Vor allem aus Ländern wie England, Neuseeland oder Südafrika bekannt, wird Cricket seit einiger Zeit auch in Regensburg gespielt. Wie die Idee, ein Cricket-Team zu gründen, entstanden ist und warum Cricket auch für Integration, Zusammengehörigkeit und Em-powerment steht, erzählt Gründerin Esmarie Fournet-Fayat im Interview.
Hierzulande verbinden wir Cricket oft vor allem mit Ländern des Commonwealth, wie etwa England, Australien, Neuseeland, Indien oder Südafrika. Dort wird er als Sommersport be-trieben – in einigen Ländern ist Cricket sogar Nationalsport. Obwohl Cricket in Deutschland verglichen mit Fußball bisher keine so große Aufmerksamkeit genießt, gewinnt es auch hier-zulande immer mehr an Bedeutung – und seit Kurzem wird diese beeindruckende Sportart auch in Regensburg gespielt. Ermöglicht hat dies Esmarie Fournet-Fayat. Ursprünglich aus Südafrika stammend, kannte sie diesen Sport schon seit ihrer Kindheit und empfand bereits von klein auf eine große Faszination für den Sport, der seine Kraft ihrer Meinung nach weit über den Sport hinaus entfaltet.
Von Tokio über Brüssel nach Regensburg
Bereits als Teenager zeigte Esmarie Interesse an Cricket. In Südafrika wurde der Sport zu dieser Zeit für Mädchen jedoch nicht wirklich angeboten. Ende 2001 verließ sie Südafrika und zog mit ihrem Mann Philippe Fournet-Fayat bereits damals das erste Mal nach Regensburg, wo sie über sechs Jahre lang blieben. 2007 zog es sie dann zuerst nach Tokio, dann nach Shanghai und anschließend nach Singapur. Bis 2015 lebten sie dort, wobei es vor Ort keine ihr bekannten Möglichkeiten gab, Cricket zu spielen. Zurück in Europa konnte sie dann in Belgien einem Verein in der Umgebung von Brüssel beitreten, wo sie zum ersten Mal in einem Team Cricket spielen konnte. Sehr bald schaffte sie es dort auch in die belgische Nationalmannschaft. Ende 2017 zog es die mittlerweile leidenschaftliche Cricket-Spielerin dann von Brüssel wieder zurück in den Raum Regensburg.
Gründung und Einzug in die Bundesliga
Da hier zu diesem Zeitpunkt kein Cricket-Team existierte, spielte sie zunächst für den Münchner BCA (Bayerische Cricket Akademie). 2020 kam ihr dann aber die Idee, ihre Liebe zu Cricket auch mit anderen Frauen in Regensburg zu teilen, woraufhin sie ein eigenes Cricket Team gründete. Bereits 2021 schafften die Rebels ihren Einzug in die Bundesliga und konnten dort auch einige Spiele für sich entscheiden.
Wie es zu der Idee kam, ein eigenes Cricket-Team zu gründen, mit welchen Hürden sich Esmarie Fournet-Fayat konfrontiert sah und welchen besonderen Reiz Cricket – auch über den sportlichen Aspekt hinaus – bietet, hat sie uns im Interview verraten.
Wie kam es dazu, eine Cricket-Mannschaft in Regensburg zu gründen?
Nachdem ich vor sieben Jahren in Brüssel angefangen habe, Cricket zu spielen, zog ich Ende 2017 zurück in den Raum Regensburg. Da ich bereits in Belgien leidenschaftliche Cricket-Spielerin war, suchte ich auch in Regensburg nach einem Team, konnte aber keines finden. Daher spielte ich die Saisons 2018 und 2019 für den Münchner BCA, mit dem ich 2018 auch den Bundesligatitel gewann.
