Eisbären müssen nie weinen: So heißt es zumindest in einem bekannten NDW-Song aus dem Jahre 1981. Die letzten 20 Jahre des EVR Regensburg beziehungsweise der Eisbären Regensburg haben teilweise gegenteiliges bewiesen. Ein wilder Ritt aus der DEL2 in den Amateursport und zurück. Die komplette Story jetzt auf Regensburger Nachrichten.
Schon seit 60 Jahren wird in Regensburg unter dem Stadtwappen der zwei Schlüssel Eishockey gespielt. Anlässlich des runden filter-Geburtstages werfen wir einen Blick zurück auf die heute als Eisbären bekannte Mannschaft des EVR und erkunden die Höhen und Tiefen des Vereins der letzten 20 Jahre – vom Aufstieg in die DEL2 Anfang der 2000er, über den Absturz in die Landesliga Nord und der triumphalen Rückkehr in die zweite Liga in der letzten Saison.
Aus dem Donaunebel in die Donau-Arena
Bereits zur Saison vor der Jahrtausendwende war der EVR aus seinem alten Eisstadion in die Donau-Arena gezogen. Mit dem Aufstieg in die zweite Liga am Ende der Spielzeit 2000/01 erreichte Eishockey in Regensburg eine nie dagewesene Präsenz in Regensburg und die Eisbären konnte große Euphorie entfachen. Vor allem der der tschechische Rechtsaußen Jiří Lála, der in seinem Karriereherbst noch einmal aufblühte, hatte dem EVR mit seinen Scorerpunkten zum Aufstieg verholfen. Lála übernahm in Folge eine Rolle im Sportmanagement und half der nun als EVR Eisbären Betriebs GmbH ausgegliederten Profimannschaft durch große Teile ihrer erfolgreichsten Zeit in der DEL2.
2005 erreichten die neuformierten Eisbären einen sensationellen dritten Platz in der 2. Bundesliga. In der eingespielten Mannschaft von Trainer Erich Kühnackl taten sich vor allem der Kanadier Jason Miller und der Tscheche Martin Ančička hervor. Miller konnte sich als Offensivspieler auch in den folgenden Jahren immer wieder als einer der besten Scorer der Eisbären auszeichnen, Ančička dagegen war in der Defensive beheimatet und wurde sowohl 04/05 als auch in der folgenden Saison punktbester Verteidiger.
Eisbären schnuppern an DEL1
Nachdem man durch eine Halbfinalniederlage in den Play-Offs denkbar knapp an dem Aufstieg in die DEL1 gescheitert war, stieg der ohnehin schon gute Zuschauerschnitt der Eisbären in der Saison 2005/06 auf knapp 3200 Zuschauer an. Flügelspieler Ervín Mašek, der schon in der Vorsaison zu den Topscorern der Eisbären gehörte, steigerte seine Leistung nochmal und trug mit 33 Goals und 32 Assists maßgeblich zu einem erneut starken vierten Platz und dem Einzug in die Play-Offs bei. Hier schieden die Eisbären im Viertelfinale gegen die Huskies aus Kassel aus. Interessanteste Randnotiz der Saison war sicherlich das Debüt von Jonas Leserer. Der geborene Regensburger Goalie sollte über die Jahre zu einem absoluten Urgestein der Eisbären werden und steht auch in der Saison 22/23 noch im Aufgebot der Domstädter – seine persönlich 32. Spielzeit in Regensburg.
Auch nach über 30 Jahren noch ein Eisbär: Torhüter Jonas Leserer.
Insolvenz führt in die Landesliga
Nachdem der EVR in den beiden folgenden Saisons nicht ganz an ihre Erfolge anknüpfen konnte, kamen in der Saison 2007/08 finanzielle Schwierigkeiten zur tabellarisch angespannten Situation hinzu. Obwohl sich die Regensburger sportlich für ein weiteres Jahr in der DEL2 qualifiziert hatten, mussten die Verantwortlichen zum Ende der Saison einen Insolvenzantrag stellen. Nachdem der Rauch verzogen war, fand sich die neue erste Mannschaft der Eisbären in der Landesliga Nord wieder. Besonders Hervorzuheben sei hier noch Sven Gerike. Der verdiente Center war bereits in der Saison 03/04 zu den Eisbären gestoßen und prägte in den Jahren darauf den Eishockey-Sport in Regensburg wie kein zweiter. Als Spielertrainer, Nachwuchstrainer und Sportlicher Leiter trat er den schweren Gang in die 5. Liga mit an.
