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Lustlos, unmotiviert, antriebslos. Burnout nimmt die Freude an der Arbeit, den Spaß am Leben und der Alltag wird zu einer Herausforderung. Von 100 Erwerbstätigen leidet in Deutschland jeder siebte an psychischen Störungen. Gerade Erfolg macht angreifbar. Verletzlich. Sind Depressionen die Folge einer zu modernen, zu schnelllebigen Welt oder ist die Sensibilität für Krankheiten wie Burnout in den vergangenen Jahren gestiegen? 

„Im Moment ist eine Zunahme von Burnout-Diagnosen zu verzeichnen, die einerseits auf eine Umkodierung von depressiven Störungsbildern zurückzuführen sind, andererseits aber auch, indem eine verminderte Belastungsfähigkeit als Burnout gedeutet wird“, weiß Professor Dr. med. Rainer Rupprecht, Chefarzt des Zentrums für Allgemeinpsychiatrie I und Psychosomatik am Bezirksklinikum Regensburg. Im Jahr 2015 wurde jeder Berufstätige im Schnitt 3,3 Tage auf Grund von psychischen Störungen krankgeschrieben (bei insgesamt knapp 18 Krankschreibungstagen im Durchschnitt innerhalb des Jahres 2015). Laut Angeben der BARMER GEK lag dauerte im Jahr 2015 eine Krankschreibung wegen psychischer Störungen 46 Tage und damit erheblich länger als die durchschnittlich 13,5 Arbeitsunfähigkeits-Tage je Fall, die wir diagnoseübergreifend sehen.

Für Burnout selbst existiert bislang in der Internationalen Klassifikation der Krankheiten (ICD) kein eigener Diagnoseschlüssel. Burnout kann daher von den Ärzten als Diagnose einer Krankschreibung (die immer unter Verwendung eines ICD-Diagnoseschlüssels an die Krankenkassen gemeldet werden) nicht angegeben werden. Krankschreibungen mit Burnout-ähnlichen Beschwerden dürften vorrangig als Depressionen gemeldet werden, so die BARMER GEK.



Burnout tritt meistens bei Überforderung auf, es ist eine körperliche und psychische Erschöpfung. Man hat das Gefühl des Ausgebranntseins. „Burnout gehört zur Gruppe der depressiven Störungsbilder, aktuell gibt es keine offizielle Diagnose Burnout. Im Rahmen der depressiven Störungsbilder wurde und wird auch das abgebildet, was man unter Burnout versteht“, erklärt Professor Dr. med. Rupprecht. „Einerseits hat in unserer schnelllebigen Zeit die Belastung durch Stressoren zugenommen, zum Beispiel durch die ständige Erreichbarkeit. Andererseits wird durch den Begriff Burnout die Verantwortung vermehrt äußeren Umständen, wie unter anderem den Arbeitsbedingungen, zugeschrieben.“ Vor allem die Medien pushten dieses Thema in den vergangenen Jahren und rückten es mehr in den Fokus der Öffentlichkeit. „Insgesamt hat jedoch die Häufigkeit depressiver Erkrankungen nicht unbedingt zugenommen. Depressionen bzw. Burnout werden aber heute vermehrt diagnostiziert und Betroffene trauen sich auch mehr, entsprechende Hilfe in Anspruch zu nehmen. Bei der Thematik Burnout ist festzustellen, dass eher hierüber gesprochen wird als über andere psychiatrische Erkrankungen, möglicherweise bedingt dadurch, dass bei Burnout die Ursachen äußeren Umständen, wie zum Beispiel der Arbeitswelt, zugeschrieben werden, während psychiatrische Erkrankungen immer noch zum Teil als Stigma und Schwäche des Betroffenen angesehen werden.“ Therapeuten und Psychiater legen ihr Augenmerk bei der Behandlung von Burnout auf die Analyse der Bedingungen. Entspannungsverfahren, Achtsamkeitsübungen und konkrete Maßnahmen zur Stressreduktion sind hier Teil der Psychotherapie. „Bei entsprechender, depressiver Symptomatik sollte eine Behandlung mit Antidepressive erfolgen.“

Besonders anfällig für Burnout sind Personen, die unter starker Stressbelastung stehen, das kann am Arbeitsplatz sein oder zum Beispiel die Pflege von Familienangehörigen. Laut der Techniker Krankenkasse sind die Branchen, in denen psychische Störungen besonders häufig Grund für AU-Fehltage waren:  Call Center (5,6 Tage je Versicherungsjahr), Großhandel Lederwaren, Reisegepäck, Geschenk- und Werbeartikel (5,1 Tage je Versicherungsjahr), Personenbeförderung im Eisenbahnfernverkehr (5,0 Tage je Versicherungsjahr), Alten- und Behindertenwohnheime (4,5 Tage je Versicherungsjahr), Pflegeheime (4,4 Tage je Versicherungsjahr). Zum Vergleich: Der  Durchschnitt aller Erwerbspersonen liegt bei  2,7 Tage je Versicherungsjahr.
 „Eine eindeutige Attribuierung zu bestimmten Volksgruppen sollte nicht erfolgen.“ Schuld sind also die äußeren Einflüsse, die das Gefühl von Überforderung aufkommen lassen. Allerdings hat der Betroffene auch selbst Einflussmöglichkeiten, in dem er zum Beispiel bestimmte Ruhezeiten einfordert, das Handy im Feierabend abschaltet und sich keine Gedanken mehr über die Arbeit macht.  Grundsätzlich werden Frauen häufiger als Männer aufgrund psychischer Störungen krankgeschrieben. So waren beispielsweise Frauen im Jahr 2015 im Durchschnitt 4,1 Tage wegen psychischer Störungen krankgeschrieben, Männer im bundesweiten Durchschnitt nur knapp 2,7 Tage, so die BARMER GEK.

Doch wie kann man Burnout vermeiden? „Hier kommt es auf die tatsächliche Gestaltung der Lebensumstände an, um unnötige Stressfaktoren abzubauen. Die beste Vorbeugung besteht in einer sinnvollen Gestaltung der äußeren Umstände, unter anderem Wechsel auf einen weniger stressbehafteten Arbeitsplatz, sowie entsprechender Eigenmaßnahmen, wie Herunterschrauben des eigenen Anspruchniveaus, Vermeiden unnötiger Stressoren wie zum Beispiel ständiger Erreichbarkeit und Einlegen sinnvoller Ruhepausen“, so Professor Dr. med. Rupprecht.

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