Meine Leidenschaft für Cricket wuchs mit der Zeit immer stärker, besonders als mir klar wurde, dass ich so viel dazu beitragen kann, den Sport in Deutschland wachsen zu lassen. Nicht weil ich die Zeit hatte, sondern weil ich diese Energie hatte, um zu zeigen, was Frauen erreichen können, wenn sie an etwas glauben. Im Jahr 2020, als aufgrund der Pandemie fast alles in der Warteschleife hing, beschloss ich dann, mein eigenes Team zu gründen. Ich begann gleich mit der Werbung und suchte nach potenziellen Spielerinnen für ein Cricket-Team mit Sitz in Regensburg. Schnell konnte ein Team gebildet werden: unsere Regensburg Rebels. Dabei hatte ich große Unterstützung von Stephanie Frohnmayer, der ehemaligen Kapitänin der Frauen Nationalmannschaft. Mittlerweile spielt Steffi auch für die Rebels (aber auch weiterhin für die Nationalmannschaft) und unterstützt unser Team außerdem als Trainerin.
Gab es Probleme oder Hürden bei der Gründung?
Es war sehr schwierig, einen Trainingsplatz zu finden. Die Stadt Regensburg wächst ja so schnell, dass kaum noch Trainingsplätze verfügbar sind. Man muss dabei auch beachten, dass die bevorzugte Trainingszeit bei Erwachsenen am Sonntagvormittag ist, was die Sache nicht einfacher machte. Mit Unterstützung des Vereins DJK SB Regensburg konnten wir dann aber eine Lösung finden. Wir können nun Outdoor in der DJK Sportanlage trainieren und Indoor am Werner-von-Siemens-Gymnasium, beides hat der Verein organisiert. Die nächste Hürde war dann die Bereitstellung einer Bundesliga-konformen Infrastruktur, wobei die Hauptinvestition der sogenannte Pitch, also die Cricket-spezifische Spielfläche war. Auch hier wurde mit tatkräftiger Unterstützung des DJK Sportbunds Regensburg eine Lösung gefunden.
Welche Bedingungen muss man allgemein erfüllen, um einen Sportverein zu gründen?
Ich habe den Club nicht gegründet. Stattdessen habe ich es vorgezogen, mit dem DJK SB Regensburg eine Cricket-Abteilung zu gründen. Einen eigenen Club zu gründen, wäre zu viel Verwaltungsaufwand gewesen und ich wollte mich lieber auf den Sport und seine Entwicklung konzentrieren.
Welche Vorzüge bietet Cricket im Gegensatz zu anderen Sportarten?
Die Ursprünge des Spiels reichen bis in die Mitte des 16. Jahrhunderts zurück. Cricket hat es geschafft, relevant zu bleiben, ohne seine Regeln zu ändern, um die moderne Welt anzusprechen. Cricket hat einen einzigartigen Spielstil und beinhaltet auch viel Tiefe und Taktik. Es hat seine eigene Sprache, wodurch man tief in das Spiel eintauchen muss, um es wirklich zu verstehen.
Welche Ausrüstung braucht man? Wird die Ausrüstung vom Verein gestellt oder muss sich diese jede Spielerin selbst besorgen?
Zu den Spielgeräten gehören neben dem flachen Schlagholz (Bat), der meist rote oder weiße Ball und die Wickets – drei senkrechte Stäbe (Stumps) und zwei darauf liegende Hölzchen (Bails). Die Ausrüstung stellt der Verein zur Verfügung. Spielerinnen, die sich eine eigene Ausrüstung anschaffen möchten, werden aber auch beratend unterstützt.
Wie lange muss man trainieren, um richtig gut Cricket spielen zu können?
Das hängt davon ab. Regelmäßig als Mannschaft trainieren ist das Beste. Man kann auch allein zuhause Übungen durchführen, die die Performance verbessern. Aber am Ende geht es darum, Spaß zu haben.
Auch Rebels-Kapitänin Daao Buchmüller betonte in diesem Zusammenhang: „Das Tolle ist, dass jeder unterschiedliche Stärken hat. Sei es das Werfen, Schlagen oder Fangen. Zusammen macht uns das zu einem unschlagbaren Team.“
Was macht das Team und die Stimmung im Team so besonders?
