Wir begeben uns auf eine Tour durch die weihnachtliche Genuss-Palette und schauen, wie viele Kalorien wir an einem Tag voll leckerem Weihnachtsschmaus verzehren und welche Gefahren von den Leckereien für unseren Leib und unsere Taille ausgehen.
Dennoch möchte ich Sie einladen, sich mit mir auf eine nicht ganz ernst gemeinte Rallye zu begeben – eine Jagd nach dem Erwerb der meistmöglichen Kalorien an einem Tag. Diese Aufgabe ist gerade in der Vorweihnachtszeit keine schwere. Es lohnt durchaus, sich zumindest vor dem geistige Auge mal auf eine Tour durch die weihnachtliche Genuss-Palette zu begeben, um mal zu kucken, was bei den adventlichen Leckereien so an Kalorien unter der Haube schlummert und welche Gefahren für Leib und Taille bestehen. Damit soll natürlich niemandem der Spaß an Weihnachten noch mehr verdorben werden. Ein bisschen Schlemmen gehört zur festlichen Adventszeit wie das Lametta an den Baum. Aber bevor sich jemand – ähnlich wie die letztgenannten – über die Weihnachtszeit eine dicke Kugel vor den Bauch hängt: Vorsicht vor den versteckten Kalorienbomben!
Adventskalender
Bereits am Morgen beginnt die große Adventsschlemmerei. Der klassische, mit Schokolade gefüllte Adventskalender schlägt mit etwa 75 g zu Buche. Das ist in etwa das Gewicht, mit der eine Tafel Schokolade mittlerweile zu Buche schlägt. Ja, richtig gelesen, vorbei sind die Zeiten, in denen eine Tafel Schokolade 100 g wog. Diese Vorgabe wird vor allem von einem bekannten Hersteller mit einer besonders farbigen Kuh zunehmend unterwandert. 100 g Schokolade schlagen aber nach wie vor mit etwa 550 kcal zu Buche. Die gesamte Schokolade eines Kalenders schlüge so mit etwa 405 kcal zu Buche und somit ein einzelnes Stück mit 17 kcal. Nicht viel, sagen sie. Stimmt. Aber das ist ja erst die sogenannte Einstiegsdroge zur Kalorienschlachtbank am Weihnachtsbuffet.
Zur Feier des Tages öffnen wir das heutige und heimlich noch ein weiteres Türchen: 34 kcal
Nikolaus
Die Größe des Schoko-Nikolausis kann ebenso wie die Ausmaße des vor die Haustüre gestellten Schuhs oder des am Ofen aufgehängten Sockens variieren. Die Standardgrößen des klassischen Schokoladenweihnachtsmannes reichen von etwa elf bis 23 Zentimeter und rangieren gewichtsethnisch zwischen 50 und 200 g. Nachdem der Nikolaus eben auch aus Schokolade ist, lässt sich der Brennwert analog zur obig aufgestellten Rechnung zwischen 250 kcal und 1000 kcal angeben. Gar nicht schlecht für so einen alufolierten Hohli.
Wir entscheiden uns der Challenge geschuldet für einen großen Nikolaus: 1.000 kcal
Der Adventssonntag
Die Tradition besagt, dass man mit seinen Liebsten zusammenkommt und am besten nachmittags ein bis vier Kerzchen anzündet. Diese wiesen mit ihren brennenden Kerzen traditionell auf das Licht hin, das mit Christus in die Welt gekommen ist. Heute wirft das Ganze eher ein Licht auf die Backkünste des Gastgebers. Hier ist Ehrgeiz und Fantasie gefragt! Wer backt die meisten Plätzchen mit den meisten unterschiedlichen Rezepten? Wer hat die exotischsten Pralinés gezaubert und wessen Standard-Vanille-Kipferl haben am wenigsten Biss?
Wir bleiben erstmal bei den Basics: Der oftmals mit aufgetischte Christstollen schlägt nämlich ohne großen Schnickschnack kalorientechnisch schon ordentlich zu Buche. Das zu früheren Zeiten eher magere Backwerk aus Wasser, Hafer und Rapsöl ist heute – ergänzt durch einige gewichtige Zutaten wie beispielsweise Marzipan – mit bis zu 400 kcal pro Scheibe eine echte Kalorienbombe. Aber auch die klassischen Platzerl hauen ordentlich rein: Während Makronen im Schnitt mit 400 kcal pro 100 g zu Buche schlagen, legen die Vanillekipferl mit 500 kcal pro 100 g noch ein Schipperl drauf, bis die Lebkuchen mit ordentlich Glasur mit 600 kcal pro 100 g alle Konkurrenten zur Seite schieben. Dazu noch eine Tasse leckere heiße Schokolade mit Sahne und schon hat man wieder 400 kcal weginhaliert.
