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"Ein leichtes Schwert" heißt das erste Soloalbum von Judith Holofernes, mit dem sie seit Februar deutschlandweit durchstartet. Die Fans waren überrascht, aber sofort begeistert über den Alleingang. Nachdem sich die Band "Wir sind Helden" vor vier Jahren auf unbestimmte Zeit getrennt hat, konnte Frontfrau Judith Holofernes auf die Musik trotzdem nicht verzichten. Ein schwerer Schritt. Trotzdem ist sich die Sängerin sicher: " Das ist auf keinen Fall ein kleiner Abstecher, sondern ein neuer Weg."


Um welche Themen geht es in Ihren Songs hauptsächlich?

Nichtsnutzigkeit, Freiheit, Freude. Und das jeweilige Gegenteil.


Wie entstehen die Texte? Wann kommen Ihnen die besten Ideen?

Die besten Ideen kommen mir bei den Konzerten anderer Leute! Ich bin dann so beseelt, dass ich nach Hause gehen muss und sofort selbst neue Musik machen. Ansonsten: beim Spazierengehen.  Vor Allem kann ich beim Spazieren gut Songs fertig schreiben, weil sich zum Beispiel Reimprobleme im Laufen besser lösen lassen.


"Wir sind Helden" sind nach wie vor auf Eis gelegt. Warum haben Sie sich gemeinsam für die Trennung entschieden?

Ich glaube, kaum jemand hat auf dem Schirm, das wir Vier nie in einer Stadt gelebt haben, sondern in Berlin, Hamburg und Hannover. Von Anfang an! Das heißt, zusätzlich zu den Konzerten und Promo ?Reisen mussten sich für jede Bandprobe und jede Bandbesprechung zwei Leute in den Zug setzen. Wir waren im Schnitt, würde ich sagen, 120 Tage im Jahr unterwegs. In einem Jahr waren es 200. Am Ende war das mit fünf über die Band verteilten Kindern einfach nicht mehr zu machen ? zumindest nicht, wenn man sich albernerweise in den Kopf gesetzt hat, ein glückliches Leben zu führen.


Glauben bzw. wünschen Sie sich ein Comeback?

Na ja, an der Situation wird sich ja so schnell nichts ändern, mit Schulkindern wird das nicht einfacher. Und ich muss sagen: so schwer es für mich war, diese Band loszulassen ? ich bin sehr glücklich damit, wie es jetzt ist. Ich habe mit diesem ganz großen Erfolg auch immer meine Probleme gehabt, daher ist es schön für mich, wieder neu anzufangen. Das ist auf jeden Fall kein kleiner Abstecher, den ich da mache, sondern ein neuer Weg. Und ich freue mich natürlich sehr über die vielen Leute, die mitgehen.


Stand für Sie nach der Bandpause sofort fest, wieder alleine auf Tour zu gehen?

Nein, das war eher eine Erkenntnis, die mich von hinten überfallen hat. Nach ein paar Monaten habe ich wie nebenbei angefangen neue Songs zu schreiben, bis ich irgendwann dachte: Huch, ich mache eine Platte! Und als die dann fertig war, hat es mich auch wieder auf die Bühne gezogen.


Wo liegt der Unterschied "alleine" oder mit "Wir sind Helden" aufzutreten?

Na ja, alleine ist vielleicht nicht das richtige Wort, da ich bei dieser Tour jetzt ja mit fünf fantastischen Musikern und Musikerinnen auf der Bühne stehe. Das macht wahnsinnig Spaß! Und die Rolle der Bandleaderin bekommt mir erstaunlich gut, auch wenn ich früher davor zurückgescheut hätte.


Was gibt Ihnen die Musik?

Alles!


Sängerin ? War das ein Kindheitstraum?

Ja. Seit ich mit acht Jahren die Plattensammlung meiner Mutter entdeckt habe, mit vielen tollen Soulplatten, Singer ? Songwritern, Rock' n' Roll und französischem 60er Jahre ?Schlager...


Ist Ihr Ehemann bei der Tour dabei?

Nein, Pola arbeitet inzwischen hauptsächlich im Studio, als Produzent und Mischer. Den zieht es im Moment nicht besonders auf die Bühne. Und, mal ehrlich, wenn wir wieder mit Kind und Kegel losgezogen wären, dann hätten mir meine Freunde gerne einen Baseballschläger über den Kopf ziehen können. Deswegen haben wir ja unter Anderem mit den Helden aufgehört, weil Papa UND Mama in der gleichen Band ein ganz schön sportliches Unterfangen war. Ich bin jetzt viel weniger unterwegs, das dann aber, bis auf wenige Ausnahmen, alleine.


