Viele haben den Namen der kleinen Knolle noch nie gehört: Topinambur. Im 18. Jahrhundert durch die Kartoffel ersetzt, kennt sie heute kaum noch jemand. Dabei ist das leckere Wurzelgemüse ein wahres Superfood.
Wie Topinambur sich von der Kartoffel unterscheidet, was ihren leckeren, leicht nussigen Geschmack so besonders macht, wie vielseitig sie zubereitet werden kann und warum die Wunderknolle besonders für Diabetiker viele gesundheitliche Vorteile mit sich bringt.
Topinambur - Was ist das?
Topinambur gehört zur Familie der Sonnenblumengewächse. Innerhalb dieser Gattung existieren etwa 67 Arten, die alle in Nordamerika verbreitet sind. In Mitteleuropa hingegen sind lediglich zwei von Bedeutung: die eigentliche Sonnenblume (Helianthus annuus) und die Topinambur (Helianthus tuberosus). Das Wurzelgemüse bildet eine schöne Blütenpflanze, die 3,5 bis vier Meter hoch werden kann. Die wertvollen, essbaren Knollen werden dabei im Boden gebildet und erinnern mit ihrem Aussehen an Ingwer. Je nach Zubereitung ist sie nussig-süßlich im Geschmack. Die Wunderknolle hat viele Namen – unter anderem ist sie als Erdbirne, Jerusalem Artischocke beziehungsweise Erdartischocke, „Diabetiker Kartoffel“ oder abgeleitet vom englischen Begriff „Sun Root“ auch als Sonnenwurzel bekannt.
Verdrängt von der Kartoffel
Bereits um das Jahr 1600 kam Topinambur aus Nordamerika nach Europa und versorgte die damalige Bevölkerung mit Kohlenhydraten. Mitte des 18. Jahrhunderts wurde sie allerdings von der lagerfähigeren Kartoffel verdrängt. In einigen europäischen Ländern, insbesondere in Frankreich, ist Topinambur jedoch aufgrund der zahlreichen Zubereitungsmöglichkeiten nach wie vor ein beliebtes Gemüse. Ihre gesundheitliche Wirkung wird hingegen besonders in Japan geschätzt.
Ballaststoffbombe mit faszinierender Wirkung
Topinambur bietet wie kaum ein anderes Gemüse eine Fülle wertvoller Inhaltsstoffe. Sie wartet mit zahlreichen Vitaminen- und Mineralstoffen auf, wie etwa Vitamin B1 und B3 (Niacin) sowie Kalium und Eisen. Ihr Kalium-Anteil ist dabei sogar höher als der einer Banane, die gemeinhin als Kaliumlieferant bekannt ist.
In Topinambur konnten zudem mehr als 20 Polyphenole nachgewiesen werden. Das sind sekundäre Pflanzenstoffe, die zahlreiche gesundheitliche Vorteile mit sich bringen. Ihnen wird beispielsweise eine antioxidative Wirkung nachgesagt: Als Fänger freier Radikale haben Polyphenole daher sowohl krebshemmende Eigenschaften als auch immunstärkende Wirkungen.
Gut für den Darm
Neben der Versorgung mit wichtigen Mikronährstoffen sowie sekundären Pflanzenstoffen ist die Knolle aber besonders als echte Ballaststoffbombe bekannt. Die in Topinambur enthaltenen Ballaststoffe Inulin und Oligofructose (FOS) werden im Dünndarm nicht resorbiert (aufgenommen), sondern passieren praktisch unverdaut Magen sowie Dünndarm und werden erst im Dickdarm von den dort ansässigen Darmbakterien verstoffwechselt. Dadurch wird das Wachstum der im Dickdarm ansässigen „guten“ Darmbakterien gefördert, was wiederum eine gesunde Darmflora fördert und so die gesamte Verdauung sowie den Stoffwechsel positiv beeinflusst. Inulin soll außerdem gegen Dickdarmkrebs vorbeugen und Bluthochdruck sowie die Cholesterinwerte verbessern. Unter ihrer lateinischen Bezeichnung „Helianthus tuberosus“ wird sie in der Liste der Heilpflanzen geführt.
Da durch den Abbau von Inulin Gase entstehen, kann eine erhöhte Aufnahme allerdings zu Blähungen führen. Deshalb wird empfohlen, zunächst kleinere Mengen Topinambur zuzuführen und die Menge dann langsam zu steigern. Auch bei Fructoseintoleranz ist Vorsicht geboten, da das Wurzelgemüse aufgrund des Inulins Fructoseverbindungen enthält, die in der Folge zu Beschwerden führen können.
