section_topline
Redaktions-Hotline: +49 (0)941 59 56 08-0
section_mobile_logo_top
section_header
section_navigation
section_breadcrumbs
section_component

„Ich habe mich zum ersten Mal im Leben verstanden gefühlt“, erinnert sich Madame Demeter an ihre Anfangszeit als Domina. Als Herrscherin über die Untergebenen. Sie spielt mit dem Feuer, der dunklen Macht und unergründlichen Tiefen. Und sie genießt es. In vollen Zügen. Denn ihr Beruf ist ihre Leidenschaft. Mehr als das. Sie steht zu und auf ihren Job und alle Phantasien, die sie dort ausleben kann.



Jeder Mensch praktiziert auf irgendeine Art Sadomasochismus (SM). Bei der Kindererziehung, beim Umgang mit den Angestellten, beim Händeschütteln mit der Freundin. Selbst bei einer ganz normalen sexuellen Situation, wenn der Partner die Hände auf das Bettlaken drückt. Damit strahlt er Macht aus. Dominanz. „Schon allein das ist eine Fixierung. Ich übe das als Domina einfach nur verstärkt aus. Dominanz und Unterwerfung – und damit die psychische Grundlage des SM-Spiels findet sich im Alltag überall“, erklärt Madame Demeter ihre ganz eigene Sicht auf diese Thematik. Eine Sicht, die den Beruf Domina zu ihrem Traumberuf macht. „In keiner Session verstelle ich mich. Ich bin ein Freigeist und mache das, nach dem mir ist. Was mir Spaß bereitet. Ich muss alles genießen können, denn ich tue das nicht für ihn. Sondern für mich“, betont die 36-Jährige. „Klar, er nimmt meine Gesellschaft. Doch was ich tue, entscheide allein ich.“

Durch eine Zeitungsanzeige entdeckte die Industriekauffrau vor 15 Jahren diese vollkommen andere Welt. „Meine Oma meinte immer – Probieren geht über Studieren! Es war mir wichtig, dass ich mir eine eigene Meinung bilden kann. Und dann habe ich mich einfach hineingestürzt und meine eigene Leidenschaft blühte auf, ich habe ein Ventil gefunden.“ 2003 eröffnete Madame Demeter ihr erstes Studio, immer mit Unterstützung. „Anfangs war meine Familie schockiert, aber sie stehen hinter mir. Meine Mutter und Oma geben mir Rückendeckung.“ Da wundert es nicht mehr, dass die Vorhänge für den neuen Arbeitsplatz von der Oma höchstpersönlich genäht wurden. Madame Demeter versucht ihre Berufswahl im Hintergrund zu halten. Die engsten Freunde reagierten gelassen auf die neue Nachricht. „Das war klar“, so die Reaktion. Die selbstbewusste Frau lacht bei dieser Erinnerung. Laut und herzlich.

Lachen darf auch bei ihren Terminen nicht fehlen. „Warum sollte ich ein ernstes Gesicht machen, wenn ich doch Spaß habe? Wenn meine Probanten von einer Domina immer eine ernste Miene erwarten, müssen sie eben zu jemand anderem gehen!“ Madame Demeter gibt sich charakterstark. Selbstsicher. Eine Frau, die mit beiden Beinen mitten im Leben steht und weiß, was sie will. Nicht mal für die Liebe, für einen festen Partner würde sie sich verbiegen lassen. Eine Beziehung braucht und will sie überhaupt nicht. „Erstens gestaltet es sich schwierig in diesem Job jemanden kennenzulernen, zweitens habe ich nicht das Bedürfnis nach einem Partner. Mein Privatleben ist mein Berufsleben, mein Berufsleben ist mein Privatleben.“ Aber das stört die taffe Dame nicht. „Weil ich das, was ich tue, liebe.“

Ein Gefühl innerer Ehrlichkeit und Zufriedenheit breitet sich bei den Terminen aus. Ein Gefühl, das Madame Demeter zuvor nie spürte. Sie erforscht die dunklen Seiten der Seele mit einer großen Portion Hingabe und Herzblut. Der Moment, wenn ihre Phantasien wahr werden, sie in die Psyche fremder Menschen eintaucht, Macht über Körper und Seele ausübt, die Tiefen im anderen Part erkundet. Diese Momente lösen ein Glücksgefühl aus. Sie fühlt sich privat und geschäftlich unantastbar dominant. Unberührbar. Dabei kennt Madame Demeter ihre Vorlieben ganz genau. Bei Flagellation (Auspeitschung), Despotismus (Herrschaftsform), Verhör, Militärdrill, Folter und Sadismus blüht sie auf. „Wenn der Kunde etwas wünscht, das mir gegen den Strich geht, breche ich ab.“ Die Beherrschung hat bisher noch niemand verloren. Zum Glück. „Aber falls doch, wüsste ich mich definitiv zu wehren“, schmunzelt Madame Demeter. Ein absolutes No-Go? Sex mit der Kundschaft. „Das ist absolut undenkbar. Da habe ich meine Prinzipien!“

Vor allem früher sei es für die jungen Mädels schwierig gewesen, sich auf dem Markt zu behaupten. Stärke zu beweisen. Männern, die teilweise viel älter sind, zu zeigen, dass man nicht das niedliche Mädchen von nebenan ist. „Damit hatte ich persönlich allerdings nie Probleme“, wieder gibt Madame Demeter ihr sympathisches und offenes Lachen preis. Heute fällt es leichter, in die Branche einzusteigen. Der Beruf Domina ist schon etwas mehr anerkannt. Trotz allem fällt das Gewerbe noch immer unter die Prostitution.

