Kompaktsportler sind voll im Trend. Knapp 30 Jahre nach dem Ur-RS bietet Audi mit dem neuen RS3 400 PS auf 1,6 Tonnen. Ob diese Rechnung aufgeht, erfahren Sie im exklusiven Fahrbericht!
1994 vergab Audi das erste Mal das heilige Kürzel „RS“. Kaum zu glauben aber der erste exklusive Power-Ingolstädter war der RS2 Avant – heute quasi als A4 bezeichnet. Die Kooperation mit Porsche führte zu satten 315 PS und kostete ebenso viel wie ein 11er. Zeit, sich einem heutigen RS3 zuzuwenden!
Sportler mit „Quattro“-Siegel
Kenner der Szene wissen: Die Kombi aus Audi und Fünfzylinder war schon immer radikal, eigentlich sollte Audi fünf Ringe am Kühler haben. Damals tobte der RS2 und der RS3, den wir heute zur Testfahrt in den Frühling entführen, pumpt sich ebenfalls mit Bi-Turbo und fünf Zylindern auf massive und unbeschreibliche 400 PS auf. 400 PS in einem Auto der Golfklasse – man gönnt sich ja sonst nichts. Und wo manch Hersteller bei 200 PS mehr nur Frontantrieb verbaut und seine Autos dabei für irgendwie sportlich hält, legen die Ingolstädter standesgemäß natürlich das Masterpiece „Quattro“ in die Waagschale. Den echten – oft kopiert aber nur selten erreicht. Mit den 400 PS ab 5.600 U/min und einem Drehmoment von 500 Nm bei schon 2.250 U/min geht es in 3,8 Sekunden auf 100km/h, in 13 Sekunden auf 200 km/h und weiter bis auf serienmäßig abgeregelte 250km/h. Und das mit 2,5 Litern Hubraum.
Radikale Fahrdynamik weiß zu bezaubern
Etwa 1.600 Kilo müssen dabei beschleunigt, gebremst und in der Kurve auf dem Asphalt gehalten werden. Dazu helfen auch die gut dimensionierten Pneus: Vorne 245er und hinten 265er, jeweils auf 19-Zoll -Felgen montiert, die in schön ausgestellten Kotflügeln für maximale Reibung am Asphalt sorgen. Um zu letzterem möglichst viel Kontakt zu haben, hat Audi den Sturz noch etwas erhöht und für eine durchaus straffe Dämpfung gesorgt. Und möglichst viel Kontakt braucht es auch, denn wie angedeutet ist der Motor ein umtriebiges Sahneschnittchen. Und wo der Gesetzgeber heute über die Auspuffanlage den Fahrgenuss beim Hörgenuss einzubremsen sucht, da überholt der RS3 einfach durch seine radikale Fahrdynamik und verzaubert den Fahrer in jeder Minute.
RS-Dynamikpaket als Sahnehäubchen
Wer hier das Maximale herausholen will, der greift noch etwas tiefer in die Tasche und ordert sich für 6.500 Euro das RS-Dynamikpaket plus. Dieses legt sportlich noch eine Schippe nach. Fein ist dabei natürlich das adaptive Fahrwerk. Regensburg ist inzwischen ein unfahrbarer Lochteppich. Man bekennt sich ja auch öffentlich zur maximalen Reduktion des Individualverkehrs - so geht es auch. Hier hilft eine weiche Dämpfung, um komfortabel durchzukommen. Vor den Toren der Stadt wird dann schnell wieder auf hart umgestellt und die maximale Traktion und Präzision aus dem Fahrwerk geholt. Der RS hat dann, für abseits des öffentlichen Verkehrsraums, sogar ein Driftprogramm mit mehr Power für hinten dabei – Vorsicht, das kostet Gummi!
Untersteuern ist (fast) Geschichte
Weiterhin enthalten ist eine weitere zehn Millimeter Tieferlegung und der erstmalig verbauten RS Torque-Splitter! Dieser ermöglicht eine aktive Momentverteilung auf die Hinterräder da er jedes Rad über eine elektronisch gesteuerte Lamellenkupplung separat ansteuert. Bei einem normalen Differential läuft – soweit nicht gesperrt – das kurvenäußere Rad schneller, da es mehr Weg zurücklegen muss – ist also unangetrieben. Der Splitter jedoch treibt genau dieses an – ein merklicher Unterschied in Sachen Traktion und Herausbeschleunigen aus der Kurve – Untersteuern (fast) ade.
Spaß den man sich leisten (können) muss
Dazu wird die Endgeschwindigkeit von 250 km/h auf massive 290 km/h entsperrt und als I-Tüpfelchen beinhaltet das Paket noch die RS-Keramikbremsanlage. Das adaptive Fahrwerk kann man übrigens auch einzeln ordern und so ergänzt der Purist vielleicht nur dazu das optionale Navi für 1.700 Euro, ein erweitertes Soundsystem für 290 Euro oder eine Bang & Olufsen-Anlage. Serienmäßig an Bord sind unter anderem Tempomat und Einparkhilfe, diverse zusätzliche Assistenzen als Option erhältlich. Ex und hopp. Was gönnt er sich? Bei 130 km/h verbrauchen wir auf ebener Strecke etwa 7,5 Liter auf 100 Kilometer. Auf der Landstraße spielt der 2,5 Liter starke Motor seine Verbrauchsvorteile aus: normal gefahren um die sechs Liter – im Rennstreckenmodus mit viel Volllast um die 15. Und ja: der RS3 ist natürlich absolut alltagstauglich, wie wir es von einem A3 erwarten. Man kann also auch gut zuladen, die Rücksitzbank umlegen und bis zu 1.104 Liter einstapeln. Und damit bleibt: Ab 61.500 Euro gibt es einen schon sehr gut ausgestatteten Sportler mit unfassbar viel Druck in jeder Lage und maximalem Spaß wenn die Piste kurvig wird – samt Fünf-Zylinder-Sound.
RNRed