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Egal, ob es ein verbeulter Kotflügel ist oder doch eine ganze Karosserie restauriert wird – den eleganten Abschluss bildet der Decklack, der es uns dann ermöglicht, sich im Spiegelbild davor die Haare zu kämmen oder liebevoll am Sonntag ein leichtes Politürchen vorzunehmen.

Dieser Lack muss also halten, er versiegelt das rostwütige Blech. Dabei trotzt er Dreck, Salz, Kälte und extremer Hitze. Er dehnt sich aus, zieht sich zusammen und dabei muss er auch noch die Vibrationen aushalten, die Motor und Fahrwerk rüberbrummen.

Gerade deshalb ist die Vorarbeit, um einen haltbaren Lack zu bekommen, besonders wichtig. Ich habe bereits viele, viele Stunden in die Karosserieteile einer alten Vespa 125 Baujahr 1958 gesteckt. Die gelebte Zeit hat doch einiges hinterlassen. Beulen, Risse und ein marodes Trittblech, welches dann ersetzt wurde. Die Firma Eichenseer Sandtrahltechnik hat sich dann vorsichtig der Reste angenommen und den alten Lack abgetragen.

Dünnes Blech verzieht sich gerne und wo Rost ist, kommen kernig-körnige Löcher und Krater, wenn man zu viel abträgt. Beides konnte vermieden werden und aus einer maroden Assl wurde ein frisch grundierter, weißer Schwan. Und die Grundierung von Sandtrahltechnik Eichenseer hält sehr stabil. So machte es Spaß, Unebenheiten und Beulen auszudengeln und gegebenenfalls dünnst zu spachteln.

Die Euphorie wurde jedoch durch Rudi Schnabel, unseren Lackprofi samt seiner Firma RS Carstudio, schnell gedämpft. Bereits im Sommer hieß es nur: Nacharbeiten! So nicht! Und das hieß es dann nun Mitte Dezember nochmal. Des Meisters Hand spürt Wellen und Dellen wie ein Echolot die Tiefe im Meer. Und ja: wenn ich dann selbst schnell (!) darüber strich, merkte man, wo es noch minimal nicht passte und im Lackbild einfach unschön wurde. Nacharbeiten. Schon wieder. Doch ich durfte unter Aufsicht ran, was doch zu einigen AHAS meinerseits führte. Mein Schleifklotz zu Hause (Standard Baumarkt) ist Müll. Zu kurz, zu unbiegsam. Hier bekam ich einen ca. 20 cm langen mit Absaugvorrichtung und einer 240er Matte drunter, welche das abgetragene Material durch lässt und sich nicht zusetzt. Der Unterschied zu meinem Daheimgeschmirgle könnte nicht größer sein. Wo dort sechsmal laboriert wurde, reichte hier ein kurzes Nachdengeln und dünnster Spachtel. Danach wird gefillert – sprich ein Auftrag zum Ausgleich der Schleifriefen aufgebracht.

Dann darf ich alles anrauhen, damit der folgende Lack perfekte Haftung hat. Ich hätte nun Schmirgelpapier genommen. Nur kommt man damit fast in keine Falze, Rundungen oder Ecken. Es knickt sich eben schlecht. Hier bekomme ich Schleifpads – 400er. Hinten ist dünner Schaumstoff und vorne dünnes Schmirgelpapier. Es formt und passt sich an alles an. Die Arbeit geht damit unglaublich leicht von der Hand. Das Pad legt sich auf die runden Seitenhauben und trägt somit flächig und nicht punktuell ab.

Und dann kommt der Tag der Wahrheit. Meine neue Order heißt Teile aufhängen und reinigen. Die Teile müssen nun so platziert werden, dass alle zu spritzenden Flächen auch Lack abbekommen können. Dann geht es im RS Carstudio in den heiligen Lackierbereich. In der Box hat es wohlige 22 Grad. Nun noch gänzlich mit Reiniger entfetten. Die Absaugung läuft und Rudi Schnabel trägt den Lack auf. Wie bei den alten Vespas üblich, gibt es keine Klarlackschicht. Der Farbton entspricht dem originalen Max-Meyer Grigio mit dem die Vespa 1958 ausgeliefert wurde.

Zwei Schichten, dann trocknet alles vier Stunden bei 65 Grad. ab. Bis zum ersten Polieren sollte noch eine Woche vergehen. Aber für ein erstes Shooting reicht es natürlich auch so – ich bin hochzufrieden und freue mich auf den Zusammenbau in der „ruhigen“ Weihnachtszeit. Davon mehr im nächsten Motofilter.

„Herr Schnabel war es schlimm mit mir?“ „Nein, durchaus anständig für einen Nichtprofi. Jedoch wäre bei uns alles vorher so begradigt und entbeult worden, dass man eben gar keinen oder fast keinen Spachtel benötigt. Dann wird das Resultat perfekt. So war doch noch einige Nacharbeit nötig. Für die Lackierung einer gut vorbereiteten Vespa schlagen ca. 6-700 Euro plus Lack zu Buche.“

Fazit: Wenn es Neuwagenqualität haben soll, rate ich ehrlich: Fahrzeug zerlegen und Teile zum Strahlen oder Entlacken geben. Danach Spangeln und Lackieren komplett machen lassen. Nur so hält es auch. Gerade bei Metalliclacken, Schwarz oder dunklen Lacken ist jeder Kratzer, jede Welle und Beule dreifach schlimm und auffällig. Das bedarf hohen Könnens und Erfahrung. Einen Altlack nur anschleifen und darüber lackieren geht nur dann, wenn darunter nirgendwo Rost oder Schäden sind. Wer hier pfuscht, dem fliegt der Lack ganz flott oder auch nach wenigen Jahren entgegen.

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