Auch nach fast 300 Jahren hat Johann Wolfgang von Goethe nichts von seiner Bekanntheit eingebüßt. So werden zu seinem 273. Geburtstag erneut Feierlichkeiten ausgerichtet. Besonders in den Städten, in denen er gelebt oder gearbeitet hat. Auch Regensburg gehört als Teil seiner berühmten Italienreise dazu.
Feste soll man feiern. Und seitdem die Einschränkungen durch die Pandemie Geschichte sind, erst recht! Schließlich hat Johann Wolfgang von Goethe nur einmal den zweihundertdreiundsiebzigsten Geburtstag. Daher steigen an allen Stätten, die für ihn wichtig sind, am 28. August Partys. Orte an denen er gelebt hat oder die er im Zuge seiner Italienreise besucht hatte, stehen im Fokus.
Späte Liebschaft
Im August 1822 wurde Goethe dreiundsiebzig. Die Zeit der großen Feste war vorbei. Ehrungen gab es zwar jede Menge, er aber wollte einfach seine Ruhe haben. Außerdem hatte er ganz andere Gedanken: Schon ein Jahr zuvor hatte er auf der Kur in Marienbad die damals siebzehnjährige Ulrike von Levetzow kennengelernt und ein Auge auf sie geworfen. 1822 traf er sie wieder und klebte fast die ganze Marienbader-Zeit an ihrer Seite, sodass die Leute schon zu tuscheln begannen. Den Geburtstag 1822 verbrachte er in Weimar und hatte erste Auseinandersetzungen mit seinem Sohn August, der die Beziehung für ziemlich peinlich hielt. Zum Skandal kam es erst 1823, als Goethe der sehr jungen Dame über Carl August von Sachsen einen Heiratsantrag machen ließ, auf den sie aber nicht reagierte. Stefan Zweig thematisierte Goethes seltsame späte Liebe und die danach entstanden „Marienbader Elegien“ in seinen „Sternstunden der Menschheit“.
Damals ein hoher Besuch in Regensburg
Im Zuge seiner Italienreise, besuchte Goethe 1786 die Stadt Regensburg. Er legte einen kurzen Halt ein, weil er nachts nicht reisen wollte. Dabei fiel ihm die Besonderheit der Stadt auf und schrieb er in sein Tagebuch: „Regensburg liegt gar schön“. Während seines kurzen Aufenthalts besuchte er das Naturalienkabinett von Jacob Christian Schaeffer, das damals Regensburg zu einem Wissenschaftsstandort machte. Ein Naturalienkabinett war im 18. Jahrhundert eine Sammlung von Gegenständen aus der Naturgeschichte. Noch heute ist in dem Gästebuch der Ausstellung der Name „Joh. Phillip Moeller“ zu finden. Das war das damalige Pseudonym von Goethe.
Weiterhin ein Fest
Publikum für den Festtag gibt es heute genug: Menschen meist gehobenen Alters, an denen aktuelle Krisen eher vorbei zu gehen scheinen, nehmen sich am Sonntag Zeit, trinken ein Glas Sekt oder Wein auf den alten Herren, vergessen die Gegenwart und haben unterschiedliche Veranstaltungsorte zur Wahl:
- Frankfurt: Das Freie Deutsche Hochstift im Geburtshaus von Goethe veranstaltet wegen des starken Andrangs gleich eine Doppelfeier – am Samstag und am Sonntag. Der Eintritt gliedert sich nach den Familiennamen. Die erste Hälfte des Alphabets kann am Samstag kommen und die andere Hälfte am Sonntag. Das Geburtshaus ist kerzenerleuchtet und enthält eine Ausstellung mit dem Titel „Zeichnen im Zeitalter Goethes“ mit der berühmten Darstellung von Goethe am Fenster in Rom von Johann Heinrich Wilhelm Tischbein. Die Ausstellung ist Teil des neuen Romantikmuseum und wird von neapolitanischer Musik begleitet.
- Weimar: Die Stadt feiert seinen berühmtesten Sohn mit Musik, Theater und freiem Eintritt in die Museen des Stadtfestes, wie zum Beispiel das Römische Haus.
- Rom: In der „Casa di Goethe“ in Rom gibt es um Punkt 12.00 Uhr zur Geburtsstunde Goethes, Prosecco und Aufklärung, wie der Meister seinen 38. Geburtstag im Jahr 1787 in Rom feierte.
- Düsseldorf: Und im Goethe Museum in Düsseldorf lädt man zu einem Gartenfest ein. Goethe war zwar nie im Schloss Jägerhof, aber die Anton-und-Katharina-Kippenberg-Stiftung beherbergt immerhin die größte Goethe-Privatsammlung der Welt.
Ein Glas Wein
Und wie feiern Sie den Anlass? Am besten mit einem Glas Wein! Zu Wein hatte Goethe zeitlebens eine besondere Beziehung. Sein Großvater besaß einen Weinberg bei Frankfurt, der Weinkeller in seinem Elternhaus war ein Vermögen wert.
So verzeichnete sein Vater im Haushaltsbuch am 15.03. 1754 (Goethe war noch keine 5 Jahre alt) einen Weinkauf um 262 Gulden. Das Dienstmädchen im Haus verdiente 20 Gulden im Jahr!
In Weimar erhielt Goethe regelmäßig Weinlieferungen von Mama aus Frankfurt, doch das reichte nicht für Eigenkonsum und Bewirtung. Er bestellte zusätzlich bei verschiedenen Händlern und gab 12,5 Prozent seines Einkommens für Weine aus.
Selbstverständlich ließ er sich auch nach Marienbad kistenweise Wein aus Weimar nachkommen, da dieser dort nicht gut genug war. Und an seine Frau Christiane schrieb er aus Karlsbad, wo er vor Marienbad zur Kur weilte:
„Nach dem Gelde ist wohl der Wein am ersten wert daß man sein gedenk“.
Dieser Satz trifft auch heute ganz gut die Prioritäten so mancher Menschen!
Also dann: Alles Gute zum zweihundertdreiundsiebzigsten, Goethe!
Mag.Wolfgang Ludwig/RNRed