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Mehr als zwei Millionen Zuschauer verfolgen zur Primetime gespannt Muskelprotze, die versuchen, möglichst schnell einen anspruchsvollen Hindernis-Parcours zu bewältigen. Dabei sind vor allem Ausdauer und Kraft aber auch Balance und Geschick gefragt. Das Ganze wird professionell in Form einer Wettkampfshow mit bekannten Stimmen aus Funk und Fernsehen aufgezogen. Beim Betrachten der sich schindenden Athleten stellt sich mir, faul auf dem Sofa liegend, die Frage: Wie weit würde wohl ein Normalsterblicher beim Versuch kommen, ein Ninja Warrior zu werden? Doch immer langsam mit den jungen Pferden.

Zunächst erst mal ein Blick auf Historie des neuen TV-Spektakels, denn mit den Ninja Kostümen, die man besonders an Fasching oft sieht, hat das Ganze rein gar nichts zu tun. Auf der Suche nach dem Ursprung der neuen Trendsportart gelangt man ins Land der aufgehenden Sonne – nach Japan. Dort lief das Konzept in Form einer TV-Show erstmals 1997 unter dem Namen SASUKE. Ziel ist es seither, den Hindernis-Parcours und damit die einzelnen Stages zu überwinden. Die deutsche Adaption läuft unter dem Namen „Ninja Warrior Germany“ und erfreut sich seit 2016 jährlich an rund 13.000 Bewerbern, wovon im letzten Jahr aber lediglich 350 für die Show ausgewählt wurden. Dem Sieger winkt ein Preisgeld im sechsstelligen Bereich – 2018 waren es 300.000 Euro.

Noch hat es aber niemand in der vorgegebenen Zeit durch alle Hindernisse bis ins Ziel geschafft. Wer am weitesten kommt, gilt immerhin noch als „Last Man Standing“- der Trostpreis quasi. Vor allem der Endgegner namens „Mount Midoriyama“ lässt selbst kletterversierteste Teilnehmer verzweifeln: 20 Meter hoch. 25 Sekunden Zeit ihn per Seil zu erklimmen. Wir schreiben das Jahr 2018: Der Gewinner, Alexander Wurm, steht vor dem finalen Hindernis, bezwingt den „Mount“ – und scheitert dennoch an der Zeit. Nur wenige Sekunden trennen ihn vom „Ninja Warrior“ und den 300.000 Euro. Stattdessen darf er sich „Last Man Standing“ nennen und bekommt immerhin stolze 35.000 als Trostpreis für seine unglaubliche Kraftanstrengung.

Warm-up hat es in sich

Natürlich ist es absolut empfehlenswert, sich speziell auf den Parcours vorzubereiten, indem man beispielsweise verschiedene Hindernisse selbst zu Hause nachbaut oder in speziell dafür ausgerichtete Hallen oder Fitnessstudios pilgert. Welche Muskelgruppen bei Ninja Warrior besonders wichtig sind, wird auch mir schnell klar, als ich mich im clever Fit Regensburg mit Christian Lichtenauer mit dem Parcours vertraut machte. Als aktiver Fußballer sehe ich mich durch regelmäßiges Training und den Spielen im Ausdauerbereich recht fit, aber kräftemäßig? Mein eher schmächtiges und drahtiges Auftreten schüren Zweifel in mir. Komme ich überhaupt über das zweite Hindernis hinaus? Christian Lichtenauer macht mir Mut: Weniger Gewicht und lange Beine können durchaus von Vorteil sein, da man ja in der Luft an den Vorrichtungen seine eigenen Pfunde durch den Parcours schleppen muss.

Nach einem kurzen Warm-up auf dem Fahrrad für Körper und Kreislauf geht es erst mal an die Geräte für die Rückenmuskulatur. Besonders Übungen, bei denen es gilt, Gewichte in Richtung des eigenen Körpers zu ziehen, sogenannte Pull-Übungen, bieten sich hervorragend an, da man im Parcours fast ausschließlich in der Luft hängt und sich so weiter durch die Hindernisse hieven muss. Danach folgt das Knieheben für die Bauchmuskeln. Zum Abschluss der Vorbereitung stehen noch einmal Hyperextensions auf dem Programm: Man platziert die Knöchel auf den dafür vorgesehen Plattformen hinter den Fußrollen der schrägstehenden Bank und beugt sich vornüber. Das Polster geht dabei bis an die Hüfte. Durch das Vorbeugen mit anschließendem Aufrichten in die Waagrechte wird vor allem der Rückenstrecker am unteren Rücken trainiert.

Drei Durchgänge später: Jeder beanspruchte Muskel macht sich deutlich bemerkbar, auch der so wichtige Rumpf. Durch das Aufwärmprogramm fühle ich mich jedoch bereit für die Herausforderung, die mich gleich im ersten Stock des Fitnessstudios erwartet. Dort hat man sich mit einem kleinen Ninja Warrior Parcours etwas ganz Besonderes einfallen lassen. Er spiegelt zwar bei weitem nicht das Angebot wider, dem die Teilnehmer der Fernsehshow gegenüberstehen. Aber auch dieser Parcours und seine Hindernisse sind alles andere als ein Zuckerschlecken.

