Volvos erster rein elektrischer Crossover! Und da Volvo das Thema Umwelt schon immer auf seine eigene Art und Weise in die Modelle einarbeitet, gibt es im C40, dem knackigsten Kompaktstromer den wir bisher getestet haben, kein Leder. Mit Stil.
Jedem Topf seinen Deckel war die klare Nachkriegsdevise. Der Konsument diktiert das Geschehen und kauft wo er seine Wünsche – egal ob Sinn oder Unsinn – am besten erfüllt bekommt. Es bedarf also Mutes, mal wo einen Anker reinzuhauen und damit auch bewusst auf Kunden zu verzichten, um eine selbst gesetzte Richtlinie einzuhalten, während die anderen Hersteller noch „weiterwurschteln“. Das begann schon mit der Hubraumbegrenzung auf zwei Liter für alle Modelle, wo in anderen Häusern der V8 munter am Tank süffelt und setzte sich mit einer auf 180 km/h werkseitig begrenzten Maximalgeschwindigkeit fort. Und nun kommt das erste Upper-Class-Fahrzeug, das Leder als Ausstattung nicht mehr im Programm hat und auch sonst in Richtung Nachhaltigkeit konzipiert ist. Hut ab.
Stilvoll, umweltgerecht und vollausgestattet
Die Silhouette: kompakt, kräftig, elegant. Das Dach fällt nach hinten harmonisch ab, die C-Säule geht sexy in die Kotflügelpartie über. Die vertikalen LED-Rückleuchten unterstreichen diese Aufteilung und ergeben einen filigranen Rahmen. Auch die markante Luftführung am Dachende gefällt: ein toller Wurf!
Der Innenraum: Volvo setzt hier ein Zeichen und stellt eine umweltgerechte Materialwahl in den Fokus.
Lederfrei: Der Kunde hat die Wahl zwischen hochwertigen Stoffen oder beispielsweise einer Mischung aus Lederimitat und Microtech. Ersteres mutet wie glattes Leder an, zweiteres setzt sich als samtig aufgeraute Sitzflächen ab wie Alcantara – Racingfeeling, sehr angenehm, atmungsaktiv und fein mit weißen Nähten kontrastiert. Die Teppiche – wahlweise in schwarz oder Fjord Blue – sind aus teils recyceltem Material.
„Topography“: Dazu gibt es dann noch hintergrundbeleuchtete Dekoreinlagen am Armaturenträger und in den Türen. Ein sehr angenehmer und wunderschöner Akzent, wenn es dunkel wird – mit dem dezenten Höhenlinienmuster der schwedischen Berglandschaft Abisko. Ladelustigen stehen im Kofferraum 413 Liter zur Verfügung, umgeklappt bis zu 1.205 Liter. Google Services bietet die Plattform für Vernetzung und Navigation (letzteres mit 23 Zentimeter Bildschirm mit volldigitalem Fahrerdisplay), Volvo-Updates kommen Over-the-Air. Dass Volvo alles an derzeit möglichen Assistenzsystemen anbietet, muss nicht erwähnt werden.
Single oder Twin?
Der Powertrain: Sie wählen zwischen „Single“ und „Twin“ – 231 PS oder 408 PS. Und damit geht es in entweder 7,4 Sekunden oder absolut sportlich in 4,7 Sekunden auf 100 km/h. Wer Twin wählt, hat zusätzlich einen Allrad-Antrieb an der Hinterachse, einen etwas größeren Akku mit 75 anstatt 67 kWh und mit 449 Kilometern (gemäß WLTP) auch 14 Kilometer mehr Reichweite. Mit 2.185 Kilogramm bringt der Allrad etwa 140 Kilo mehr auf die Waage. Für 100 Kilometer benötigte unser Testfahrzeug für circa 50 km/h 16 kW, für 100 km/h 19kW und für 130 km/h 23kW (Reichweite dann jeweils 470/400/330 Kilometer).
Vollste Power
Der Vorschlaghammer: Wer Twin wählt, bekommt ein echtes Monster. Den Spurt auf 100 km/h würde der Twin auch schneller schaffen, aber Volvo zügelt beim Anfahren ganz klar die Pferde, denn er hat derer einfach viel zu viele. Kick ins Gas: Anpressdruck wie in der Achterbahn. 660 Nm Drehmoment sind immer und vor allem sofort verfügbar. Wer hier Power abruft, wird mal endlich wieder Arbeit im Sitz seines Autos verrichten. Brachial, begeisternd und – ganz ehrlich – so unerwartet, denn das Design ist dazu ein wahres Understatement. Zum Nachfühlen stellen Sie sich einen Golf GTI aus Ihrer Jugend vor. Hat Kraft.
"So grün, so naturgewaltig, so lebendig"
Und nun stellen Sie sich vor, man hätte darin einen kompressorgeladenen 350 PS Motor verbaut. So wird sich ihre Testfahrt anfühlen, nur ohne Gedenksekunde beim Gas geben. Das massive 660 Nm Drehmoment liegt sofort an und peitscht Sie in den Sitz. Und da es einfach bei jeder Drehzahl anliegt, schluckt es auch das Fahrzeuggewicht – zumindest, wenn es vorwärts gehen soll. Sie haben es also selbst in der Hand, wie Sie den Volvo benutzen möchten: Zart und sparsam oder mit dem Vorwärtstrieb eines Muscle-Cars. Er kann beides und ist derzeit deshalb das mit Abstand interessanteste Kompakt-Konzept: so „grün“, so naturgewaltig, so lebendig.
Power pur bei Volvo
Wir sind gespannt, wo Volvo dieses Kraftwerk noch überall einpflanzt. Es geht damit quasi linear bis 180 km/h, dann wird abgeregelt und der Beifahrer kann wieder in Ruhe ausatmen.
Den Genuss mit dem nachhaltigen Volvo-Ansatz kann man ab 48.850 Euro mit dem Single-Motor erfahren, der Twin beginnt bei 56.850 Euro – Power pur.
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RNRed/filterVERLAG: Nick Lengfellner