Mit dem Frühlingsstart im März kommt auch die Lust auf sportliche Ausritte zurück. Warum der Ferrari 488 GTB dabei ein absoluter Garant für Gänsehaut und Adrenalin ist, sehen Sie in unserem exklusiven Autotest.
Es geht ins Frühjahr – und mit den ersten Sonnenstrahlen kommt auch die Lust und Vorfreude auf die etwas sportlicheren Ausritte zurück. Wer einen Neuwagen bestellt, wartet derzeit bis Ende 2023. Gänsehaut, Freudenjauchzer und Adrenalin gibt es in Reinform aber auch mit einem „Vorgewärmten“, wie hier einem 488 GTB, Baujahr 2019, von S & L Automobile in Pentling, unserem Garanten für den absoluten Extrakick.
Schwarzspitzen-Riffhai mit perfekter Form
Gebaut wurde der 488 GTB von 2015 bis 2019, weiter wollen wir uns nicht lange mit Schnickschnack aufhalten: Denn über Design und Form braucht man nicht viele Worte verlieren. Sie sitzen eben wie ein italienischer Maßanzug, dessen Träger ein gut trainierter Zehnkämpfer ist.
Hier wird kein Klotz durch den aufkommenden Fahrtwind getrieben – stattdessen jagt ein Schwarzspitzen-Riffhai mit seiner perfekten Form in seinem natürlichen Element. Die Silhouette scheint zu fließen, alles harmoniert: Die Leichtigkeit italienischer Küche kombiniert mit der Kraft eines perfekten Caffès – von uns Germanen zum Espresso degradiert. Und hätten wir nicht diese elenden Neiddebatten, dann würden – unbesehen der Kosten – doch einige mehr so eine Schönheit fahren.
Ein Feuerwerk auf den Asphalt
Startknopf gedrückt und eine heiser-sonore Stimme raunt: „Mein Freund am Steuer, acht in V-Form angeordnete und bi-turbobeladene Zylinder werden dich gleich so dermaßen daherwatschen, dass dir Hören und Sehen vergehen wird.“ Und ja, die Ohnmacht droht hier tatsächlich, denn die 3,9 Liter-Maschine brennt ein Feuerwerk auf den Asphalt. Ist er einmal warm und der Wahlhebel am Lenkrad auf „Sport“ oder – noch schlimmer – „Race“ gestellt, dann heißt es: Vorsicht am Gas. Neulinge schalten ja nicht die Traktionskontrolle oder das ESP ab! Der Turbo kommt knallhart, entfaltet die lächerlichen 670 PS ab 3.000 U/min mit brachialen 750 Nm und bringt das Heck zum Zucken, da in den unteren Gängen kein Pneu die Power bändigen kann.
Wir alle kennen doch diesen irren Sound, wenn ein Rennmotorrad auf der Straße fünf oder sechs Gänge durchpeitscht und man nur „Abartig…“ stammelt. Genau das bekommt man hier als Fahrer: eine Orgie. Am Lenkrad blitzen oben kurz Schaltsignale nacheinander auf – wer im Automatikmodus fährt, ist selber schuld – und beim Zug an der Wippe wird die Zugkraft nur für wenige Millisekunden unterbrochen und der Gang gewechselt. Die volle Leistung liegt wieder an, bevor man etwas merkt. Ein gelungenes Spektakel, ein perfektes Spiel des Doppelkupplungsgetriebes und der Bi-Turbo-Aufladung.
Wunderbare Präzision und herausragendes Handling
1.475 Kilo wiegt der 488 GTB. Ein Leichtfuß in Relation zu allem, was sonst in dieser Leistungsklasse fährt. Und da man gefühlt auch bequem unter Schranken durchpasst, ist der Schwerpunkt eben auch sehr weit unten, was zu wunderbarer Präzision und einem herausragenden Handling führt. Das Mittelmotokonzept unterstützt die Balance des Athleten und im Notfall bringen massive Keramikbremsen die nötige Verzögerung.
Drei Sekunden auf 100 km/h mit Launch Control – schlicht eine Frage der Kraftübertragung, denn der Hecktriebler hat davon einfach viel zu viel. Null auf 200 km/h in unter neun Sekunden lässt da schon eher ein Verständnis für die Power aufkommen. Und wer aus dem Stand auf 300 km/h will, benötigt auch nur grob 25 Sekunden. Bei 330 km/h ist dann auch mal Schluss – Dank dem Turbo und der schnittigen Karosserie kann man ihn um die 100 km/h trotzdem gut unter zehn Liter Verbrauch fahren. Ein genaues Ausmessen konnten wir aufgrund anderer Test-Prioritäten nicht vornehmen – wir bitten um Verständnis.
Unfassbar unaufdringlich und leise
Und im Alltag? Die Klappen macht der 488 erst ab 3.000 U/min dezent auf, bei 45 km/h stehen 1.000 U/min im siebten Gang an – er ist unfassbar unaufdringlich und leise, wenn man es möchte. Auch bei der normalen Reisegeschwindigkeit Österreichs (130 km/h) ist weder vom Fahrtwind noch vom Motor etwas zu hören. Die Sitze sind eine eigene Liga: Komfort und Halt in einem. Das adaptive und vorselektierbare Fahrwerk spricht im Vergleich zum Vorgänger deutlich weicher an und dämpft die Schläge deutscher Straßen komfortabel ab. Langstrecke? Ein Genuss! Unser Fahrzeug hat auch noch einen Lift verbaut, falls man doch mal eine zu hohe Kante antrifft oder ein Winkel zu steil wird. Auch der „Wetmode“ am Lenkrad entspannt natürlich, wenn Witterung oder die Harmoniebedürftigkeit des Fahrers es wünschen. Und nein, um es noch klarzustellen: Er hat kein Turboloch, er legt nur einfach mit dem Turbo eine dermaßen große Schippe drauf, dass sein Vorgänger mit dem Sauger richtig brav im Vergleich wirkt. Ein Zuckerchen noch: Im Kaufpreis waren sieben Jahre Wartung enthalten – sehr nett!
Startpreis waren damals gut 215.000 Euro. Unser 488 GTB ist gut 6.000 Kilometer gelaufen und wird – samt allen Features – für 209.000 Euro angeboten. Traue sich wer kann! Love it.
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RNRed