Los geht’s…

… mit dem „Five-Step“, bei dem in gewissen Abständen links und rechts Blöcke aufgestellt sind, deren Seiten nach innen zeigen. Als Einstiegshindernis ist es natürlich eines der leichtesten, dementsprechend bin ich auch ganz fix durch und stehe auf einer Erhöhung vor einer Klimmzugstange, die in circa drei Metern Höhe angebracht ist. Ein bisschen Schwung holen, und ab geht‘s zu den Ringen – bekannt Sportunterricht aus der Schulturnhalle. Dort gilt es, den Schwung mitzunehmen und eine gute Balance zu halten. Leichter gesagt als getan: Ich lande schnurstracks mit beiden Händen an einem Ring und schwinge lange wie auf einer Schaukel hin und her – zu lange, denn ich verliere Kraft und Zeit. Am einfachsten erscheint es mir, sofort nach dem Übergreifen mit der anderen Hand auf den nächsten Ring zu gehen und den Schwung direkt mitzunehmen. Hier macht sich auch erstmals meine fehlende Grifffestigkeit bemerkbar – erst im zweiten Versuch überwinde ich alle drei Ringe. Alternativ dazu könnte man in diesem Parcours auch an den von der Decke hängenden, kleinen Bällen entlanghangeln und würde auch dort im Anschluss im Cargo-Netz landen.

Vieles erinnert mich an den Spielplatz meines Kindergartens, an dem man auch von A nach B hangeln oder sich im Netz wie ein Affe fortbewegen konnte. Doch auch wenn sich das Netz wie ein Kinderspiel anhört, gilt es auch hier, konzentriert und systematisch vorzugehen. Denn ehe man sich versieht, verknoten sich Füße und Beine. Fehler lauern an jedem Hindernis und kosten zudem unwahrscheinlich viel Kraft und Zeit. Seit ich den „Five-Step“ zu Beginn hinter mir gelassen habe, hatte ich keine Möglichkeit mehr, zu verschnaufen. Es zehrt unglaublich an Armen, Händen und Rücken. Die Hände werden immer schwerer, der Griff lockerer. Jetzt merke ich, dass sich vor allem Klimmzugtraining ausgezahlt hätte, doch davon gelingen mir aktuell kaum zehn Stück. Als ich nach dem Netz zu den Spinning Wheels springe und den Schwung mitzunehmen versuche, verliere ich den Halt, stürze ab und lande auf dem glücklicherweise sehr weichen, gepolsterten Boden des Parcours und nicht, wie im Fernsehen, im Wasserbecken.

Am Ende der Kräfte

Um alles noch mal von vorne zu machen, habe ich schon jetzt nicht mehr die nötige Kraft. Deshalb darf ich gleich wieder nochmal beim Cargo-Netz anfangen, bewege mich daran entlang und möchte erneut von Rad zu Rad schwingen. Doch ohne regelmäßiges Fitnesstraining erscheint mir das nach den Anstrengungen zuvor unmöglich – wieder stürze ich schon beim Versuch, mich am ersten Rad festzuhalten, ab: Meine Griffkraft ist einfach viel zu schwach und mein Körper zu erschöpft.

Hätte ich durchgehalten, es hätten mich noch diverse Hangelhindernisse sowie die gefürchtete „Salmon Ladder“ am Ende des Parcours erwartet. Bei dieser „Leiter“ muss die eingerastete Klimmzugstange von unten nach oben befördert werden. Mit viel Übung ist das definitiv machbar, stellt jedoch meines Erachtens auch die Königsdisziplin dieses Parcours im Fitnessstudio dar. Gleichzeitig werden Kraft, Geschicklichkeit und Koordination benötigt, um die Leiter gen Himmel zu erklimmen. Mit meinen drei bezwungenen Hindernissen habe ich letztendlich leider nicht einmal die Hälfte des Parcours hinter mir gelassen.

Dabei sein ist eben doch alles

Doch es schon beim ersten Mal ohne spezielles Training oder Klettererfahrung zu schaffen, war auch nicht mein Anspruch. Christian Lichtenauer hat mir das bereits zu Beginn des Trainings eingetrichtert und dadurch jeglichen Druck von den Schultern genommen. Letztendlich bin ich zwar durchaus zufrieden, aber dennoch auch etwas fuchtig, nicht mehr erreicht zu haben. Jeder noch so kleine Fehler wird sofort bestraft, vor allem die nötige Balance und Griffkraft hat mich überrascht – sieht es doch von der Couch aus so einfach und elegant aus. Bis ich das Level der Teilnehmer erreicht habe, müssen wohl noch einige strenge Winter vergehen und am Ende bleibt mir vor allem eine Erkenntnis: Spaß gemacht hat’s allemal – und darum geht es doch beim Sport.

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