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Rein sportlich hat sich der SSV Jahn in der 2. Bundesliga mittlerweile etabliert. Was aber hinter den Kulissen gerade im Kampf um die Anteilsmehrheit an der SSV Jahn Regensburg GmbH & Co. KGaA abgeht, könnte Stoff für die Verfilmung eines noch zu schreibenden John-Grisham-Thrillers sein. Obwohl jene 90 Prozent noch Eigentum der von Philipp Schober geführten Global Sports Invest AG sind, verkündet der SSV Jahn bereits 62 Prozent davon als so gut wie dem Verein gehörend. Die irgendwo dazwischen liegende Wahrheit kennt nur einer. Und das ist ausgerechnet der wegen Bestechung angeklagte Baulöwe und langjährige Jahn-Mäzen Volker Tretzel.

„Wir haben gezeigt, dass man sich besser nicht mit uns anlegt, wenn es um unsere Werte geht: Glaubwürdigkeit und Bodenständigkeit. Das lassen wir uns nicht nehmen“, zeigte sich Präsident Hans Rothammer auf der Mitgliederversammlung am 25. September in der Continental Arena siegessicher. Er sprach von Werten, die beim Jahn in seiner 128-jährigen Geschichte nicht immer oberste Priorität hatten. Oft genug stand dem Verein das Wasser bis zum Hals. Jetzt ging es aber um einen „beispiellosen Schulterschluss aller, denen der Profi-Fußball in der Region am Herzen liegt.“

Das im Drehbuch stehende Happy End für den Verein: Das Bauteam Tretzel tritt vom Kaufvertrag über seine 90 Prozent Anteile an den in Regensburg nicht wirklich beliebten Investor Global Sports Invest zurück und der SSV Jahn wird – neben den 100 Prozent an der Komplementär-Gesellschaft auch Mehrheitseigner an den Kommanditaktien. „BTT hat Herrn Schober Anfang September aufgefordert, eine Erklärung zur Rückgabe der Aktien zu unterschreiben. Ebenso haben wir mit BTT einen Vertrag geschlossen, dass unmittelbar nach der Rückgabe der Aktien diese direkt an den Verein übergehen. Dies ist eine wunderbare Nachricht“, so Rothammer vor fast 400 jubelnden Jahn-Mitgliedern.

Doch dieses Happy End steht nur so im Drehbuch – abgedreht sind längst noch nicht alle Kapitel des Thrillers. „Die Anteile gehören definitiv noch mir. Jetzt muss erst einmal geklärt werden, ob der Rücktritt vom Kaufvertrag durch BTT überhaupt rechtens ist“, betont  Philipp Schober. Der Verein Jahn Regensburg wurde nicht willkürlich von ihm ausgesucht. Er komme immerhin aus der Region, „was dem Jahn ja bei beteiligungswilligen Unternehmen sehr wichtig ist. Ich war schon als Kind oft bei Jahnspielen im Stadion. Es ist nicht unser Plan, von heute auf morgen die Segel zu streichen und uns ein anderes Investment zu suchen.“

BTT habe nach Fristsetzung diese Aktien zurückgefordert, so Rothammer. „Und wenn Schober diese nicht freiwillig raus gibt, dann wird es einen relativ schnellen, kurzen und schmerzlosen Urkundenprozess geben. Dann ist BTT eine Sekunde Eigentümer der Aktien und in der nächsten Sekunde ist es der SSV Jahn Regensburg e.V.  - Und dann ist dieser Spuk endlich vorbei“, hofft der Präsident auf der Mitgliederversammlung (Foto rechts). „Zeit wird’s!“.

Philipp Schober sieht jene Aussage eher als Polemik. „Gerade in Regensburg – gerade beim Jahn sind in der Vergangenheit viele Sachen erzählt, aber am Ende nicht so umgesetzt worden. Daher kann Herr Rothammer gerne erzählen, was er will.“

Die Global Sports Invest möchte keine Vertragsdetails preisgeben, betont Schober gegenüber dem TV-Sender SkySports. „Die Vereinbarung mit dem BTT unterliegen natürlich der Verschwiegenheit – und daran halten wir uns auch." Doch die Summen, um die es geht, sind allerdings inzwischen ein offenes Geheimnis. Von den 3,25 Millionen an vereinbarter Kaufsumme ist bereits im Mai eine erste Million geflossen. Eine zweite Rate von 500.000 Euro wären zum 1. Juli fällig gewesen – mit Zahlungsziel 31. August.