Exkurs Inulin:
Bestimmte Pflanzen wie Topinambur und Pastinaken lagern in ihren Knollen sowie Wurzeln Inulin ein. Aber auch etwa Lauch, Spargel, Artischocken, Zwiebeln und Knoblauch sind reich an Inulin. Obwohl es chemisch betrachtet aus einer Kette aus mehreren Fruchtzucker-Molekülen besteht und auch als natürliches Süßungsmittel Verwendung findet, wird Inulin der Gruppe der Ballaststoffe zugeordnet und nicht als Zucker bezeichnet. Es handelt sich dabei um einen wasserlöslichen Ballaststoff. Das bedeutet, dass Inulin im Magen und Darm Wasser bindet und dadurch aufquillt, was wiederum eine sättigende und appetitzügelnde Wirkung hervorruft.
Warum für Diabetiker geeignet?
Durch ihre Eigenschaften als Ballaststoff sättigt Topinambur schnell ohne dabei den Blutzuckerspiegel deutlich zu erhöhen. Als gleichzeitiger wertvoller Fett- und Zuckerersatz ist das darin enthaltende Inulin auch für eine kalorienreduzierte Ernährung optimal geeignet. Aus diesem Grund findet sie auch erfolgreiche Anwendung in der Diabetes Therapie und wirkt sowohl bei Stoffwechselerkrankungen als auch Diäten sehr förderlich – nicht umsonst wird die Wunderwurzel auch als „Kartoffel der Diabetiker“ bezeichnet.
Vielseitige Zubereitungsmöglichkeiten
Die Knolle kann sowohl angebraten oder gedünstet als auch roh verzehrt werden – fein geraspelt im Salat bleiben auch die meisten Vitalstoffe erhalten. Während sie – ähnlich wie die Kartoffel – zu Suppe oder Püree verarbeitet werden kann, werden in dünne Scheiben geschnitten im Backofen leckere Chips aus ihr. Bekannt ist aber auch Sirup aus Topinambur, der ein natürliches Süßungsmittel darstellt und zugleich relativ einfach selbst hergestellt werden kann.
Kurze Tipps und Infos
- Am besten nicht schälen und nur unter kaltem Wasser abspülen.
- Im geschlossenen Behälter im Kühlschrank aufbewahren. Hier ist sie bis zu vier Wochen lagerfähig.
- Kann im Garten angebaut oder lokal im Biomarkt oder beim Bio-Bauern gekauft werden.
- Geerntet werden kann ab September und – wenn der Boden frostfrei ist – den ganzen Winter über. Eine Ernte nach den ersten Frösten hat darüber hinaus eine positive Wirkung auf den Inulingehalt der Knolle.
Fazit Topinambur
Das Wurzelgemüse hat zahlreiche faszinierende Eigenschaften, die die Kartoffel nicht mit sich bringt. Neben der Möglichkeit, sie roh zu verzehren, kann Topinambur zum einen leichter angebaut werden und ist zum anderen auch noch gesünder und vielseitiger in der Verwendung. Mit 31 Kilokalorien pro 100 Gramm wartet sie immerhin mit etwa 60 Prozent weniger Kalorien auf als ihre Konkurrentin. Lange Zeit unterschätzt könnte die Superpflanze deshalb bald ihr großes Comeback feiern.
Unser Rezept Tipp!
Topinambur-Coleslaw
Zutaten für 2 Portionen:
300 g Topinambur
200 g Kohlrabi
1 Stange Staudensellerie
1 TL geriebener Meerrettich (oder aus dem Glas)
2 Karotten
3 EL Öl
4 EL weißer Balsamico Essig
2 TL Honig
2 TL scharfer Senf
etwas Salz und Pfeffer
5 Walnüsse
100 g Rucola
Zubereitung:
1. Die Topinambur mithilfe einer Bürste unter fließendem Wasser reinigen und abtrocknen. Den Kohlrabi und die Karotten schälen sowie den Sellerie waschen und putzen. Anschließend den Rucola waschen und gut abtrocknen.2. Für das Dressing Öl, Balsamico, Honig, Senf sowie Meerrettich in eine Schüssel geben, verrühren und am Ende mit Salz und Pfeffer abschmecken.
3. Danach die Topinambur mit einer Küchenreibe klein raspeln und sofort unter das Dressing mischen – so wird verhindert, dass die Topinambur-Raspeln braun werden. Anschließend den Kohlrabi sowie die Karotten reiben und die Selleriestange in feine Scheiben schneiden. Alles mit dem Dressing sowie der Topinambur vermengen und erneut mit Salz und Pfeffer abschmecken.
4. Kurz vor Schluss noch die Walnüsse hacken und schon kann angerichtet werden: Aus dem Rucola „ein Nest“ auf einem Teller formen und im Anschluss den Coleslaw darauf platzieren. Am Ende noch mit den Walnüssen bestreuen und servieren.
Guten Appetit!
RNRed