Das Team besteht derzeit aus acht verschiedenen Nationalitäten und Hintergründen. Die Spielerinnen nutzen diese Vielfalt, um gemeinsam Spaß am Sport zu haben sowie sich und auch den Sport weiterzuentwickeln. Das Tolle daran, ein internationales Team zu sein, ist auch, von den Erfahrungen der anderen zu lernen. Das weckt die Neugier und bringt ein zusätzliches „Gefühl von Erfüllung“ – Cricket bedeutet Freunde zu werden, die sich gelegentlich auf dem Cricket-Feld herausfordern.
Wir haben auch Spielerinnen, die relativ neu im Land sind. Unser Team steht diesen dann mit Rat und Tat zur Seite und hilft ihnen bei der Orientierung. Was uns zusammenbringt, ist Cricket, aber dann stellen wir fest, dass wir viel mehr gemeinsam haben. Aus diesem Grund steht Cricket für mich – neben der strategischen und sportlichen Leistung, die gefordert wird – auch für Integration, Zusammengehörigkeit und Empowerment.
Wie kam es eigentlich zu dem Namen Regensburg REBELS?
Ich habe den Eindruck, dass Frauen immer mehr Entschlossenheit zeigen müssen, um einen Durchbruch zu erreichen. Aus diesem Grund fand ich die Bezeichnung Rebels sehr passend.
Gibt es neben der Damen-Mannschaft andere Angebote, wie etwa für Kinder, oder ist auch eine Herren-Mannschaft geplant?
Ich musste aus zeitlichen Gründen bisher Prioritäten setzen. Meine Priorität war die Förderung des Frauensports und dessen Stärkung durch Cricket. Nun kamen aber bereits Anfragen bezüglich einer Jugend-Cricket-Mannschaft, worüber wir uns sehr gefreut haben und aktuell auch Diskussionen führen.
Wie kann man ein Teil der Mannschaft werden? Braucht man hierfür bestimmte Voraussetzungen oder kann man auch ganz ohne Erfahrung starten?
Ja, natürlich kann auch ohne Erfahrung bei uns eingestiegen werden – es gibt ja immer irgendwann einen Anfang. Daher bieten wir auch drei kostenlose Probetrainings an. Wenn es einer Spielerin gefällt, dann kann sie Mitglied im DJK SB Regensburg Club werden. Es fällt hierbei ein Mitgliedsbeitrag an.
Sind Sie derzeit noch auf der Suche nach neuen Team- oder Vereinsmitgliedern?
Tatsächlich suchen wir im Moment noch neue Spielerinnen. Interessierte sind daher jederzeit herzlich willkommen, an einem Probetraining teilzunehmen oder einfach vorbeizuschauen und beim Training zuzuschauen. Outdoor trainiert wird von April bis September immer mittwochs von 18.30 bis 20.30 Uhr und sonntags von 10.30 bis 12.30 Uhr in der DJK Sport-Gaststätte. (Adresse: Weinmannstraße 3, 93049 Regensburg). Von Oktober bis März wird einmal pro Woche indoor trainiert: immer sonntags von 11.00 bis 13.00 am Werner-von-Siemens-Gymnasium (Adresse: Donaustaufer Str., 93059 Regensburg, der Eingang ist auf der anderen Seite des Gymnasiums). Interessierte können auch gerne jederzeit über Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! Kontakt zu uns aufnehmen und sich informieren oder mir und meinem Team Fragen zum Sport stellen.
Darüber hinaus sind wir als relativ junge Abteilung im Verein auch noch auf der Suche nach Sponsoren. Auch diese können sich gerne per E-Mail direkt an mich wenden.
Wo bekomme ich Informationen zu den Spielen und den Tickets?
Allgemeine Informationen erhält man auf unserer Website www.rgbwomenscricket.com. Informationen zu den Spielen bekommt man am besten über unsere Facebook-Seite Regensburg Rebels Cricket oder unsere Instagram-Seite rgbrebelscricket. Karten für die Spiele gibt es nicht, aber Zuschauer:innen sind jederzeit willkommen und zahlen auch keinen Eintritt.
Marina Triebswetter | filterVERLAG