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Für die Verantwortlichen und Fans beim SSV Jahn Regensburg dürfte es ein Déjà-vu sein: Immer wenn es richtig gut läuft und das Team als sportliche und menschliche Einheit den Aufstieg in die zweite Liga schafft, verlieren sie ihren erfolgreichen Trainer an die Bundesliga. Vor fünf Jahren war es Markus Weinzierl (42), der nach Augsburg zog, und jetzt wieder zu haben wäre. Jetzt geht Heiko Herrlich (45) nach Leverkusen. Wie sich Bilder ähneln können (siehe unten).

Leverkusen war die erste Station, bei der Herrlich einst seine Bundesliga-Karriere als Spieler startete (Foto). Von 1989 bis 1993 kickte der fünfmalige Nationalspieler für die Werkself, absolvierte dort 83 Spiele und erzielte für Bayer acht Tore. "Es war für mich quasi wie ein Nachhausekommen", erklärt Herrlich. Offiziell hatte er gerade nach den ersten Planungen für die Zweitliga-Saison mit dem SSV Jahn Regensburg seinen Urlaub angetreten, da wurde er prompt gestern in Leverkusen gesichtet. Soeben wurde der Championsleague-Sieger von 1997 auch offiziell als neuer Trainer von Bayer 04 Leverkusen präsentiert.

Nachdem bei Bayer mit Thomas Tuchel (flirtet mit Southampton), Peter Bosz (wohl einig mit Dortmund) und David Wagner (bleibt bei Aufsteiger Huddersfield) alle Wunschkandidaten abgesagt hatten, kam man irgendwie auf den Namen Heiko Herrlich.

Bei der sportlichen Führung in Leverkusen wird er hoch geschätzt, kann gut mit jungen Spielern arbeiten und passt damit perfekt zum Klub. "Wir sind ein Verein mit einer tollen Struktur, bei der wir junge Spieler ausbilden. In jüngster Vergangenheit konnten manche Spieler ihr Leistungspotential nicht abrufen. Heiko brennt darauf, die noch besser zu machen", verrät Rudi Völler.

Heiko Herrlich betonte, wie "toll die Zeit in Regensburg" war, aber er brennt natürlich auf diese einzigartige Herausforderung in Leverkusen. Der gebürtige Mannheimer trainierte bereits einmal in der Bundesliga (Bochum 2009/10), coachte ebenso in Unterhaching wie die U17 des FC Bayern. Zuletzt gelang ihm mit dem SSV Jahn Regensburgs sensationell der Zweitliga-Aufstieg.

"Christian Keller hat in meinem Telefonat mit ihm natürlich nicht gejubelt", bestätigt Rudi Völler nach seinem Gespräch mit der SSV-Führung. Aber der Weltmeister betonte, die Regensburger mit dem einen oder anderen Leihspieler in Zukunft quasi etwas zu entschädigen.

Der SSV empfindet große Dankbarkeit für Heiko Herrlichs erfolgreiche Arbeit: „Heiko hat in seiner Zeit beim Jahn Großartiges geleistet und unsere Mannschaft mit seiner akribischen Arbeit von der Regionalliga in die 2. Bundesliga geführt. Nicht nur aufgrund dieser beachtlichen sportlichen Erfolge, sondern auch wegen seines gesamten Auftretens, wird man ihn beim Jahn immer in positiver Erinnerung behalten“, sagt Christian Keller (Hier gemeinsam auf dem Foto nach dem geschafften Aufstieg in der Allianz Arena).

Für Herrlichs Schritt äußert der Jahn-Boss absolutes Verständnis: „Heiko hat sich vom ersten bis zum letzten Tag zu 100 Prozent mit seiner Aufgabe beim SSV Jahn identifiziert. Nun bot sich für ihn allerdings die Möglichkeit einen der erfolgreichsten deutschen Klubs der jüngeren Vergangenheit zu trainieren. Dass er diese Gelegenheit auch ergreifen wollte, ist für uns zwar äußerst schmerzhaft, aber auch komplett nachvollziehbar.“

„Ich habe immer wieder betont, wie dankbar ich dafür war, Teil des SSV Jahn Regensburg zu sein. Ich empfinde es auch jetzt als großes Glück, dass ich hier in den vergangenen anderthalb Jahren Trainer sein durfte“, so Heiko Herrlich. „Es war eine ganz besondere Zeit, für die ich mich bei allen Beteiligten bedanken möchte. Beim Verein für das Vertrauen und die Rückendeckung, bei allen Mitarbeitern für ihre Hilfe, bei den Jahnfans für ihre große Unterstützung und nicht zuletzt bei der Mannschaft und meinem Trainerteam für die erfolgreiche Zusammenarbeit. Ich wünsche dem SSV Jahn von Herzen alles erdenklich Gute für die Zukunft.“


Der Platz auf der Jahn-Trainerbank ist damit wieder frei. Ebenso frei wie derzeit auch Markus Weinzierl.  Vor einer Saison ging der gebürtige Straubinger für die Rekordsumme von 4 Mio Euro aus Augsburg zu Schalke. Manager Heidel hatte jedoch nach dem enttäuschenden zehnten Tabellenplatz der Königsblauen harsche Kritik an seinem Wunschtrainer Weinzierl geäußert und ein klares Spielsystem vermisst. Schalke hatte erstmals seit sieben Jahren die Teilnahme am Europapokal verpasst. Nachfolger von Weinzierl soll der 31-jährige Domenico Tedesco vom Zweitligisten Erzgebirge Aue werden.

Man darf also davon träumen, dass Jahn-Boss Christian Keller bei Markus Weinzierl anruft, ihn an glorreiche Zeiten in seiner Regensburger Heimat erinnert, dieser spontan auf ein paar mehr Euros verzichtet, seine Sachen packt und sich entlang der A3 auf den Weg gen Süden macht. Als Wegweisung gibt ihm Keller vielleicht mit auf den Weg: „Wenn Du auf der rechten Seite ein rotes Stadion siehst, bitte abfahren. Aber nicht das in Leverkusen, die haben gerade unseren Trainer geklaut. Ein viel schöneres Stadion, 529 Kilometer weiter. Das ist neu. Das haben wir erst nach Deiner Zeit hier bekommen. Aber es wird Dir gefallen!“

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