Auf der Welt zu Hause
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Sie steht für viel Gefühl und hervorragende Pop- und Rocksongs – Christina Stürmer. Am 30. April kommt sie nach Obertraubling. 2019 sorgen ihre zahlreichen Veröffentlichungen und Live-Auftritte wieder für höchste Anerkennung bei Fans und Kritikern. Ihre außergewöhnliche Stimme gepaart mit aussagekräftigen Texten und ihrem charmanten Charakter machen ihre Konzerte zu einem unvergesslichen Erlebnis. Bald kommt Christina auch in die Region. Wir haben uns schon vorab mit ihr unterhalten und auch nachgefragt, wie sie mit ihrer Rolle als Mutter zurechtkommt.
Nach mehr als zwei Jahren Pause hast du im letzten Spätsommer dein aktuelles Album „Überall zu Hause“ auf den Markt gebracht. Wo bist du denn zu Hause?
Also eigentlich ist es mir egal, wo ich bin, wenn ich ehrlich bin. Es ist ja so, dass mein Freund schon seit Anbeginn in der Band ist. Wenn wir unterwegs sind, ist Oliver also logischerweise immer mit dabei und jetzt eben auch Marina, unsere Tochter. Und jetzt ist es natürlich so: Wenn die beiden da sind, ist es mir eigentlich schnuppe, ob ich bei uns daheim im Weinviertel in Österreich sitze oder in Köln oder in Regensburg oder wo auch immer. Denn wenn die Leute da sind, die dir wichtig sind, dann fühlt man sich geborgen und zu Hause. Ich nehme quasi mein Zuhause überall mit hin.
Wahre Worte. Wie kam es denn zu der Namenswahl? Marina klingt so schön italienisch. Gab es da einen Bezug?
(Lacht) Nein, aber wir lieben italienisches Essen und die Mentalität. Aber wir haben nach einem Namen gesucht, den man nicht verschandeln kann. Haben alles Mögliche probiert, wie man den Abkürzen kann und so. Marina schien so, als könnte man ihn nicht kaputt machen. Und da ist es egal, ob sie in Italien unterwegs ist oder einen USA Urlaub macht. Der Name funktioniert überall und ist so schön rund. Ein Name muss einfach schön weich sein.
Hat eure Tochter Marina auch die Musik in eurem Leben verändert?
Ja, es wird daheim anders Musik gehört. Sie gibt natürlich jetzt auch den Ton an. Und es sind nicht mehr nur Oliver und ich, die sagen, was wir zum Beispiel zum Frühstück hören wollen, sondern es kommt auch noch eine dritte Person dazu, die vielleicht mal „Hopp, hopp, hopp, Pferdchen lauf Galopp“ hören will (lacht). Zum Glück steht sie gerade auf die neue Mumford and Sons Platte. Es ist so, dass wir ihr querbeet alles zeigen wollen. Bei uns laufen zum Beispiel The Police oder die Beatles – also Älteres und Neues. Früher habe ich in seltenen Situationen, zum Beispiel wenn ich wütend war, auch Slipknot gehört. Das höre ich jetzt aber nicht mehr (lacht).
Das letzte Album „Seite an Seite“ war eher melancholisch und gitarrenlastig. Im Vergleich dazu schlagt ihr auf der neuen Platte andere Töne an.
Es war so, dass das letzte Mal doch sehr melancholisch war und viele ruhige Stücke drauf waren. Und natürlich ist es mit einer kleinen Tochter an der Seite anders. Die bringt halt Leben ins Haus. Ich habe in der Zeit zum Beispiel viel One Republic gehört und auch gar keine Lust gehabt, auf ein hoch melancholisches Album. Ich wollte, gerade was die Musik angeht, das Album einlegen, und von der ersten bis zur letzten Nummer sollte es gute Laune machen und das haben wir versucht.
Und das habt ihr auch geschafft. Ein Lied des Albums ist ja eine kleine Hommage an eure Tochter, „Du erinnerst mich an mein Herz“. Welche Inspirationen gab es denn noch für die neuen Songs?
Großes Thema bei dem Album war vor allem auch das 15-jährige Jubiläum. 15 Jahre im Showbusiness – da ist einfach viel passiert. Gerade die Anfänge, da ist viel und vor allem auch alles so schnell passiert. Auch mit mir habe ich viel machen lassen. Ich bin ja von einer Buchhandlung, also komplett grün hinter den Ohren, auf einmal in dem ganzen Wahnsinn und Popzirkus gesteckt und habe dadurch auch viele Sachen einfach null genossen. Da gibt’s nen Song auf dem Album, „Freu dich nicht zu spät“, mit dem schick ich mir quasi selber den Rat, dass ich das Jetzt mehr genießen muss. Mittlerweile kann ich das auch. Aber früher ist alles so schnell gegangen, auch als das Album „Schwarz Weiß“ in Deutschland rausgekommen ist. Da hat alles so gut funktioniert. Und dann auch die Nominierungen: Sogar den Echo habe ich dann mit nach Hause genommen. Und dann gab‘s ja auch noch die Autogrammstunden. Das war ein super Hype damals, das gibt’s heute gar nicht mehr. Früher war das übel. Ich hatte eigentlich gar keine Zeit zum Durchschnaufen und zu realisieren, was da eigentlich mit mir passiert. Im Endeffekt kann ich froh sein, dass ich daran ned kaputt gegangen bin und dass ich auch den Rückhalt meiner Familie hatte. Ich mein, gerade wenn man aus einer Castingshow kommt, ist das eh immer irre.
