Vorsicht im Grünen! Zecken lauern überall
Wer sich viel an der frischen Luft und im Grünen aufhält, kommt gerade in den Sommermonaten nicht umhin, sich mit dem Thema Zecken zu befassen. Dr. Ralf Hauer, Allgemein- und Sportmediziner, informiert in seiner Praxis über die Gefahren und Risiken, die von den kleinen Blutsaugern ausgehen und gibt nützliche Tipps, wie einer Infektion vorgebeugt werden kann. Zecken übertragen viele Krankheitserreger. Im Wesentlichen können laut Dr. R. Hauer zwei dieser Krankheiten dem Menschen wirklich gefährlich werden: Borreliose und FSME (Frühsommer Meningoenzephalitis).
Borreliose wird durch Bakterien (Borrelien) übertragen. Rund 20 bis 40% der Zecken tragen diese Erreger in sich. Wird eine Borreliose rechtzeitig erkannt, kann sie mit Antibiotika behandelt werden. Die Borrelioseerreger sitzen im Magensaft der Zecke. Sie werden ca. 24 - 48 Stunden nach einem Stich übertragen. Das Infektionsrisiko liegt hier deutschlandweit bei 1,5 bis 6%.
FSME wird durch Viren übertragen. Das Übertragungsrisiko beträgt in den Hochrisikogebieten (Bayern, Baden-Württemberg, Thüringen, Rheinland-Pfalz) je nach Region 1:500 bis 1:10 000. Die FSME-Erreger sitzen im Speichel der Zecke. Die Übertragung der Viren erfolgt daher unmittelbar nach dem Zeckenstich. FSME kann im Gegensatz zu Borreliose auch NICHT ursächlich behandelt werden. Hier hilft lediglich Vorbeugung, z.B. in Form einer FSME-Impfung.
Risikogebiete
Zecken halten sich in hohem Gras, in Hecken, Sträuchern und Bäumen auf. Sie FALLEN aber nicht von Bäumen! Sie werden bei Berührung vom Gestrüpp abgestreift. In Bayern lauern besonders viele Zecken, die den FSME-Erreger in sich tragen. Damit ist Bayern Hochrisikogebiet!Sind die Zecken erst einmal auf den Körper gelangt, suchen sie sich möglichst warme und feuchte Regionen: Achselhöhlen, Leistenbeugen, Intimbereich aber auch Kopfhaut und hinter den Ohren.
Wie schütze ich mich gegen Zecken?Die beste Möglichkeit sich zu schützen ist: Tragen langer Kleidung und fester Schuhe, sowie Verwendung spezieller Zeckensprays (Repellentien) zum Auftragen auf die Haut.
Zeckenstich – was tun?
Für die Zeckenentfernung gibt es spezielle Zeckenzangen. Damit umfasst man die Zecke unmittelbar an der Einstichstelle und dreht sie – egal in welche Richtung – einfach heraus. NIEMALS den Zeckenkörper quetschen!NIEMALS mit Klebstoff, Öl oder Streichhölzer versuchen die Zecke zu töten!Die Zecke wird so nur unter Stress gesetzt und sondert vermehrt infektiösen Magensaft in die Bisswunde ab, wodurch das Infektionsrisiko steigt!Verbleibt der Kopf nach dem Entfernen in der Haut, kann dieser problemlos auch Tage später noch vom Arzt mit einer Pinzette entfernt werden.
Beobachtung
Nicht jeder Zeckenstich wird bemerkt, was die richtige Zuordnung von Symptomen im Nachhinein erschwert. Wird ein Stich registriert, empfiehlt sich jedoch in jedem Fall eine regelmäßige Kontrolle der Haut sowie eine konstante Beobachtung des eigenen Befindens.
So erkenne ich eine Borreliose
Die Borreliose verläuft klassischerweise in mehreren Stadien:
Frühstadium (Tage bis Wochen nach dem Stich):
- typischerweise erscheint auf einer Stelle der Haut die sog. Wanderröte (Erythema migrans), eine kreisrunde Hautrötung von wenigen cm Durchmesser mit dunklem Rand.
- Hinzu können Kopf,- Glieder,- und Muskelschmerzen oder Fieber kommen
- B. Nervenschmerzen (wie kleine Nadelstiche, v.a. nachts) und/oder –ausfälle (häufig: Lähmungserscheinungen im Gesichtsbereich),
- entzündliche Gelenkschwellungen, insbesondere an Knie-, Sprung- oder Ellenbogengelenk
- Herzbeschwerden
- Anzeichen von Hirnhautentzündung (Meningitis), wie Kopfschmerz, Nackensteife, Lichtempfindlichkeit, Übelkeit und Erbrechen.
- Manchmal: pergamentartige Ausdünnung der Haut besonders an den Händen.
So erkenne ich FSME
- Nach ca. drei bis zehn Tagen:
- Bei rund 10% der Erkrankten können nach wenigen Tagen der Beschwerdefreiheit erneut Fieberschübe auftreten, begleitet von neurologischen Symptomen, die denen eines Schlaganfalls ähneln können. Bei rund 10% dieser Patienten verbleiben Restschäden, für etwa 1% der Erkrankten endet die Krankheit tödlich.
Achtung
- Die "Zeckenimpfung" schützt nicht vor Zeckenstichen!
- Mit der Klimaerwärmung sind die Zecken nicht nur im Frühsommer aktiv!
- Zecken lauern nicht nur in der freien Natur, sondern auch in Biergärten oder auf Rasenflächen in der Stadt!