„Da der Verein zwei Monate blockiert hat, uns ins Aktienbuch einzutragen, konnten wir auch nicht unseren Handlungsspielraum ausschöpfen, der uns eigentlich zusteht. Daher hatten wir mit BTT eine Zusatzvereinbarung, dass die zweite Rate kommt, wenn die Eintragung erfolgt ist. Daran haben wir uns gehalten und an diesem Tag auch bezahlt.“ Somit gebe es laut Schober keine Handhabe für einen Rücktritt vom Kaufvertrag durch das Bauteam Tretzel.

Gegenüber dem Wochenblatt wollte Volker Tretzel (Foto links) von einer solchen Zusatzvereinbarung nun nichts mehr wissen. Man habe am 1. September fristgerecht gemahnt – diese Mahnung sei am 5. September auch zugestellt worden. Nachdem die Frist von vertraglich vereinbarten  fünf Bankarbeitstagen abgelaufen und kein Geldeingang zu verzeichnen war, sei BTT bezüglich der nicht bezahlten Aktien – also 62 Prozent –  vom Kaufvertrag zurückgetreten und habe rechtswirksam die Kündigung ausgesprochen.

BTT habe auch dem Jahn gegenüber versichert, dass es keine Nachfrist für eine offene Rate gegeben habe. Dass man der Global Sports Invest aber bis zum 15. September Zahlungsfrist einräumte (mind. eine dies belegende Nachricht liegt unserer Redaktion vor), davon war nun im Hause BTT keine Rede mehr. Die Klage über die Rechtmäßigkeit des Rückzugs vom Verkauf und die damit verbundene Herausgabe der Anteile gegen Schober laufe und mit einem Urteil in diesem Urkundenprozess sei schon bald zu rechnen. 

Beim SSV Jahn freut man sich jedenfalls sehr über die zugesicherten Anteile. Wenn das denn wirklich so eintrete – wovon Hans Rothammer überzeugt ist - sei es nicht das erste Mal, dass der Jahn sich selbst gehöre, aber das erste Mal, dass man nicht Schulden verwalte, sondern Geld habe. Wie genau der Jahn die dann frei werdenden 62 Prozent BTT-Anteile bezahlen werde, wollte der Präsident vor den Mitgliedern allerdings nicht preisgeben. „Über die Kaufsumme und den Zahlungsmodus haben wir mit BTT Stillschweigen vereinbart. Wir werden das bezahlen. Das, wofür wir uns verpflichtet haben, können wir auch bezahlen. Wir werden das aus unserer Liquidität leisten und wir werden das nach einem vernünftigen Konzept umsetzen.“


Philipp Schober (hier im Interview mit Sky, das eigentlich vor der Live-Übertragung des Auswärtsspiels in Sandhausen ausgestrahlt werden sollte, aber kurz vorher aus mysteriösen Gründen nicht auf Sendung ging) könne natürlich nachvollziehen, dass der SSV Jahn gerne völlig autark die Anteilsmehrheit an der KGaA halten würde. Nur nicht, dass man sich nicht früher um eine Übernahme bemüht habe. „Volker Tretzel spricht seit 1,5 Jahren davon, die Anteile verkaufen zu wollen. Wenn alle in der Region so dahinterstehen, Unternehmer, Mitglieder, Gremien – warum haben sie das nicht schon längst getan?“ Das kann der 32-jährige Oberpfälzer nicht verstehen. Ihm sei auch ein Rätsel, warum Volker Tretzel in den letzten vier Wochen plötzlich doch einen Rückzieher machen wollte. Dass der Bauträger von irgendeiner Seite unter Druck gesetzt wurde, werde zumindest gemunkelt. Hans Rothammer hat dafür aber eine andere Erklärung: „Ich denke, dass er diesen Fehler einfach nur korrigieren wollte und ihn die Sorge um den Jahn antrieb.“

Rothammer konnte die Verhandlungen mit Tretzel nicht selbst führen, habe dieser doch im Rahmen seiner Bewährungsauflagen ein Kontaktverbot zum Jahn-Präsidenten. „Unser Geschäftsführer Christian Keller (Im Focus der Kameras bei der Mitgliederversammlung) hat das aber bravourös im Sinne des Vereins gemeistert und mit Volker Tretzel verhandelt“, so Rothammer, dessen Sohn mit seiner Kanzlei nun das Bauteam Tretzel im Rechtsstreit mit der Global Sports Invest AG vertritt.  

