Seit 25 Jahren gehört er zu den absoluten Showgrößen – und das nicht nur im deutschsprachigen Raum. Im Frühjahr geht DJ BOBO nun auf große Jubiläumstour, die ihn auch nach Nürnberg und Regensburg führt. Zu erwarten ist ein Bühnenspektakel, wie man es wohl noch nie gesehen hat. Richtig in die Karten sehen lässt sich der 48-Jährige in unserem exklusiven Interview natürlich nicht. Denn Rene Baumann bleibt auf und vor allem abseits der Bühne gerne genau das, was der Titel seiner neuen CD sowie seiner Tour aussagt: Ein Mystorial. Dennoch gab uns der sympathische Schweizer Einblicke in seine Welt, die ihn auch zu uns an die Donau führte.
Wieviel Arbeit steckt dahinter, wenn man eine Show wie die deinen plant – es ist ja nicht einfach nur ein Konzert, sondern immer ein Feuerwerk aus vielen wunderbaren Facetten…
Wenn wir jetzt zum Beispiel die bevorstehende Jubiläumstour nehmen, die Mitte Januar im Europapark Rust Premiere feiert – das Entscheidende ist, dass man nicht einfach nur das Beste aus 25 Jahren nimmt, sondern dass man sich wieder neu erfindet und alle Ideen kombiniert eben zu einem MYSTORIAL. Es wird eine Art Zeitmaschine. Wir reisen mit unseren Zuschauern quasi die Zeit.
Also durch die letzten 25 Jahre?
Nein, damit geben wir uns nicht zufrieden. Wir gehen in die Geschichte der Menschheit, besuchen beispielsweise 40 v.Chr. Kleopatra in einem riesigen Tempel und sind im nächsten Moment in den 90ern. Das Unglaublich daran ist, dass mit jedem Zeitsprung auch das komplette Bühnenbild wechselt.
Woher bekommst Du immer wieder diese Ideen?
Man lässt sich dauernd inspirieren. Ich gucke ganz viele Shows von Kollegen, Musicals oder gehe in den Cirque du Soleil. Aber man denkt sich dann nicht „sowas möchte ich auch machen“, sondern vielmehr will man selber dann einen neuen Meilenstein setzen. Es ist ein immerwährender Prozess.
Aber man kann doch nicht immer etwas ganz neues erfinden. Alles gab es doch irgendwie schon mal…
Das stimmt so nicht. Wir versuchen immer einen Mix aus Dingen zu präsentieren, die es noch nicht gab. Sicherlich ist das nicht wirklich einfach. Aber genau das ist der Reiz daran. Wir wollen immer NEU sein – das ist auch der Anspruch, den ich an mich selbst habe.
Aber danken das einem die Fans?
Natürlich. Ich denke, das wissen auch die Zuschauer und deswegen sind unsere Shows immer etwas ganz Besonderes.
Und das anscheinend für die ganze Familie. Bei wohl kaum einem Act ist die Altersbandbreite im Publikum derart groß…
(lacht) Bei uns ist das wohl in den letzten 25 Jahren so gekommen: Zuerst haben die Kinder ihre Eltern mit gezogen. Beide fanden das anscheinend gut. Und jetzt ziehen die heutigen Eltern ihre Kinder mit und wohl auch die Großeltern. Das ist doch ein wunderbares Phänomen. So geht das in die nächste Generation.
Wie kam das?
Wir hatten natürlich das Glück, dass wir schon in den 90ern bei den großen Fernsehshows sein durften wie „Wetten Dass?“ oder so. Da hat man eine Breite bekommen, die weit über die Diskotheken hinaus ging. Denn da saß die ganze Familie vor dem Bildschirm. Und bei so einem TV-Auftritt konnten gerade wir auch visuell zeigen, was wir drauf haben. Das siehst Du ja nicht wenn Du allein ein Lied im Radio oder in der Disko hörst. Das war ein Vorteil.
Apropos Disko – damals, mit Anfang zwanzig, war der Name „DJ Bobo“ wohl noch altersgemäß. Jetzt gehst Du auf die 50 zu. Passt das noch?
Natürlich ist das eigentlich nicht mehr zeitgemäß (lacht). Aber die Marke „DJ Bobo“ ist einfach so stark, dass man das nicht einfach ablegen kann. Das lustige daran ist: in den ersten zehn Jahren meiner Karriere musste man vielen erklären, was ein DJ so macht. Jetzt muss ich eher erklären, dass ich wirklich mal DJ war.
Aber man wusste doch bereits in den Neunzigern, was ein Plattenaufleger so macht, oder nicht?
Schon. Aber es war viel Überzeugungsarbeit nötig, damals den Konzertveranstaltern zu vermitteln, dass ein DJ nicht zwingend in einer Disco zuhause ist, sondern auch mal Konzerte geben kann. Das hat damals niemand verstanden. Heute ist es völlig normal, dass ein DJ mit seinem Projekt ganze Arenen füllt – schauen wir nur auf David Guetta oder einen Felix Jähn mit seinen gerade einmal 22 Jahren. So alt waren wir damals auch, als wir die Pionierarbeit dafür leisteten.
Eine andere Eigenschaft von Dir hätten sich andere Künstler ruhig auch abschauen können. In Zeiten, in denen zwei Wochen lang der Ehestreit der Lombardis das Weltgeschehen beherrscht, schaffst Du es ohne Probleme, dein Privatleben auch komplett privat zu halten und bleibst so einfach der nette Bobo, everybody’s Darling…
(lacht) Naja – 99 Prozent meines Lebens spielen sich nunmal abseits der Bühne ab. Nur dieses eine Prozent ist die Öffentlichkeit. Natürlich ist es nicht immer so einfach, diese Balance hin zu bekommen. Denn dieses eine Prozent bekommt fast die komplette öffentliche Aufmerksamkeit. Aber wir touren ja nur alle drei Jahre für ein paar Monate. Und da möchte man den Rest schon ganz privat für die Familie da sein.
Obwohl Du diese Yellow-Press-Auftritte meidest konntest Du Dich so lange im Geschäft halten. Es geht also auch ohne eigene, private Dokusoap….
Natürlich. Es ist bei uns halt einfach die Qualität der Shows. Man weiß genau: Wenn DJ Bobo mit einer neuen Show kommt, dann steckt da auch wirklich Potential dahinter. Und es reicht völlig, wenn mich die Leute so kennen. Da muss mich niemand mit meinen Kindern beim Angeln am See mit der Kamera begleiten.
Aber wenn diese Show-Welt nicht wäre, gebe es auch Deine geliebt Familie nicht, oder?
Das stimmt. Ich habe ja meine Frau Nancy 1993 beim Megadance-Festival kennengelernt, als sie damals mit Haddaway auf Tour war. Amors Pfeil hatte mich damals mitten ins Herz getroffen. Ohne sie gäbe es auch meine beiden wundervollen Kinder nicht. Das ist mein Hafen, mein Rückzugsgebiet in der Nähe von Luzern. Auch ja – Nancy ist übrigens Bayerin.
Nach Bayern und speziell hier zur Donauregion hast Du ja ein sehr enges Verhältnis. Wie kam das?
Meine erste Plattenfirma EAMS saß in Deggendorf. Die glaubten fest an mich und ernteten mit mir dann auch die ersten großen Lorbeeren. Ich kann mich noch erinnern als wir die erste oder zweite Goldene Schallplatte bei einer Schiffsfahrt auf der Donau feierten. Und mit einigen lieben Freunden von damals machten wir auch einige Male das Regensburger Nachtleben unsicher. Das waren sehr schöne Zeiten.