Vertrauen bildet den wichtigsten Baustein, die Basis für eine gelungene Session. „Es fühlt sich einfach toll an, das bedingungslose Vertrauen zu spüren, das mir entgegen gebracht wird. In welcher anderen Lebenssituation kommt das schon vor?“, erklärt Madame Demeter. Die meisten Probanten stehen auf Leder und Latex, das klassische schwarze Studio (Dominanz), das weiße Studio (Klinik) und die Transvestit-Richtung. „Die Vorlieben sind sehr weit gefächert. Das geht in Tiefen, die man im normalen Leben nie erreichen würde“, weiß Madame Demeter. Jeder Besucher hat individuelle Vorstellungen, eine Session läuft sehr spontan ab. „Gerade das fühlt sich sehr, sehr lebendig an.“ Keine ist wie die andere. Die Abwechslung sorgt für erotische Stimmung und Spannung. Hitze. Anziehungskraft. Prickeln. Bis hin zum bittersüßen Schmerz.

Madame Demeter versucht ihre Probanten mit sämtlichen Mitteln zu verführen. Mit Disziplinierung, Züchtigung, extremer Erniedrigung, Korsettierung, Windel-Erziehung, Fußfolter, Nadeln, Elektrostimulation, Stromfolter, Sklavenvertrag, Isolation, Käfighaltung, Katheterisierung, Harnröhrenpenetration, Orgasmuskontrolle, Hodensack-Infusionen mit Kochsalzlösung, Elektrotherapie im Genital- und Analbereich... die Liste ließe sich unendlich fortsetzen. Denn der Phantasie sind keinerlei Grenzen gesetzt. Bei der Domina existiert ein Ort, an dem die dunkelsten Sehnsüchte gestillt werden können. Am Tag stehen maximal drei Termine oder Langzeitbehandlungen in ihrem Kalender, mehr wäre zu viel. Es gibt aber auch ruhige Tage, an denen weit weniger los ist. Manchmal nehmen nur die im Studio eingemieteten Damen Termine wahr. „Ich will nicht unter Druck oder Muss geraten.“

Natürlich muss sich Madame Demeter als Domina, Unternehmerin und Studioleiterin ebenso mit rechtlichen Vorschriften, Buchführung und Steuern beschäftigen. „Auch ein Dominastudio ist ein voll ausgebildeter Gewerbebetrieb. Wem das zu kompliziert ist, darf sich nicht selbstständig machen, sondern muss sich in ein bestehendes Studio einmieten. Damit alles reibungslos abläuft, muss der Studioalltag gut geplant und organisiert, Einkäufe erledigt und peinlichst genau auf die Hygiene geachtet werden.“

Für eine Stunde zahlen die Untergebenen 230 Euro. Mit Latex 250. Von einer Stunde über die ganze Nacht gibt es alle Wünsche. Es kommt auf die Neigungen an, das Zeitfenster und natürlich die finanziellen Hintergründe. Dringend notwendig sind vor allem ein Vor- und Nachgespräch, die sichum die persönlichen Empfindungen drehen. Doch welche Menschen besuchen eine Domina? Vom neugierigen 20-Jährigen bis hin zum 80-Jährigen kommt jeder auf seine Kosten. „Gerade wenn rüstige Rentner einen Termin vereinbaren, finde ich persönlich das ganz toll. Vor allem der Mix macht alles so spannend.“ Zum Kundenstamm zählen Studenten, Handwerker, Manager, Wissenschaftler und Berufstätige, die eine dominante Position haben. Nie Schwäche zeigen dürfen. Immer präsent sein müssen. Gerade solche Persönlichkeiten lassen sich gerne fallen. Ergeben sich. Liefern sich der Domina vollkommen aus.„Bei mir müssen sie nicht auf ihre Mimik und Gestik achten. Sie finden außer mir wenig Verbündete, bei denen das möglich ist“, weiß Madame Demeter. Von ihren Probanten ist niemand Single. Alle leben in einer Beziehung, scheinbar glücklich. „Der Respekt in der Beziehung ist sehr hoch. Die meisten haben Angst ihre wahren Bedürfnisse zu outen. Haben Angst, dass die Partnerin nicht mitspielt“, so Madame Demeter.

90 Prozent der Sexualität findet im Kopf statt. Durch Emotionen und eigene Gefühle. „Wenn man jemandem begegnet, der eine gewisse Anziehung auf einen selbst auswirkt, dann entstehen Fantasien. In diesem Moment startet das Kopfkino. Man braucht dafür keinen Sex. Man kann im Geist absolute Vollkommenheit und Tiefe erzeugen.“ Vorstellungskraft und schauspielerisches Talent sind vor allem bei Rollenspielen das i-Tüpfelchen. Man spürt alles intensiver. „Schauspielerei ist nicht dringend notwendig, aber es steht mir als Werkzeug zur Verfügung. Egal, was man wie macht. Man muss sich in diesem Job immer selbst treu bleiben.“ Hinter dem stehen, was man tut. Privat verhält sich Madame Demeter wie in ihrem Beruf auch. „Verstellt man sich, scheitert man sofort. Man muss diese Aufgaben persönlich mögen.“ Nach eigener Aussage gibt es viele, die sie als Domina meiden, die mit ihrem lustigen Typ nicht zurecht kommen. Vor allem bei Sadismus kennt Madame Demeter keine Grenzen. Für sie ein purer Genuss. Nicht nur ihre Probanten können sich hingeben, fallen lassen und in diese vollkommen andere Welt eindringen. In erster Linie macht sie diesen Job für sich. Für sich alleine. „Eine Domina kann zerstören und etwas vollkommen Neues erschaffen.“





Eventfilter

section_breadcrumbs
footer
Cookie-Einstellungen
nach oben