„Ich bin mir sicher, dass es uns gelingen wird, in den nächsten Wochen diesen Spuk zu vertreiben. Und was Herr Schober dann noch machen wird mit seinen verbleibenden 28 Prozent sei dahin gestellt, größeren Unsinn kann er damit jedenfalls nicht anfangen“, zeigt sich der Jahn-Präsident optimistisch.

Egal wie der Streit ausgeht: Ein Verkauf der Aktien – egal ob dann von 90 oder 28 Prozent - sei für Philipp Schober derzeit jedenfalls keine Option. „Eine Aussage, dass eine Causa Schober in wenigen Wochen beim Jahn beendet sei, wird nicht eintreten. Auch wenn wir verlieren und es bei 28 Prozent bleiben sollte sind wir als Aktionär dabei – zwar ohne Mehrheit, aber mit im Boot. Und da werden wir sicherlich unsere Rechte und Pflichten verantwortungsvoll ausüben“, steht auch die Global Sports Invest in den Startblöcken. „Es war eine von langer Hand geplante Beteiligung. Und auch wenn der Weg jetzt steinig war, heißt es jetzt nicht, dass wir uns zurückziehen.“

Der Jahn-Boss gibt die Hoffnung aber dennoch nicht auf: „Wir wollen den Verein voranbringen. Und wenn Schober einen Funken Anstand hat, dann macht er sich vom Acker.“  Gerade jetzt, wo der Verein wieder die Herzen erreiche. „Wir sind der Meinung, dass der Jahn ein öffentliches Gut in der Region ist. Darum werden wir dafür sorgen, dass künftig niemand mehr die Finger auf unseren Jahn legen kann.“

Philipp Schober könne bis heute nicht verstehen, warum man in Regensburg  von Anfang an skeptisch beäugt wurde. „Alle fragen mich – welches Problem hat der Jahn mit dir? Kannst du ihnen Spieler wegnehmen? Kannst du ihnen Sponsoren wegnehmen? Kannst du Mitarbeiter entlassen? Was ist deren Problem und vor was haben die Angst? Ich weiß es nicht. Selbst mit sechs Aufsichtsräten haben wir lediglich eine Kontrollfunktion, die würden wir ausüben. Nicht mehr und nicht weniger. Was anderes können wir nicht, wollen wir nicht und dürfen wir nicht“, relativiert der Investor. Und er habe dann natürlich Einblick in Bücher und Budgets. „Ich vermute, dass manche panisch Angst davor haben, dass man da irgendwelche Sachen sehen könnte.“

Abseits dieser völlig unwürdigen juristischen Auseinandersetzungen habe man allerdings auf der Mitgliederversammlung des SSV Jahn deutlich spüren können: „Den Schober will hier keiner. Weder die Fans, noch die Öffentlichkeit, noch die Gremien, noch sonst irgendjemand“, bekräftigt Rothammer.

Gerade in Sachen Fans bedauere das der 90 Prozent-Eigner sehr. „Ich war von Anfang an offen für einen Dialog mit den Fans. Ich erinnere mich an eine nette Geschichte: Als unser Investment bekannt wurde, bin ich vom Fanradio angesprochen worden, ob ich nicht mal vorbei kommen möchte. Ich sagte zu, aber dann ist das jedoch umgehend vom Verein unterbunden worden. Vor wenigen Tagen wurde ich auf dem Oktoberfest von Fans auf Jahn Regensburg angesprochen und es entwickelte sich ein sehr offenes, ehrliches Gespräch. Dort bekam man dann ein ganz anderes Bild als das, was von Verein und Lokalzeitung mühevoll aufgebaut wurde.“ Die Jahn-Ultras waren leider trotz mehrfacher Nachfrage zu keiner Stellungnahme bereit.


Ein verzwickter Thriller – Grisham hätte seine Freude daran. Zwei Seiten, die auf eine Klärung warten. Zwei Parteien, die auf eine positive Lösung hoffen. Zwei,  die die gleichen Anteile gekauft haben. Herr Tretzel, übernehmen Sie. Es kann nur EIN Happy End geben. Vielleicht ja eines für den Fußball. Denn nur das sollte beim Jahn wirklich zählen. Schließlich spuin sie ja für uns!

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