Nach der Niederlage gegen Leipzig muss der ESV zum Abschluss seiner Woche auswärts beim HSV Solligen-Gräfrath ran. Die Bunkerladies wollen Revanche für das Hinrunden-Ergebnis nehmen.
Zum Abschluss der Englischen Woche gastieren die Zweitliga-Handballerinnen des ESV 1927 Regensburg am Samstagabend beim Tabellendritten HSV Solingen-Gräfrath. Ziel des Aufsteigers ist es, sich deutlich besser aus der Affäre zu ziehen als bei der Niederlage gegen Leipzig am vergangenen Mittwoch.
Freude über Klassenerhalt überwiegt
Von der Ansetzung her ist das Duell zwischen dem Tabellendritten HSV Solingen/Gräfrath (37:9 Punkte) und dem Fünften ESV 1927 (29:19) Regensburg das Topspiel des 25. Spieltags der 2. Handball-Bundesliga der Frauen. Obwohl im Klassement beide Teams nur zwei Plätze trennen, sind die Voraussetzungen doch komplett unterschiedlich. Die Gastgeberinnen befinden sich mitten im Aufstiegsrennen und der Aufsteiger aus der Oberpfalz ist froh und stolz, den Klassenerhalt schon viele Spieltage vor Rundenende perfekt gemacht zu haben.
Ausfälle erschweren Klassenunterschied
Beim Nachholspiel unter der Woche gegen Leipzig, das die Regensburgerinnen mit 21:29 verloren hatten, fühlte man sich an den Hinrundenvergleich mit Solingen/Gräfrath erinnert, als das Team bei der höchsten Saisonniederlage nichts zu bestellen hatte. Verletzte Leistungsträgerinnen, genesene Spielerinnen mit Trainingsrückstand und eine schlechte Tagesform machten die Aussicht auf etwas Zählbares an beiden Abenden zunichte. Dementsprechend klar ist die Favoritenrolle verteilt. Die Gastgeberinnen verfügen mit Halblinks Vanessa Brandt, Spielmacherin Mandy Reinarz und der dynamischen Halbrechten Cassandra Nanfack über die wahrscheinlich gefährlichste Rückraumachse der Liga. Brandt führt mit 216 Toren die Torjägerliste an und hat damit nur 33 Treffer weniger erzielt als die gefährlichsten ESV-Angreiferinnen Franziska Peter (136) und Amelie Bayerl (113). Mit einer starken Defensive um Torhüterin Natascha Krückemeier, den Rückraum clever freisperrenden Kreisläuferinnen und gekonnt einlaufenden Außenspielerinnen hat das Team von Kerstin Reckenthäler überhaupt keine Schwäche. Trotzdem musste Solingen/Gräfrath zuletzt zwei Niederlagen einstecken: Das 32:34 zu Hause gegen den Aufstiegsfavoriten Frisch Auf Göppingen war weniger eine Überraschung als die 32:36-Pleite in Lintfort, wo die Regensburgerinnen vor einigen Wochen recht souverän gewonnen hatten.
Chancenverwertung als Schlüssel zum Erfolg
Personell kann Coach Csaba Szücs erneut nicht aus dem Vollen schöpfen, hofft aber darauf, dass sich sein Team besser präsentiert als im Hinspiel und gegen Leipzig. „Wir müssen die Ballverluste reduzieren, und die Konter deutlich besser fahren. In der Abwehr gilt es, gegen die starken Individualisten in der Kleingruppe schnell auf den Beinen zu sein und sich gegenseitig zu unterstützen“, nennt der Trainer, dessen gleichnamiger Sohn in der Klingenhalle für den Bergischen HC in der Männer-Bundesliga spielt, die wichtigsten Erfolgsfaktoren. Wichtig ist auch eine bessere Verwertung der Großchancen, denn nach eigenen Torerfolgen kann sich die Deckung in der Regel am besten formieren. Anwurf ist um 18.15 Uhr.
