In seiner zweiten Saison als Kapitän des SSV Jahn Regensburg erlebte Benedikt Gimber neben seinem 100. Pflichtspiel eine eher gemischte Saison mit dem Jahn. Im Interview lernen wir den Mittelfeldspieler besser kennen.
Nach einem überraschend starken Start musste sich der Jahn am Ende wieder auf den Klassenerhalt in der zweiten Bundesliga konzentrieren. SSV Captain Benedikt Gimber hat schon vor einigen Wochen mit uns auf seine bisherige Zeit in Regensburg und die Saison des Jahn zurückgeblickt. Im exklusiven filter-Interview erklärt uns der gebürtige Baden-Württemberger außerdem sein Verhältnis zur Stadt, seine Aufgaben als Führungsspieler und wie es mit dem Jahn seiner Ansicht nach weitergehen sollte.
Benedikt, nachträglich noch Glückwunsch zum einhundertsten Pflichtspiel für den SSV Jahn! Nachdem ihr das Überraschungsteam der Hinrunde wart, hatte man euch schon höhere Ambitionen angedichtet. Nach einer längeren Niederlagenserie steht allerdings wieder das Saisonziel „Klassenerhalt“ auf dem Zettel. Bist Du zufrieden mit der Saison oder hat der starke Beginn eine andere Erwartungshaltung in Dir geweckt?
Wenn man den gesamten Verlauf der Saison ansieht, kann man soweit zufrieden sein, auch mit Blick auf unser Saisonziel Klassenerhalt. Klar ist aber auch, dass wir nach so einer starken Hinrunde mit der Rückrunde nicht ganz glücklich sein können. Wir wissen zwar, dass wir ein kleinerer Verein in der Liga sind und um jeden Punkt hart kämpfen müssen, nichtsdestotrotz hätten es in der zweiten Saisonhälfte schon ein paar Punkte mehr sein können.
Du bist seit zwei Spielrunden Kapitän einer relativ jungen Truppe. Wie siehst Du Deine Rolle: Was macht ein Kapitän beispielsweise, wenn es gut läuft und welche Aufgabe hat er zu erfüllen, wenn es mal schlechter läuft? Wie viel Einfluss kann ein Kapitän überhaupt nehmen?
Als Kapitän versucht man natürlich immer, voranzugehen und die anderen Mitspieler mitzureißen. Gerade in den Phasen, in denen es schlechter läuft. Dann geht man vielleicht auch mal auf einzelne Spieler zu und führt Gespräche mit ihnen. Wichtig ist in sportlich schwierigeren Phasen vor allem, dass man die Gruppe zusammenhält und dass man nicht auseinanderfällt, sondern enger zusammenrückt.
Durch den starken Saisonbeginn haben sich bestimmt auch einige Spieler in den Fokus größerer Vereine gespielt – insgesamt ist die 2. Bundesliga zu einem richtigen Haifischbecken geworden. Hast Du Angst, dass die Mannschaft auseinanderbricht? Wohin soll die Entwicklung des Jahn in den nächsten Jahren gehen?
Ich denke, es ist ganz normal im Fußballgeschäft, dass man jedes Jahr einen gewissen personellen Wechsel hat. Dieses Jahr wird die Veränderung möglicherweise wieder etwas größer, weil einige Leihgeschäfte und Verträge auslaufen. Es gehört im Fußball teilweise auch dazu, dass Spieler dann weiterziehen und neue Herausforderungen suchen werden. Ich glaube aber, dass uns in den letzten Jahren gerade auch der Umstand starkgemacht hat, dass wir es immer wieder geschafft haben, die Abgänge im Kollektiv zu kompensieren. Das oberste Ziel für den Jahn ist natürlich, sich in der 2. Bundesliga zu etablieren und ein möglichst unangenehmer Gegner zu bleiben.
Viele Fans sehen die 2. Bundesliga – auch dank den Abstiegen einiger Traditionsvereine – mittlerweile als interessanter als die 1. Bundesliga an. Ist das In-der-ersten-Liga-Spielen trotzdem Ziel Nummer eins für alle Profis?
Ich glaube schon, dass es für jeden kleinen Kicker, der das Fußballspielen anfängt, ein Traum ist, irgendwann einmal in der 1. Bundesliga zu spielen oder Profi zu werden. Für mich war es das natürlich auch. Die 2. Liga aber ist mit allen Mannschaften, die sich dort gerade tummeln, auf jeden Fall sehr attraktiv und gerade wenn man die Spitze betrachtet, ist die 2. Liga auch nicht so vorhersehbar wie die erste. Das macht den Reiz für die Fans aus.
