Tabellendritter in der 2. Handball-Bundesliga – mit diesem „Paket im Rucksack“ konnten die Bunkerladies gestern stolz die Heimreise aus Herrenberg antreten, nachdem Sie gegen die „Kuties“ souverän mit 32:29 gewonnen hatten. Der Spielbericht vom Wochenende.
Die Zweitliga-Handballerinnen des ESV 1927 Regensburg lösten auch die Auswärtsaufgabe bei der SG H2Ku Herrenberg und gewannen verdient mit 32:29 (16:14). Der fünfte Liga-Sieg und gleichzeitig das achte unbesiegte Spiel in Serie bedeuteten den Sprung auf Rang drei des Sechzehner-Feldes. Trainer und Spielerinnen blicken auf einen lange ungefährdeten Auswärtssieg.
„Kuties“ zu Unrecht Letzter
Die Aufgabe in der zwischen Stuttgart und Tübingen gelegenen Stadt war schwieriger als es die Papierform vor dem Spiel hatte vermuten lassen: Der mit Erstliga-Spielern aus Metzingen verstärkte Kader „Kuties“ ist deutlich potenter als der – aus dem Hammer-Auftaktprogramm resultierende – letzte Platz aussagt. Angetrieben von über 500 Zuschauern in der „Markweghölle“ wollten die Gastgeberinnen unbedingt die rote Laterne des Schlusslichts abgeben und sich gleichzeitig für das Pokal-Aus an der Donau vor fünf Wochen revanchieren. Die ESV-Verantwortlichen um Trainer Csaba Szücs, die auf die angeschlagene Kreisläuferin Sara Mustafic verzichten mussten, waren sich dessen aber bewusst und hatten die Mannschaft auf einen heißen Tanz eingestellt. Für die Begleitmusik sorgten nicht nur der „FC Bloskapelle“ für das Heimteam, sondern auch die unermüdlich trommelnden und skandierenden Schlachtenbummler des ESV.
Bunkerladies offensiv deutlich gesteigert
Anders als das 25:21 im ersten Vergleich der noch jungen Saison sollte sich diesmal eine deutlich torreichere Partie entwickeln. Die Bunkerladies hatten sich in den vergangenen Wochen offensiv deutlich gesteigert und durch ihr flexibles Angriffsspiel überzeugt. Diesmal hatte die Mannschaft die „Schusskarten“ in die Hosentaschen von Marleen Kadenbach und Nicole Schiegerl gesteckt. Kadenbach zeichnete für die ersten drei ESV-Treffer verantwortlich, Schiegerl erzielte die nächsten fünf – davon zwei in Unterzahl – zur 8:5-Führung der Oberpfälzerinnen. Da waren gerade erst gut acht Minuten gespielt und Coach Szücs sagte bei der anschließenden Pressekonferenz, dass er in dieser Phase angesichts des Hochgeschwindigkeitshandballs das Gefühl hatte, die Partie würde 40:40 enden. Für den nächsten Treffer sorgte Franzi Peter, ehe sich das überragende Duo Kadenbach-Schiegerl selbst den nächsten Treffer auflegte.
Anika Bissel gegen Ex-Club erfolgreich
Nach diskutabler Peter-Zeitstrafe fand die Halblinks die überraschend einlaufende Rechtsaußen, die nur durch ein Foul zu stoppen war. Den fälligen Strafwurf verwandelte die zehnfache Torschützin Kadenbach souverän. Als Anika Bissel gegen ihren Ex-Klub das 16:10 in der 23. Minute erzielte, sah alles nach einem klaren ESV-Sieg aus. Aber ein paar verworfene Großchancen und eine Unterzahlsituation sorgten dafür, dass dem schwer zu kontrollierendem SG-Duo Lea Neubrander und Marie-Christine Beddies vier unbeantwortete Treffer für ihre Farben gelangen.
Großes Lob für Kampfgeist
Die auf einmal knappe 16:14-Halbzeitführung fiel angesichts der ESV-Feldvorteile zu gering aus, hielt aber die Spannung hoch. Nach dem Seitenwechsel sorgten drei weitere Kadenbach-Tore und eine Bude von Franzi Peter dafür, dass sich der Vorsprung innerhalb von fünf Minuten bereits wieder verdoppelt hatte. Durch entschlossenes Spiel bauten die Bunkerladies den Vorsprung bis zur 44. Minute auf 27:19 aus. Fortan wurde es für die groß gewachsene ESV-Defensive schwieriger, die quirligen SG-Angreiferinnen zu stoppen, die sich auch von einem aussichtslos erscheinenden Rückstand nicht beeindrucken ließen und von ihrem Trainer Hans Christensen ein großes Lob für ihren Kampfgeist einheimsten.
Keeperin Laura Waldenmaier zeichnet sich aus
Die Gäste überpaceten adrenalingeladen nun etwas, hatten bei drei Pfostentreffern aber einfach auch nur Pech. Gestützt auf eine nun bärenstarke Keeperin Laura Waldenmaier und mit der Kulisse im Rücken kam Herrenberg bis knapp fünf Minuten vor dem Ende auf drei Tore heran (26:29). Der ESV ließ sich aber die Siegesbutter nicht mehr vom Brot nehmen - auch weil die eingewechselte Torhüterin Johanna Ziegler zwei Strafwürfe von Lea Neubrander, mit 12/3 Toren Topscorerin der Partie, entschärfen konnte. Trainer Csaba Szücs war nach dem ungefährdeten 32:29 sehr zufrieden mit dem Sieg, der erneut ein Produkt des starken Kollektivs war: „Die Mädels haben das insgesamt sehr gut gemacht, das war vor dieser Kulisse alles andere als einfach.“ Die „undankbare Aufgabe gegen einen unangenehmen Gegner“ betrachtete auch der Sportliche Leiter Robert Torunsky als „hervorragend gelöst“ an. „Der Sieg hat uns unserem vorrangigen Ziel, dem Klassenerhalt, wieder ein gutes Stück näher gebracht.“ Vom Gegner wurde Spielmacherin Amelie Bayerl als beste ESV-Spielerin ausgezeichnet, die den ESV-Angriff glänzend dirigiert hatte.
ESV 1927 Regensburg:
Tor: Stephanie Lukau, Johanna Ziegler, Norá Mestyán (n. e.)
Feld: Marleen Kadenbach 10/4, Nicole Schiegerl 7, Franziska Peter 6, Julia Drachsler 4, Anika Bissel 3, Amelie Bayerl, Johanna Brennauer je 1 sowie Anna Fuhrmann, Theresa Lettl, Franziska Höppe, Sara Mustafic (n. e.) und Sophia Peter (n. e.).
Hans-Christian Wagner / RNRed