Das war ganz schön viel, und darum ist es auch oft in den Songs gegangen. Um dieses Durchschnaufen, das Jetzt genießen und natürlich trotzdem wiederrum um Marina. Denn mit Kind denkt man anders über die Welt nach. Man sieht vieles auf einmal mit anderen Augen. Man hat ja ein Kind in eine Welt gesetzt, und man beginnt sich zu fragen, was denn überhaupt überall los ist. Sie wird ja hoffentlich länger leben als ich, und somit möchte ich schauen, dass die Welt um sie in Ordnung ist, ein Vorbild sein. Mit Kind wird einem erst richtig bewusst, was los ist. Man lebt intensiver, man will die Welt einfach mehr ins Gute drehen. Ob es jetzt um die Umwelt geht oder die Menschlichkeit – es ist einfach alles präsenter.
Da ist ja einiges passiert in den letzten 15 Jahren. Gab es denn unter den vielen Momenten einen persönlichen Christina Stürmer Moment, von dem du uns erzählen möchtest?
Es gab so viele Momente und es gibt einfach ein paar Highlights. Zum Beispiel das Duett und das gemeinsam mit Bon Jovi und der Band auf der Bühne stehen. Wo ich doch damals von ihnen die CDs hatte, das war so „wuhuu“. Und dann auch noch die Tatsache, dass sie meine Stimme gut finden und dass es sie waren, die auf mich zugekommen sind. Das war wirklich wie ein Ritterschlag für mich.
Ein weiterer Christina Stürmer Moment war 2012/2013 mein 30. Geburtstag. Da ist es so mit einhergegangen, dass man anfängt, darüber nachzudenken, wer man ist und was man macht. Wir hatten damals eine längere Pause, weil davor das Album zwar ganz okay ging, aber auch kein Megaerfolg war. Deshalb wollte ich mir ein wenig Zeit nehmen und schauen, wo man steht und was man tut und so. Und in der Zeit war es so, dass jeden Tag immer neue Musiker nachschießen. Naja, die Konkurrenz schläft nicht und wir haben gesagt: Okay, wir machen mal a bissl a Pause. Und da weiß man ja nie, was passiert, wenn man zurückkommt. Und dann ist „Millionen Lichter“ so unglaublich eingeschlagen – das war schon ganz schön schön. Diese Dankbarkeit, die man den Fans gegenüber verspürt, dass sie dran bleiben und nach über zweieinhalb Jahren noch sagen – „wie geil“.
Doch selbst in den Zeiten, in denen es vielleicht nicht so optimal lief, kam es ja für dich nie in Frage, was anderes zu machen. Dennoch gibt es auch neben der Musik Dinge, die dir wichtig sind, zum Beispiel Kinder und Bücher, richtig?
Ja, es gibt da ein paar Sachen, die mich interessieren, wie mit kleinen Kindern zu arbeiten, was immer ein Thema war. Ich wollte eigentlich Kindergartenpädagogin werden. Aber genauso liebe ich Bücher. Ich komme ja auch aus einer Buchhandlung. Ich lese unglaublich gerne. Das wird zwar nicht morgen passieren, aber es spukt schon in meinem Kopf rum – die Idee, dass man eine Buchhandlung aufmacht. Das ist zwar nichts für das große Geld, aber Bücher sind einfach großartig. Und ich finde diese ganzen E-Books nicht so toll, das geht für mich nicht. Da bin ich wirklich nostalgisch, auch wenn ich zum Beispiel Bücher rieche. Und wenn ich in den Urlaub fliege, dann kann der Koffer schon mal schwer sein, weil ich meine Hardcover-Bücher mitnehme.
Wenn man deine drei Leidenschaften zusammenbringt, könnte ja eigentlich ein schönes Kinderalbum oder Kinderbuch entstehen. Wäre das vielleicht eine Idee für die Zukunft?
Sag niemals nie. Es ist zwar bisher nichts geplant, aber gerade mit Büchern – wir haben ja durch Marina auch viele Kinderbücher zu Hause. Bei uns liegen wirklich immer Bücher rum und sie hat auch sehr viele Bücher und steht da drauf. Ja, sag niemals nie. Wenn ich irgendwann eine Idee habe, wieso nicht!
Vielen Dank für das nette Gespräch und bis bald! Regensburg freut sich auf euch!