Freiheit mit vier Rädern: Defender. Freiheit auf zwei: Harley, what else? Und da bringt uns Harley jetzt die neueste Generation der Sportster auf den Markt. Wir durften in Regensburg früh morgens testen, bevor sie am Nachmittag schon in die nächste Stadt zum Schaulaufen verbracht wurde.
Wir schrieben das Jahr 1957 als Harley die Sportster als Nachfolgerin der sportlichen K-Reihe einführt. Eine neue und stetig weiterentwickelte Motorengeneration sorgt in der – generell als XL-Serie bezeichneten – Sportster mit 883 ccm und 1.000 ccm für Vortrieb bis 1985. Dann kam der „Evolution“-Motor mit bis zu 1.200 ccm und Aluköpfen anstatt dem „Iron Head“. Nun packt Harley den Hammer aus. Ein radikales, fließendes Design wird ergänzt durch den Revolution Max 1250T Motor. Porsche hat es vorgelebt - Power braucht Kühlung: Fluid kühlt besser als Luft und somit muss und darf hier künftig ein flüssigkeitsgekühlter Motor langlebig für Vortrieb sorgen. Eine sportliche Verdichtung von 12:1 bei 1.252 ccm Hubraum sorgt für 125 Nm und satte 122 PS bei 6.000 U/min. Mit sechs Gängen (bis 1990 gab es gerade mal vier) geht es damit notfalls bis 220 km/h voran – dann sollte der optionale Windschild besser dran sein. Eine volleinstellbare Vorder- und Hinterradfederung unterstreicht den sportlichen Anspruch. Positiv: Mit 221 kg lässt sich eben auch noch dynamisch heizen, wofür auch der Motor als Teil des Rahmens integriert wurde und womit Gewicht gespart werden kann. Und ganz ehrlich: Das fordert die Optik auch. Ein kompakter, bulliger Rumpf der eigentlich nur aus Motor und Auspuff besteht, so soll das sein.
Reduktion auf Power
Instrumentencluster? Fehlanzeige. Reduziert und dezent ruhen ein digitaler Rundtacho und eine Multifunktionsanzeige an gewohnter Position vor dem Tank und wird über Tasten am Lenker durchgeschalten. Mehr braucht es nicht, mehr darf nicht sein bei diesem Bike. Just ride. Wie schon angedeutet: Der Rest ist Auspuff. Zwei schenkeldicke Abgasschornsteine aus Edelstahl werden „here I am“ auf der rechten Seite nach hinten geführt, es könnten auch Triebwerke sein. Wider Erwarten ist der Klang jedoch sehr understated und allgemeinverträglich gehalten. Ein selten massiver Vorderpneu schupft der Maschine optisch ebenfalls noch ein paar Muskeln auf. Wer es dann krachen lässt, der hat zur Powerreduktion auch verschiedene Fahrmodi, um auch bei weniger Traktion sicher vorwärtszukommen (Sport, Road, Rain). Gaskennlinie, Motorbremse, kurvenoptimiertes ABS und der Antriebsschlupf werden beeinflusst und auch ein eigenes Lieblingssetup kann simpel einprogrammiert werden."DAS schiebt!"
Wir starten bei Harley Davidson in Regensburg. Satt und ruhig im Leerlauf und sofort massives Drehmoment im unteren Bereich. Die variable Ventilsteuerung leistet einen deutlichen Beitrag und kombiniert mit dem massiven Hubraum gibt es einfach keine Peaks in der Entfaltung. Egal wann Sie am Gashahn ziehen, die Antwort kommt direkt. Wer nur Autos kennt: Man müsste, in Relation gesetzt, in einen 5er BMW acht Liter Hubraum verbauen! Das schiebt. Und da ist es auch gut, heute im Test den Wetmode aktiviert zu haben. Es hat morgens noch eine typisch Regensburger Mischung aus Nebel und doch herbstlich feinen Regentropfen. Die Straße ist schmierig und im regulären Modus geht der Reifen fortwährend durch, es wird eben später eingeregelt. Im Wetmode spricht die Schlupfkontrolle viel früher an und bis der Motor voll leistet, bekommt der Fahrer Zeit. Es entspannt die Fahrt bei diesen Bedingungen deutlich. Ist die Straße dann wieder trocken – Knopfdruck - und jeder Millimeter Gas peitscht Mensch und Maschine vorwärts.Das Handling entspricht der Optik:
Es ist kein filigraner Kurvenräuber für den schmalen Pass oder eine Maschine, die den Knieschleifer des Dompteurs fortwährend kleinzukriegen versucht. Aber es ist eine Maschine, die ihrem Begleiter dynamisch und freudig durch jede Kurve folgt und danach sauber raushämmert. Ein leichtes Reinlehnen und die Maschine kippt aktiv in Kurvenrichtung ein. Kurzer Radstand, ein offensichtlich sportlicher Lenkkopfwinkel und ein tiefer Schwerpunkt: Spaß pur! Aber auch wer gemütlich geradeaus ballern will – keine Sorge. Stabil, easy und eben immer mit massivem Druck.Harley bietet auch hier wieder viel Zubehör und Raum, die Sportster S zu individualisieren und auch die individuellen Lack- und Designmöglichkeiten sind definitiv einen Blick wert. Die Tanklackierung im Zusammenspiel mit den Zylinderköpfen – perfekt. Geliefert wird die Sportster S bereits ab Anfang Oktober. First come, first serve: Wie bei den Autos darf zurzeit glücklich sein, wer noch etwas bekommt. Der Startpreis liegt bei 15.495 Euro.
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RNRed