Wir entscheiden uns für eine Scheibe Christstollen, einen Lebkuchen, eine Makrone und ein Vanillekipferl. Dazu eine heiße Schokolade. Wenn schon, denn schon: 2.300 kcal
Der Christkindlmarkt
Hier geht’s im Eingangsbereich schon meist heiß her: Maronis können mit 200 kcal pro 100 g noch als Dietfood bezeichnet werden, während gebrannte Mandeln schon mit 400 kcal pro 100 g auf der Waage einschlagen. Als Krönung ein Bratwurschtsemmerl mit Senf. Die traditionellste Kombination von Fleisch im Brotmantel haut mit etwa 650 kcal ordentlich die Pfunde rauf. Dazu ein Glas Glühwein mit 250 kcal. Ganz nebenbei ist dessen Alkoholgehalt auch nicht gerade von schlechten Eltern. Dieser liegt gesetzlich vorgeschrieben bei etwa 7 Prozent, kann aber unerhitzt deutlich höher liegen. Vor dem Hintergrund, dass der Alkohol bei Erhitzen zum Verdunsten neigt, macht das natürlich Sinn. Sinkt der Alkoholgehalt unter einen gewissen Schwellenwert, können die Gewürze bitter und der gesamte Umtrunk gar nicht mehr schmecken. Daher gibt es regelmäßige Glühweinkontrollen auf Weihnachtsmärkten, um einer derartigen Panscherei entgegenzuwirken.
Auch die Wirkung des Alkohols bleibt in erwärmten Zustand nicht zu unterschätzen. Durch den Zucker wird der Alkohol schneller in der Darmschleimhaut aufgenommen, wo er aufgrund der durch die Wärme des Getränks geweiteten Gefäße schneller zirkuliert. Ein Becher Wein kann mit seinen 250 kcal den Alkoholpegel im Blut um etwa 0,25 Promille nach oben peitschen. Dieser Pegel wird von einem 80 kg schweren Mann erst nach zweieinhalb, von einer etwa 60 kg schweren Frau erst nach etwa drei Stunden abgebaut. Die Folgen können zum Teil verheerend sein. Nie vergesse ich die Story von einem Bekannten, der nach einem Glühweinexzess am Weihnachtsmarkt und ein paar wenigen Absackern in einer Disko zu später Stunde mit 2 Promille in der Polizeikontrolle wieder zu sich gekommen ist.
Wir entscheiden uns für gebackene Mandeln, eine Bratwurstsemmel und einen Glühwein dazu: 1.300 kcal
Das Weihnachtsessen
Die Königsdisziplin und der lohnende Abschluss unseres fiktiven, lukullischen Ausnahmetages! Die Weihnachtsgans sprengte nicht ohne Grund schon so manche Gallenblase, da der Fettgehalt des gebratenen Geflügels so manchen Fettstoffwechsel über die Planke laufen ließ. Eine Portion davon bringt ohne Sauce gut und gerne 900 kcal auf den Teller. Mit Sauce etwa 1.150 kcal.
Aber auch der berühmte Fisch zu Weihnachten als Alternative zu Braten und Gans hat es in sich. Der Karpfen schlägt mit 300 kcal pro 100 g zu Buche, Forelle oder Lachs mit etwa 250 kcal und der Feinschmecker-Hummer kneift mit satten 240 kcal pro 100 g in die Plauze. Dazu die klassischen Beilagen wie Knödel (Semmelknödel 200 kcal pro Stück oder Kartoffel-Knödel 150 kcal pro Stück), Kartoffeln mit 120 kcal pro Stück oder einfach zwei zerlassene Esslöffel Butter (180 kcal) oder 30 g Sahne (150 kcal), eine Portion mit Butter herausgekochtem Rotkraut mit etwa 200 kcal pro 100 g und schon schlägt die Waage Purzelbäume nach den Feiertagen.
Getrunken wird dazu auch noch etwas, am besten des feierlichen Anlasses wegen etwas Alkoholisches: Während pro Halbe Bier etwa 200 bis 300 kcal konsumiert werden, sind es bei einem üblichen Weinglas 170 kcal bei einem Rotwein beziehungsweise etwa 150 kcal bei Weißwein oder Rosé. Spirituosen beinhalten aufgrund des hohen Alkoholgehaltes sehr viel mehr Kalorien, werden aber üblicherweise in kleineren Mengen konsumiert. Ein Stamperl mit 20 ml schlägt mit etwa 45 kcal zu Buche. Ähnlich wie der Glühwein führen alle angeführten Getränke einzeln zu einem Blutalkoholpegel von etwa 0,2 bis 0,3 Promille.
Wir entscheiden uns für einen Gansbraten mit Sauce, einem Kartoffel- und einem Semmelknödel sowie Blaukraut mit Butter, dazu 2 Bier und ein Obstler: 2.045 kcal
Bilanz des heutigen fiktiven Feier- und Schlemmtages
6.679 kcal und etwa 0,6 bis 0,8 Promille, wenn man den zeitlichen Verlauf und damit den stündlichen Alkoholabbau großzügig mit einrechnet. So kommt also Einiges zusammen bei einem einer eigentlich empfohlenen Energiezufuhr von etwa 2.000 bis 2.500 kcal pro Tag, abhängig vom Alter.
Fazit: Es ist nicht so schlimm und auch nicht schwer anlässlich der Feiertage einmal ordentlich über die Stränge zu schlagen. Aber daraus sollte keine Gewohnheit werden. Nach den Feiertagen ist schließlich vor den Feiertagen und die guten Vorsätze sind meist an Tag der Heiligen Drei Könige Schnee von gestern. Lassen Sie es krachen, aber übertreiben Sie es nicht.
Gastartikel Dr. Heinz Lehmann