Bei Bunkerladies lief gegen Leipzig nichts zusammen
Der Abend begann für die Oberpfälzerinnen nicht gut. Neben der langzeitverletzten Anika Bissel musste auch Rechtsaußen Diana Stefan passen, dazu wollte Trainer Csaba Szücs Kreisläuferin Julia Drachsler aufgrund ihrer Fußblessur schonen. Kurz vor Spielbeginn kam dann auch noch der Ausfall von Toptorjägerin Franziska Peter dazu, die ausgerechnet gegen ihren Ex-Verein aufgrund von Adduktorenproblemen ausfiel. Angeführt von der zweiten ehemaligen HCL-Spielerin, Nicole Lederer, spielten sich die Gastgeberinnen zwar genügend Chancen heraus, die Verwertung war aber von Beginn an nicht gut genug. Auch die Defensive hatte aufgrund der notwendig gewordenen Umstellungen erhebliche Probleme mit den quirligen Sächsinnen. Zwei Baustellen waren zu viel und so führte Leipzig zur Pause mit 15:11.
Frischer Wind nach der Pause
In der Pause hatten sich die Spielerinnen viel vorgenommen, doch es sollte auch nach Wiederanpfiff nicht mehr der Tag der Bunkerladies werden: Aus Überzahlsituationen wurde zu wenig gemacht, die Konterpässe kamen nicht beim Empfänger an und dazu kamen zu viele Ballverluste, die Leipzig in einfache Kontertore ummünzen konnte. ESV-Trainer Csaba Szücs versuchte mit Spieler- und Formationswechseln viel, doch vermutlich hätten die Bunkerladies noch bis zum Morgengrauen spielen können und hätten nicht gewonnen. Der 15:25-Zwischenstand in der 50. Minute war heftig, in der Schlussphase konnte der ESV zumindest etwas Ergebniskosmetik betreiben. Die Leistung bei der 21:29-Niederlage hatte wenig mit der herausragenden Saison und den Vorstellungen der vergangenen Wochen zu tun, aber so ist Leistungssport und besonders der Handball.
Spielverlegung wird zum Nachteil
"Das war heute leider gar nichts. Wir waren in der Abwehr zu leicht auszuhebeln und haben viel zu viele vermeidbare Ballverluste produziert. So kannst Du in dieser Liga kein Spiel gewinnen", sagte Coach Csaba Szücs nach der Partie. "Mit der Spielverlegung haben wir uns letztlich keinen Gefallen getan, da wir zum ursprünglichen Termin anders aufgestellt gewesen wären und ein Pflichtspiel nach einem langen Arbeitstag absolutes Neuland für uns war. Ich hoffe, dass wir zumindest weitere Karmapunkte gesammelt haben. Heute waren die Ausfälle und der krankheitsbedingte Trainingsrückstand einiger Spielerinnen, die Abstimmungsschwierigkeiten in der Deckung und vor allem die vielen Ballverluste entscheidend", sagte der Sportliche Leiter Robert Torunsky. "Wir möchten es aber nicht versäumen, Leipzig zum verdienten Sieg zu gratulieren." Beste Regensburgerin an einem gebrauchten Tag war Kreisläuferin Sara Mustafic. Die Zweitliga-Handballerinnen des ESV 1927 Regensburg haben nach 9:1 Punkten in Serie damit wieder eine Niederlage hinnehmen müssen. Der Aufsteiger bleibt dennoch auf dem starken fünften Platz.
ESV 1927 Regensburg Im Spiel gegen Leipzig:
Tor: Natalia Krupa 1, Norá Meytyán
Feld: Nicole Lederer 6/1, Sara Mustafic 4, Amelie Bayerl 3, Nicole Schiegerl 2/1, Johanna Brennauer je 2/1, Julia Smidéliusz, Carina Vetter je 1, Sophia Peter 1/1 sowie Anna Fuhrmann und Fraziska Höppe.
Hans-Christian Wagner / RNRed