Du betonst gerne Ihre Verbundenheit mit der Stadt Regensburg: Wo sind Sie gerne unterwegs? Gibt es Lieblingsorte, -cafés oder -restaurants?
Ich bin sehr gerne in der Stadt unterwegs. Bei schönem Wetter gehe ich am liebsten auf die Jahn-Insel oder auf den Bismarckplatz. In Regensburg gibt es viele gute Restaurants, einer meiner Favoriten ist zum Beispiel das Miss Hong. Auch Cafés gibt es einige. Ich bin natürlich auch gerne im Offside. (lacht) (Anm. d. Red. Jahn Torwart Alex Meyer ist einer der Geschäftsführer des Offside)
Was gefällt Dir an der Region?
Die Region bietet einfach unheimlich viel. Man hat hier viel Natur und auch den Bayerischen Wald direkt um die Ecke. Zum Wandern oder einfach abschalten. Ich denke, dass macht die Region rund um Regensburg aus.
Wie schätzt Du den Stellenwert des SSV Jahn in der Region ein? Wirst Du in der Stadt erkannt oder angesprochen? Hättest Du gerne eine (noch) fußballverrücktere Stadt?
Ich glaube, die Begeisterung für den Jahn steigt seit Jahren und das merken auch die Spieler. Man wird heute definitiv öfter angesprochen als noch zu Anfangszeiten in der 2. Bundesliga. Das freut einen natürlich auch. Auch für den Verein ist es gut, wenn man mehr wahrgenommen wird. Wenn die Entwicklung so bleibt, kann das gerne so weitergehen.
Einige Spieler, wie der jetzt schon feststehende Neuzugang Maximilian Thalhammer, kehren ja auch zurück, nachdem sie bereits auf Leihbasis in Regensburg gespielt hatten – ganz ähnlich wie Du selbst. Macht gerade das familiäre Umfeld Regensburgs den Verein für Neuzugänge attraktiv oder was lockt die Spieler hierher?
Das familiäre Umfeld ist definitiv eine Komponente, wegen dem sich die Spieler im Verein wohlfühlen. Das ist auch wichtig für Fußballer, um ihr Potenzial abzurufen. Beim Jahn ist das absolut gegeben und auch eine unserer Stärken, die wir in die Zukunft weitertragen müssen.
Maximilian Thalhammer spielt eine ähnliche Rolle wie Du. In einem Interview hattest Du Dich zuletzt als den defensiveren Part der Doppelsechs eingeordnet. Ist die Verpflichtung ein Vorgriff auf einen möglichen Abgang oder wird hier der Konkurrenzkampf um die Startelf steigen?
(Lacht) In erster Linie freut es mich, dass Max hierher wechselt, weil er ein guter Spieler ist. Er wird die Qualität der Mannschaft auf jeden Fall nochmal erhöhen. Konkurrenzkampf ist für jede Mannschaft gut. Das pusht und motiviert jeden Spieler nochmal.
Hast Du schon nach Großeltern oder Verwandten aus anderen Ländern geforscht? Vielleicht könntest Du auch noch zur WM wie Scott Kennedy? Wie geht die Mannschaft mit ihm um? Überwiegen der Stolz und die Freude oder gibt es den einen oder anderen freundschaftlichen Spruch von den Teamkollegen?
Bei mir ist da wohl leider nichts zu finden, wenn man den Stammbaum genauer untersucht (lacht). Für Scott haben wir uns alle natürlich sehr gefreut. Die WM ist das größte Event, das es im Fußball überhaupt gibt, und dass Scott ein Teil davon sein könnte, ist natürlich eine Riesensache. Wenn man sich Scotts Weg anschaut, hat er sich das auch wirklich verdient. Ich würde sogar sagen, es ist eine Art Fußballmärchen.
Deine Fußballkarriere dauert im Idealfall noch einige Jahre. Gab es jemals eine Alternative zum Fußball? Was willst Du nach Deiner aktiven Spielerkarriere machen?
Was genau ich nach meiner Spielerkarriere machen will, ist noch nicht ganz klar, aber ich bereite mich natürlich darauf vor. Ich absolviere parallel ein Fernstudium in Betriebswirtschaftslehre und will im besten Fall damit nach meiner Karriere arbeiten.
Vielen Dank für Deine Zeit, eine gute Sommerpause und viel Erfolg in der kommenden Saison!
RNRed