Morgen ist heute, und zwar unkompliziert: Der ID.4 im Test
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Und dann ging es doch flott: VW bringt mit dem ID.4 den Alltag in die Elektromobilität. Umgekehrt? Nein! Es ist einfach ein VW – wie früher, als man als Kadett-Fahrer in einen Golf einstieg und einfach sofort nach Berlin fahren konnte, ohne dazu eine 300-seitige Betriebsfibel tagelang gewälzt haben zu müssen. Der ID.4 kommt nun zu den Händlern und im April auf den Markt – wir durften den ID.4 in seiner limitierten 1st-Edition schon testen.
Es ist kalt, der Frühling lässt gefühlt dieses Jahr besonders auf sich warten, dazu die Pandemie – uns allen fällt die Decke auf den Kopf. Wie schön ist es da doch, wieder etwas anderes zu sehen und zu erleben! Das „andere“ erwartet uns in dezenter, elegant dunkler Farbkombination beim Autohaus Wiedmann in Saal.
Und schon hier beginnt die Geschichte: Schlüssel entgegennehmen und losfahren. Mehr bedarf es nicht. Einsteigen, den Wahlhebel neben dem Tacho einmal kurz nach vorne drehen (im Display steht nun „D“ für Drive) und Gas geben. Und genauso einfach und bequem ist auch der Rest der Bedienung: Links am Lenkrad stellt man den Tempomat ein und schaltet den Abstandsregler samt Reisehilfe an oder aus (er erkennt die erlaubte Geschwindigkeit und passt sich an). Rechts am Lenkrad wählt man gewohnt Radiosender und Lautstärke.
Am großen (10 oder 12 Zoll) Mittelbildschirm sieht man Fahrzeugdaten, Radio oder Navi. Die Grundfunktionen sind dabei einfach zu bedienen, und erst wer etwas Besonderes möchte, muss in Untermenus: für den Alltag jedoch alles nicht nötig! Klima und Raumtemperatur sind extra über eigene Knöpfe unter dem Display zu bedienen. VW hat es endlich wieder geschafft, das Fahren wieder zum Fahren zu machen und die Bedienung simpel zu gestalten. Niemand wird sich hier verirren oder abgelenkt sein. Wirklich gut gemacht, denn computer- und technikunaffine Käufer werden sich nach wenigen Minuten schon wohlfühlen, generationsübergreifend. Die Ladekante hinten und der Kofferraumboden sind auf Hüfthöhe – Einladen ohne Bücken. Zu dieser Alltagsoptimierung passt auch das reduzierte Cockpit, in dem nur Restreichweite und Geschwindigkeit stehen. Über Nacht daheim aufladen oder 320 Kilometer Reichweite in einer halben Stunde an der Schnellladestation eintanken – VW gibt Gas und investiert ab nun auch in die Infrastruktur: Alles wird einfacher.
Das Fahrzeug verschafft dem Fahrer zudem eine sehr gute Verkehrsübersicht (inkl. Sicht beim Rückwärtsfahren). Mit 164 Zentimetern ist der ID.4 höher als jede Limousine, der Golf hat derzeit 20 Zentimeter weniger. Der Durchzug unseres 150 kW / 204 PS Motors ist gut (8,5 Sekunden auf 100 km/h), er bewegt die 2.124 Kilogramm in Elektromanier völlig gleichmäßig, bis die Endgeschwindigkeit von 160 km/h erreicht ist. VW riegelt hier absichtlich ab. Das passt zum Konzept, denn die erhöhte Bauweise hat nur einen Feind: den Windwiderstand. Bei 100 km/h brauchen wir grob 18 kWh, bei 130 km/h schon gut 22 kWh. Passen 77 kWh in den Akku, wie bei unserem 1st, ist die Reichweite schnell errechnet. Gut 320 Kilometer gibt der Hersteller im Winter-Mix an, wir sind gute 100 Kilometer gefahren und haben immer noch 280 Kilometer Restreichweite, ohne sparsam zu fahren. Seine Vorzüge spielt der Stromer dann im Stadtverkehr und bei gemütlicher Gangart aus (Angabe VW Sommer Stadt: plausible 580 Kilometer), er rekuperiert beim Bremsen und verbraucht eben fast nichts im Stop-and-Go-Verkehr.
Überraschend gut ist die Straßenlage: Die Akkus sind schön tief verbaut, und wer mal knackig in die Kurve will, der fährt auf Schienen durch – wunderbar! Da zeigt sich die wirklich gute Gewichtsverteilung ohne schwere Maschine vorne. Apropos Maschine: Unter der Haube vorne hat VW optisch jedenfalls den Sprung zu den Verbrennern zurückgemacht – Scheibenwischwasser und Kühlflüssigkeit – man fühlt sich zu Hause. Ebenso im Innenraum: Das Interieurdesign ist klassisch und dazu bestens verarbeitet. In unserer Sonderedition wurde natürlich mit den zweifarbigen Ledersitzen noch eins draufgelegt. Übrigens geht VW auch beim Konfigurieren einen Schritt weiter: Neun Grundmodelle mit nur kleinen Zusatzoptionen sollen den Käufer vorab einfach führen – die Akkugröße macht die Musik.
Unser 1st hat – neben vielem anderen – Matrix-LED-Lampen, 21-Zoll-Räder, ein adaptives Fahrwerk, elektrische Sitze, eine Drei-Zonen-Klimaanlage, elektrische Heckklappe, verbesserte Assistenz und ein erweitertes Head-up-Display. Nicht umsonst war diese Edition mit 27.000 Exemplaren schnell vergriffen. ID.4 fahren kann man übrigens ab 36.500 Euro – und da geht noch mal ein staatlicher Zuschuss in Höhe von 3.000 Euro weg. Die Zukunft beginnt.
Bildquelle:
Kamerafoto / filterVERLAG |