Weit unbekannter als etwa der Große Arber sind der Enzian und der Heugstett. Und dabei bieten sie einige Vorteile: Ruhe und Einsamkeit etwas abseits der üblichen Touren trotz unmittelbarer Nähe und lohnende Aussichten auf die etwas höheren Geschwister.
Kurze Streckeninfo vorab: 10km, ca. 3 Std, 450 Höhenmeter (einfach)
Anfahrt: Autobahn A3 bis Deggendorf, B11 bis Patersdorf, Böbrach, Mais, Haberbühl und Oberried. Dort rechts halten und am Ende die Schönacher Straße nehmen – diese wird bald ein einspuriger Schotterweg. Für rund sechs Kilometer immer den Schildern „Berghütte Schareben“ folgen.
Da wir regionale Wanderungen gerne mit etwas alpinen Ausblicken abwechseln, bietet unser rund 100 Kilometer langes und schon in der Oberpfalz beginnendes Mittelgebirge – der Bayerischer Wald – dazu die beste Gelegenheit. Die ersten Hügel beginnen schon um Regensburg, und besonders reizvoll wird es innerhalb des Naturparks Bayerischer Wald. Die Anreise wächst hier jedoch schon auch mal gerne auf ein bis zwei Stunden an. Wer kennt sie nicht, die bekannten Namen wie Großer Arber, Großer Rachel, Osser, Lusen oder den Großen Falkenstein mit bis zu 1.453 Meter Höhe? Weit unbekannter sind da schon der Enzian und der Heugstett. Der Vorteil: Ruhe und Einsamkeit etwas abseits der üblichen Touren trotz unmittelbarer Nähe und lohnende Aussichten auf die etwas höheren Geschwister. Der Enzian erhebt sich dabei mit stattlichen 1.285 Metern über die Donauebene und ist im Höhenzug Teil des bekannten 12-Tausender-Wanderwegs.
Wir beginnen am Wanderparkplatz in Schareben und wandern rechts am Lokal an der Infotafel vorbei Richtung Heugstett Enzian. An einer Verzweigung nehmen wir den Waldweg hinauf, der bald in eine breite Forststraße führt. Es geht immer geradeaus Richtung Heugstett und bald auf einem schmaleren Pfad immer weiter bergan. Ein Ausblick auf den Lamer Winkel und das Osser-Massiv belohnen uns. Je weiter wir ansteigen, desto mehr sieht man hinter uns vom Kaitersberg und dem Zellertal, bis wir auf einer kleinen Lichtung die Gipfelkuppe des Heugstett erreicht haben. Aussicht gibt es hier kurz vorher auf einem kleinen Felsen, der zur kurzen Rast einlädt. Viel besser geeignet ist jedoch der wohl schönste Aussichtspunkt auf der Route: Auf der folgenden Lichtung geht nach rechts – kurz vor den Wegschildern und dem 12-Tausender-Schild aus Metall – zwischen hohem Gras, Latschen und Blaubeerfeldern ein Weg durch die „Dünen“. Es mutet an wie die letzten Meter im Ufergehölz am Meer, kurz bevor man an den Strand selbst kommt. Dort überrascht den Wanderer dann ein unglaubliches und unerwartetes Panorama mit schier unendlich weitem Ausblick über das wellige Mittelgebirge – weit hinab in die auf rund 300 Meter über Null liegende Donauebene. Bleiben Sie!
Zurück am Weg schwenken wir nach der Lichtung nun halblinks ab in eine Senke zwischen den Gipfeln – auch hier dominieren Kiefern und Blaubeerfelder die malerische Kulisse. Ein Weg auf alten Bohlen führt über einen (hoch-)moorigen Teil. Es geht hinüber und hinauf zum Enzian. Dort erwartet uns am Gipfelkreuz ein aussichtsreiches Plateau mit gutem Blick auf den kleinen und großen Arber.
Abstieg: Wir wandern weiter Richtung Arber in den Wald zur Enzianwiese samt Schutzhütte (Unterstand links in der Wiese). Nach dem Unterstand geht es scharf rechts Richtung „Schönbach-Oberried“. Wir gehen hinunter zum Hüttl-Schachten. Bei einer Sitzgruppe samt Holzliege quert ein neuer Schotterweg, der unbeschilderte Marderweg.
Route 1: Wir folgen dem (Rad-)Marderweg nach rechts über den Hochwies-Schachten unterhalb der Gipfel zum Startpunkt zurück. Wir treffen oberhalb von Schareben auf eine Kreuzung, wo wir den Forstweg verlassen und wieder auf den Waldweg hinunter zur Wirtschaft gehen.
Tourlänge: rund 10 Kilometer, 3 Std., Auf- & Abstieg addiert rund 900 Höhenmeter
Route 2: Marderweg queren, auf dem 6er Weg weiter: Dieses Jahr ist möglicherweise das letzte Teilstück (etwa drei Kilometer) der Anfahrt auf der Forststraße nach Schareben wegen Drainageverlegungen gesperrt. Wir parken deshalb unten bei der Hochfallbrücke – auch nach der Brücke sind weiter Flächen neben der Straße zum Parken vorhanden – und laufen die angenehme Teerstraße hinauf nach Schareben (30 Minuten) zum Start der Route 1. In diesem Fall geht man dann nicht den Maderweg, sondern weiter auf dem 6er hinunter. Dieser trifft am Ende auf einen Forstweg (nach rechts: Route 3). Wir gehen links zur Kreuzung und dann rechts hinunter bald auf eine einspurige unbefahrene Teerstraße stramm bergab. Nach rund 2,5 Kilometern kommen wir wieder automatisch zur Hochfallbrücke. Die Tour 2 ist rund 4,5 Kilometer länger und hat gesamt etwa 200 Höhenmeter mehr.
Route 3: Man geht ebenfalls nicht über den Marderweg zurück, sondern folgt dem 6er und geht, wenn dieser am Ende auf den Forstweg trifft, dem 6er Schild rechts nach und weiter bis nach Schareben. Ein Plus von rund 3 Kilometern im Vergleich zur Tour 1.
Anmerkungen: Die Tour samt allen Varianten ist leicht zu gehen, steile Passagen oder gefährliche Abschnitte gibt es nicht. Unserer Ansicht nach birgt sie am Plateau wirklich einen der schönsten Ausblicke im ganzen Bayerischen Wald. Die Wege sind perfekt in Schuss. Trailschuhe reichen vollkommen aus.