Es kommt wieder vermehrt zu Wespenattacken und daher stellt sich die Frage, wie man richtig reagiert, wenn es zu einem Stich kommt. Neben einfachen Haushaltsmitteln, klärt ein Chefarzt auf, wie man sich professionell behandelt, da es unter Umständen doch zu größeren Komplikationen kommen kann.
Es ist Sommer und neben stetig steigender Hitze und Sonnenschein, steigt auch das Risiko, von einer Wespe gestochen zu werden. Grund genug also, dass man sich darüber informiert, was im Ernstfall zu tun ist und was man am besten nicht tun sollte. Der Stich ist nicht zu unterschätzen und sollte bei vorhandener Allergie schnell behandelt werden. Dr. Andres Hüfner, Chefarzt der zentralen Notaufnahme am Caritas-Krankenhaus St. Josef, berichtet und klärt auf.
Doch zunächst einmal gibt Dr. Hüfner Entwarnung: „Wer von einer Wespe gestochen wurde, sollte Ruhe bewahren! Denn auch wenn Wespenstiche sehr schmerzhaft sind, sind sie meist harmlos.“ Er empfiehlt, die Einstichstelle mit einem Kühlpad oder Eiswürfel zu kühlen, das lindert Schwellungen. Auch Hausmittel wie eine aufgeschnittene Zwiebel auf den Stich zu legen oder die betroffene Stelle mit einem Essigumschlag zu bedecken, hat einen kühlenden Effekt. Gleiches gilt für spezielle Gels aus der Apotheke, die zudem die Schwellung klein halten.
Die Gefahr von Hausmitteln
Ebenfalls in der Apotheke gibt es sogenannte Saugstempel, die das Gift aus der Einstichstelle ziehen oder die moderneren thermischen Stichheiler („Hitzestift“), die den giftigen Eiweißstoff bei über 50 Grad Celsius zerstören. Vor einem „Hausmittel“ warnt der Notfallmediziner aber eindringlich: „Bitte den Stich nie mit den Lippen aussaugen, denn so verteilt sich das Gift nur weiter im Körper.“
Besonders bei Allergikern ist Vorsicht geboten
Sind sie für die meisten Menschen unangenehm, aber harmlos, so können Wespenstiche für Allergiker gefährlich werden, gerade wenn die Atemwege zuschwellen. Das kann passieren, wenn eine Wespe beim Trinken übersehen wird, so in den Mund gelangt und dort zusticht. Die Folgen merkt der Betroffene meist schnell. „Leichtere Reaktionen sind beispielsweise große Quaddeln um die Einstichstelle, Juckreiz am ganzen Körper, Schwindel, Übelkeit oder Schwellungen im Gesicht und an den Händen“, erklärt der Chefarzt. Als schwerere Reaktionen nennt er Atemnot, Ohnmacht, Kreislaufprobleme oder sogar einen Herz-Kreislauf-Stillstand. „In diesen Fällen muss sofort gehandelt werden, denn ein sogenannter anaphylaktischer Schock kann im schlimmsten Fall tödlich enden“, sagt Dr. Hüfner. Er rät allen, die von einer Wespe gestochen wurden, in den ersten Minuten auf derartige Anzeichen zu achten. „Denn auch wenn eine Allergie zuvor noch nie aufgetreten ist, kann sie sich auch erst im Laufe des Lebens entwickeln.“
Was tun im Ernstfall?
Kommt es zu einer schweren allergischen Reaktion, sollte man laut Dr. Hüfner zwar ebenfalls Ruhe bewahren, aber schnell handeln und – ebenso wie bei einem Stich im Mundraum, bei dem die Atemwege zuschwellen – den Notarzt unter der Nummer 112 anzurufen. „Bis dieser eintrifft, sollten Begleiter den Betroffenen auf den Rücken legen, die Beine etwa 20 bis 30 Zentimeter hoch in die sogenannte Schocklage legen, die Einstichstelle kühlen und versuchen, den Betroffenen bei Bewusstsein zu halten.“ Sollte es im schlimmsten Fall zu einem Herzstillstand kommen, bevor der Notarzt eintrifft, appelliert Hüfner: „Starten Sie bitte unbedingt mit einer Herzdruckmassage. Bitte zögern Sie hier nicht: Man kann hier nichts falsch machen, sondern ein Leben retten.“Wer bereits weiß, dass er allergisch gegen Wespengift reagiert, sollte immer ein Notfallset bei sich tragen. Dieses wird vom Hausarzt verschrieben und ist in der Apotheke erhältlich. Es beinhaltet üblicherweise eine Adrenalinspritze, die Kreislauf und Blutdruck stabilisiert, ein Antihistaminikum, das abschwellend wirkt und die allergische Reaktion bekämpft – ähnlich wie Cortison, das dritte Medikament, das in den Notfallsets zu finden ist. Wichtig: Lassen Sie sich von Ihrem Hausarzt unbedingt vorher erklären, wie und wann die Medikamente eingesetzt und benutzt werden sollten und rufen Sie im Fall der Fälle trotzdem den Rettungsdienst an.
Krankenhaus St. Josef / RNRed