunkt seine Kamera und richtet die Linse auf die Walhalla. Und den traumhaften Sonnenuntergang. Und den winzigen Traktor unter uns. Auch Horst. Der 22-Jährige hatte Glück, von den vielen Fliegerfreunde, die sich für diese Ballonfahrt bei mir auf Facebook beworben haben, darf er heute mit auf große Tour gehen. Normalerweise arbeitet Horst auf sicherem Boden mit Behinderten zusammen, unternimmt verschiedene Ausflüge, mit einer großen Portion Geduld und Einfühlungsvermögen. "Es sind vor allem die kleinen Dinge im Leben, die einfach wunderschön sind", so Horst. "Auf diese Ballonfahrt freue ich mich riesig, aufgeregt bin ich auf jeden Fall."


Horst dreht sich begeistert in alle Richtungen, er genießt das Erlebnis sichtlich. Die Sonnenstrahlen glitzern auf seinem Gesicht, die Augen strahlen. So hoch hinaus kam er bisher noch nicht. "Ich wollte schon immer mal eine Ballonfahrt erleben. Aber irgendwie ergab sich bisher keine Gelegenheit", erzählt der Regensburger. "Ich bin glücklich, dass es jetzt endlich geklappt hat. Hier oben fühlt es sich einfach wunderbar an." Höhenangst? "Überhaupt nicht!" Dann herrscht wieder Stille in unserem Korb. Jeder hängt seinen eigenen Gedanken nach, keiner der Passagiere redet ein Wort. Ein magischer Moment. Faszinierend und berührend zugleich. Jeder genießt diese Fahrt, jeder für sich und doch alle gemeinsam.

Mit dieser Ruhe hat vor ein paar Minuten beim Start wohl noch niemand gerechnet. Alle packten tatkräftig mit an. Zuerst muss der Ballon ausgepackt und entrollt werden, dann blasen zwei Ventilatoren Luft in die riesige Hülle, die anfangs noch platt am Boden liegt. Doch innerhalb einer halben Stunde nimmt der Ballon Form an, wird immer größer und bäumt sich zu seiner vollen Statur auf. Mit einem Seil halten fünf Männer, darunter auch Horst, den Ballon am Boden und brauchen dafür ihre gesamte Muskelkraft. "Das war richtig anstrengend. Der Ballon entwickelt eine unglaubliche Kraft, wenn die Luft ihn aufbläht."

Dann ist es so weit: "Jetzt", schreit Schorsch. Auf sein Kommando klettern wir alle schnell in den Korb, befolgen genau die Anweisung, die er uns zuvor detailliert eingeschärft hat. Wir ducken uns und warten, bis der Ballon den Wind bekämpft und sich samt Korb endlich senkrecht aufrichten kann. Schorsch reguliert alles über den Dauerbrenner. Mit Erfolg. Nach gefühlten langen Minuten dürfen wir uns endlich aufrichten und sind erstaunt: Wir befinden uns schon circa 200 Meter über dem Boden. "Das war ein wilder Start", lacht Schorsch. "Der Wind hätte uns heute fast einen Strich durch die Rechnung gemacht. Normalerweise läuft der Abflug gemütlicher ab."

Vom anfänglichen Stress spürt man jetzt nichts mehr. "Das war eines der schönsten Erlebnisse, die ich je in meinem Leben gehabt habe. Danke für den wundervollen Abend", freut sich Horst. Nach 40 Kilometern endet unsere Reise irgendwo auf einem Feld bei Wöhrd an der Donau. Weiter geht es nicht, Naturschutzgebiet. Das Ziel einer Ballonfahrt entwickelt sich immer spontan, wohin der Wind einen zieht. Immer der Nase nach. Der Sonne entgegen. Mit den Wolken auf Augenhöhe.

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