Parkour ist eine der aufstrebenden Trendsportarten überhaupt. Gerade über Internet-Plattformen wie Youtube erlangte dieser Sport eine weltweite Aufmerksamkeit und riesigen Zulauf. So ziemlich jeder hat schon über die Traceure (wie man die Sportler nennt, die Parkour machen) gestaunt oder vielleicht den Kopf geschüttelt. Auch in Regensburg ist die Bewegungskunst inzwischen sogar mit einem eigenen Verein vertreten, der derzeit ein großes Ziel verfolgt.
„Parkour ist die Kunst der effizienten Fortbewegung über Hindernisse ohne jegliche Hilfsmittel“ – so lautet die offizielle Definition der jungen Sportart. Max Rieder, 1. Vorsitzender von Parkour Regensburg e.V., ergänzt: „Ursprünglich war Parkour eigentlich eine Fluchtmethode. Man passt sich der Umgebung an, um einen möglichst direkten und ressourcensparenden Weg von A nach B zu finden.“ Deshalb werden die individuelle Kreativität und Eigenverantwortung beim Parkour-Training großgeschrieben. Viktor Rauch, ebenfalls von Parkour Regensburg e.V., betont, dass bei jedem Menschen die Lust auf Parkour von Anfang an vorhanden ist, auch wenn man den Begriff noch gar nicht kennt: „Bei Kindern ist der Grundgedanke immer schon da, sie sehen noch alle Möglichkeiten, eigene Wege zu gehen, z.B. wenn sie beim Denkmal auf dem Neupfarrplatz sind. Wenn man älter wird, lässt man sich gern von architektonischen Strukturen einschränken.“ Der Meinung, dass beim Parkour ein höheres Verletzungsrisiko herrscht, sind die beiden nicht: „Beim Sport ist immer ein Verletzungspotenzial da, aber Parkour ist nur so gefährlich, wie man es selbst macht. Deshalb setzen wir so sehr darauf, die Eigenverantwortung und Selbsteinschätzung zu fördern, die eigenen Grenzen vor Hindernissen zu erkennen – und diese im individuellen und geeigneten Rahmen nach und nach mithilfe des Trainings zu verschieben.“
Parkour wird Jahr für Jahr beliebter und auch die Szene in Regensburg hat in kurzer Zeit einen immensen Zulauf bekommen. 2008 wurde mit der ersten freien Regensburger Trainingsgruppe der Grundstein für den späteren Verein gelegt. Dann folgte die erste Website und immer mehr Interessierte meldeten sich bei der Gruppe. Um nicht in rechtliche Schwierigkeiten zu geraten und um geregelte Trainingshilfe geben zu können, folgte im April 2012 der nächste logische Schritt: die Gründung des Parkour Regensburg e.V. „Da gab’s erst mal eine lange Diskussion, weil man ja meinen könnte, dass man mit einem Verein gegen die Trainingsphilosophie geht und die Freiheiten einschränkt“, erzählt Max Rieder. „Aber wir haben mehr Vorteile in der Gründung gesehen: So können wir die Bewegungskünste in einem professionellen Rahmen weitervermitteln, und wir dienen gleichzeitig als Anlaufstelle und Sprachrohr für die Regensburger Traceure.“
Das Parkour-Training bietet für viele einen besonderen Ausgleich zum Alltag: „Parkour ist wettkampffrei; ich denke, deswegen kommen so viele auch gern zum Training“, sagt Max Rieder. „Im Verein sind alle Altersklassen, von 9 bis 47 Jahren, vertreten. Das Training kann befreiend sein, weil man sich hier nicht wie in der Schule oder Arbeit mit anderen messen muss.“ Trotzdem – gibt es Voraussetzungen, wenn man an einem Beitritt zum Verein interessiert ist? „Man sollte natürlich motiviert sein, und bereit selbstständig zu trainieren, weil wir neben dem geleiteten auch das freie Training anbieten. Wer immer jemanden braucht, der ihm sagt, was er als nächstes machen soll, ist bei uns nicht so gut aufgehoben. Ansonsten gibt’s keine Voraussetzungen.“ Zu den Leitzielen des gemeinnützigen Vereins gehört dementsprechend also die Bildung der Persönlichkeit von Jugendlichen und jungen Erwachsenen mithilfe von ausgebildeten Pädagogen, Sportstudenten und aktiven Traceuren. Das spiegelt sich auch im Programmangebot: Neben dem „alltäglichen“ Training, kann man beim Verein Workshops und Fortbildungen buchen, an Ferienprogrammen teilnehmen und Kindergeburtstage feiern. Außerdem wird derzeit ein Flüchtlingsangebot ausgearbeitet und auch ein Outdoorpark für Traceure, mit einer Fläche von 500 m², ist schon beschlossen.
Das größte und dringendste ihrer Projekte ist aber die Organisation einer Halle für das Indoor-Training. „Derzeit sind wir für je ein paar Stunden die Woche in verschiedenen Turnhallen in Regensburg, aber durch den großen Zulauf und die vielen Anfragen von Schulen und anderen Einrichtungen ist das kaum tragbar“, sagt Max Rieder. „Wir brauchen einen sicheren, ungestörten und wetterunabhängigen Ort, an dem wir unser ganzes Angebot überhaupt verwirklichen können.“ Das Projekt läuft mit Unterstützung der Stadt Regensburg und der Telis Finanz, und ist aufgrund der regionalen Förderung einzigartig in Süddeutschland. Aber ein beträchtlicher Teil der Finanzierung muss noch gestemmt werden - deshalb zählt der Verein seit seinem Spendenaufruf am 12.01 2016 auf private Spenden und Sponsoring, um die benötigte Projektendsumme von 80.000 Euro zu erreichen. Dieser hohe Betrag erklärt sich durch die professionelle Innenausstattung der Parkour-Arena, deren Konzept zusammen mit dem Planungsbüro DSGN concepts entwickelt worden ist: „Das Herzstück der 350 m² großen Parkour-Arena wird ein Foampit sein, eine Art Schnitzelgrube, an der man praktisch ohne Verletzungsrisiko verschiedene Sprünge üben kann. Außerdem soll es eine Fallschutzmatte geben, feste und mobile Ebenen aus Holz, ein Stangengerüst, einen Airtrick und eine funktionsfreie Fläche, auf der beispielsweise vorab Instruktionen gegeben werden können“, erklären Max und Viktor. „70% des Gelds fließen in diese Ausstattung. Der Rest kommt der vereinsinternen Infrastruktur zugute, z.B. für den geplanten Empfangsbereich in der Halle.“
Etwas über 17.000 Euro an Spenden sind bis Redaktionsschluss bei dem Projekt angekommen, mehr als 62.000 Euro werden also noch benötigt. Bis zum 01.05.2016 hat der Verein Zeit, um diese Summe zu erreichen. Spenden an: Kreditinstitut: Sparkasse Regensburg; Kontoinhaber: Parkour Regensburg e.V.; IBAN: DE37750500000026443960; BIC: BYLADEM1RBG.
Weitere Infos zu Parkour, zu Parkour Regensburg e.V. und dem Trainingsprogramm, sowie natürlich zur geplanten Parkour-Halle finden Interessierte auf www.parkourregensburg.de