Sie waren schon vor der Bandgründung alleine als Musikerin unterwegs ? werden da alte Erinnerungen geweckt?

Nicht wirklich, eher habe ich das Gefühl, jetzt da zu sein, wo ich mich damals hingewünscht hätte... Ich wollte ja niemals wirklich alleine als Singer ?Songwriterin auf der Bühne stehen, ich wollte immer, dass die Leute gleichzeitig zuhören und tanzen. Mit dem Schwerpunkt gerne auf Tanzen.


Hat sich Ihr Musikverständnis und das Gefühl zur Musik mit den Jahren verändert?

Eigentlich habe ich eher das Gefühl, immer näher ranzukommen an das, was mir schon immer das Wichtigste an der Musik war. Das ist schwer zu beschreiben, es ist beinahe eine Art Voodoo. Aber auch auf einer vordergründigen Ebene kommt die Musik immer näher ran an etwas, das ich wahrscheinlich mit 19 schon versucht hätte, herzustellen ? wenn ich die Mittel dazu gehabt hätte.


Ihre Musik ist ein Mix aus 80er Jahre Groove Punk, 90er Jahre-Indie?Rock, Country, Zydeco und 60er Jahre Rock 'n' Roll. Kommt es gerade auf diese Vielfalt an?

Ich fand es besonders bei dieser Platte wichtig, einfach alles so zu machen, wie es mir durch den Kopf geht, ohne Filter. Und ich höre nun Mal all diese Musik mit Leidenschaft, und so fließt sie auch in meine Songwriting und meine Arragements mit ein. Ich hoffe natürlich, dass sich das alles durch meinen eigenen Ansatz, meine Handschrift, zu einem stimmigen homogenen Ganzen verbindet ? aber in erster Linie ging es mir darum, mich auszutoben.


Singen Sie auch gerne unter der Dusche oder beim Putzen?

Ich singe die ganze Zeit! Am liebsten höre ich morgens Dolly Parton und versuche, mit ihr mit zu zwitschern.


Was drückt das Soloalbum speziell für Gefühle aus?

Freiheit, hoffe ich, Spielfreude, und ein Gefühl, das mir über die Jahre ganz besonders lieb geworden ist: Scheißdraufigkeit.


Welches Lied liegt Ihnen besonders am Herzen? Warum?

Ich denke, das Kernstück ist tatsächlich Pechmarie, das jetzt auch gerade noch mal als Titelsong der Live-EP erschienen ist. Das Lied vereint vieles, was mir an dem Album wichtig war: Groove, Tanzbarkeit, Melancholie, Humor....


Warum singen Sie nur Deutsche Texte?

Ach, hin und wieder verirrt sich auch eine englische Zeile, ich versuche mich da möglichst wenig zu zensieren. Dass ich angefangen habe auf Deutsch zu schreiben und dann damit auch noch erfolgreich wurde, war beinahe ein Zufall. Aber ein glücklicher! Und ich finde es schön, in der Sprache zu schreiben, in der ich träume, so brauche ich nichts zu übersetzen.


Was ist das schönste Gefühl, wenn Sie auf der Bühne stehen?

Wenn die Leute mich anstrahlen. Wenn ich das Gefühl habe, dass das ein Erlebnis ist, das alle im Raum teilen und ich nicht wirklich das Gefühl habe, auf der Bühne von denen vor der Bühne getrennt zu sein.


Warum singen Sie nur Deutsche Texte?

Ach, hin und wieder verirrt sich auch eine englische Zeile, ich versuche mich da möglichst wenig zu zensieren. Dass ich angefangen habe auf Deutsch zu schreiben und dann damit auch noch erfolgreich wurde, war beinahe ein Zufall. Aber ein glücklicher! Und ich finde es schön, in der Sprache zu schreiben, in der ich träume, so brauche ich nichts zu übersetzen.


Heute tritt Judith Holofernes ab 20.30 Uhr mit ihrem Soloalbum "Ein leichtes Schwert" live in der Alten Mälzerei auf. Zur Zeit ist sie als Solokünstlerin auf ihrer ersten Clubtour unterwegs.

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Foto: Christoph Voy

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