Baseball: Ein Nischensport erobert Regensburg
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In den Vereinigten Staaten von Amerika ist Baseball ein wahrer Volkssport. Bereits in frühester Kindheit trainieren Vater und Sohn gemeinsam mit Schläger und Ball. Doch gerade im europäischen Raum besetzt Baseball nur eine Nische. In Regensburg erfreut sich der Sport jedoch stetig steigender Beliebtheit, was zu einem großen Teil auf die Erfolge des örtlichen Vereins zurückzuführen ist. Christian Swoboda, Pressesprecher von den Buchbinder Legionären erklärt, warum Baseball in der Domstadt so erfolgreich ist.
Trotz des schwierigen Standings von Baseball in Deutschland erfreuen sich die Buchbinder Legionäre großer Beliebtheit, wie ist das zu erklären?
Als wir vor 20 Jahren unsere Pläne für den Stadionbau präsentierten, wurden wir von vielen belächelt. Wir waren ein kleiner Verein, der gerade in die 1. Bundesliga aufgestiegen ist und vier Mannschaften im Spielbetrieb unterhielt. Heute haben wir eine Top-Sportanlage, ein Sportinternat, 19 Mannschaften im Spielbetrieb, eine eigene Freizeit-Stadtliga und organisieren zusammen mit dem Förderverein über 600 Mitglieder in der Regensburger Baseball-Community. Durch die Möglichkeit, große internationale Events wie eine Weltmeisterschaftsvorrunde 2009, den World Baseball Classic Qualifier 2012 oder die EM-Vorrunde 2014 nach Regensburg zu holen, haben wir in der breiten Öffentlichkeit und in den überregionalen Medien auf uns aufmerksam machen können. Natürlich spielen auch die fünf deutschen Meistertitel seit 2008 eine große Rolle, sich mit den Buchbinder Legionären und der Sportart zu beschäftigen und zu identifizieren.
Inwiefern trägt die Armin-Wolf-Arena dazu bei?
Die Armin-Wolf-Arena sorgt für eine baseballtypische Atmosphäre. Sie ist mit kleineren Stadien von Collegeteams oder Minor League Teams vergleichbar und in Europa mit eine der größten und modernsten Anlagen. Das ermöglicht natürlich ein perfektes Umfeld für unsere Spieler, und auch die Zuschauer können einen Komfort genießen, den sie aus anderen Stadien wie der Donau-Arena oder der Continental Arena gewohnt sind.
Welchen Stellenwert hat Baseball im Vergleich zu anderen Sportarten in der Region?
Der Jahn und der EVR sind klar die Publikumssportarten in Regensburg. Aber wir müssen uns nicht verstecken. Wir haben mittlerweile eine solide Fanbase bei unseren Bundesligaspielen und bei größeren internationalen Turnieren können wir auch mehrere tausend Zuschauer ins Stadion locken. Auch bei der Stadt, den Ämtern sowie unseren Sponsoren und Partnern genießen wir durch unsere kontinuierliche und professionelle Arbeit ein Standing.
Welchen Anreiz bieten die Buchbinder Legionäre Einsteigern, um in den Sport zu schnuppern oder Baseball kennen zu lernen?
Das schöne an Baseball ist, dass dieser Sport in jedem Alter betrieben werden kann. Wir haben insgesamt zwölf Nachwuchsteams, die nach Leistungsstärke und Altersgruppen unterschieden werden. Aber auch die "älteren" Sportinteressierten können beim Funball hineinschnuppern. Für den Anfang benötigt man keine Ausrüstung, das wird vom Verein gestellt und es macht einfach Spaß, wenn sich beim Schlagen und Werfen schnell die ersten Erfolge einstellen. Aus dieser Funball-Bewegung hat sich sogar eine eigene Stadtliga mit sieben Freizeit- und Firmenteams entwickelt, das sind Mixed-Teams mit Männern und Frauen von 16 bis 66 Jahren.
Wird Baseball in unserem Land je über die „Nische“ herauskommen?
Den König Fußball werden wir sicherlich nicht den Rang ablaufen können. Aber im Ernst: Wenn Baseball wieder olympisch wird, die kleinen wie großen Vereine weiter daran arbeiten, die Sportart bekannter zu machen und Baseball auch öfters als bisher im Fernsehen zu sehen sein wird, und deutsche Baseballer in den USA in der Major League Baseball (Nowitzki-Effekt) Fuß fassen können, dann kann es schon in einigen Jahren gelingen, dass Baseball von einer breiteren Öffentlichkeit wahrgenommen wird als heute.
In dieser Saison hat es nur haarscharf nicht für den Meistertitel gereicht, wie groß ist die Enttäuschung?
Natürlich war die Enttäuschung nach dem verlorenen fünften Finalspiel groß, bei den Spielern und Fans gleichermaßen. Aber wir können sehr zufrieden mit dem Erreichten sein, schließlich haben wir viel in der Mannschaft und im Umfeld verändert und nicht erwartet, dass wir gleich von Beginn so erfolgreich spielen und wieder ins Finale einziehen können. Dafür durften wir im Nachwuchsbereich bei den Schülern, bei den Junioren und den U16-Softballerinnen drei nationale Meistertitel feiern.
Welche Ziele verfolgen die Buchbinder Legionäre in der kommenden Saison und in den nächsten Jahren?
Wir wollen weiter den Weg beschreiten, den wir im Herbst 2014 eingeschlagen haben. Das heißt zum einem, den eigenen Nachwuchs nach besten Kräften zu fördern. Zum anderen wollen wir eine schlagkräftige Mannschaft in der 1. Bundesliga stellen, die ganz vorne mitspielen kann. Langfristig wollen wir natürlich wieder eine Meisterschaft nach Regensburg holen. Großes Potenzial haben unsere Damen, da hoffen wir, in ein paar Jahren ebenfalls in der Softball-Bundesliga mitspielen zu können.
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Bilder: Walter Keller, http://www.catchthefever.de