Ein Hero für Regensburg: The „Flash“
Eine schnelle Rückkehr in den Profisport war das erklärte Ziel des Vereins. In der Saison kündigte sich jedoch auch eine der schöneren Geschichten der jüngeren EVR-Vergangenheit an: Peter „Flash“ Flache debütierte für die Regensburger und wusste schon damals, dass er nach seinem Abgang zurückkehren wollte. Auch ein gewisser Max Kaltenhauser wusste als Spieler zu überzeugen.
Jahre später beendet Peter „Flash“ Flache seine Karriere mit dem Aufstieg in die DEL2 auf dem Fanfest der Eisbären.
Der vom Verein geforderte „Durchmarsch in die Oberliga“ schaffte es, den etwas gebeutelten Eisbären-Fans neues Leben einzuhauchen. Mit fast 1.000 Dauerkarten stellte sich eine beeindruckende Menge an Unterstützern hinter die Regensburger, die sich durch eine mehr als souverän gestaltete Spielzeit immer weiter vergrößerte. Am Ende standen als Belohnung mehrere Spiele vor über 4.000 Zuschauern, ein ausverkauftes Heimspiel gegen Lindau und der Abschluss der ersten Etappe auf der Rückkehr in den Profisport.
Eisbärenlegende Gericke tritt ab
Dass der Durchmarsch in die Oberliga in der Saison darauf klappte, lag neben der wiederholt guten Arbeit der Verantwortlichen und der Mannschaft auch an der Reform des Oberligasystems. Durch den Verzicht des TEV Miesbach auf den Aufstieg erreichte der EVR durch einen dritten Platz in den Aufstiegsplayoffs so sein Ziel der direkten Rückkehr. Sven Gericke, der seine Karriere eigentlich schon 2010 beenden wollte, war zwischenzeitlich zurückgekehrt, beendete seine aktive Laufbahn jedoch nach der Saison 11/12 endgültig.
Eisbären erneut ausgegliedert
Nach einigen durchwachsenen Saisons in der Oberliga, bei denen die Regensburger aber stets die Klasse halten konnten, beschloss der Verein 2015 erneut den richtungsweisenden Schritt der Ausgliederung zu gehen. Der Sommer 2015 bedeute auch die Rückkehr von Peter Flache nach Regensburg, der gleich zum Leistungsträger wurde. In der ersten Saison gelang als neuformierte EVR Eishockey GmbH ein vollkommen überraschender Durchmarsch auf Platz 1 der Ligawertung mit einer Siegesserie von 30 Partien in der Hauptrunde. In den Play-Offs mussten sich die Regensburger schlussendlich gegen Bayreuth im Halbfinale geschlagen geben. Besonders dramatisch, denn ein Finaleinzug hätte bereits den Wiederaufstieg in die zweite Liga bedeutet.
Nummer 69: Topscorer der Eisbären Gajowski mit der Mannschaft vor der Kurve.
Topscorer Gajovsky zeigt sich treffsicher
In der zweiten Hälfte der 2010er Jahre kristallisierte sich neben Flache ein weiterer Star der EVR-Mannschaft heraus: Nikola Gajovsky, der heute noch für die Eisbären aktiv ist, schaffte es in gleich vier aufeinanderfolgenden Spielzeiten Topscorer an der Donau zu werden. Einige Jahre später wurde dem Tschechen sogar die deutsche Staatsbürgerschaft gewährt, was ihn zu einem festen Baustein des EVR-Kaders machte. Bereits 2017 wurde der auch heute noch tätige Geschäftsführer Christian Sommerer installiert. Der Eishockey-begeisterte ausgebildete Jazz-Musiker machte den bereits rund zehn Jahre vorher aktiven Igor Pawlow zum Chefcoach, der in der Saison 2019/20 von Max Kaltenhauser abgelöst wurde. Kaltenhauser führte die Mannschaft in der gleichen Saison auf einen souveränen ersten Platz in der Hauptrunde. Leider folgten keine Play-Off-Spiele mehr, denn Anfang 2020 folgte die große Corona-Zäsur.
Herzschlagfinale im zweiten Anlauf
Während die mittlerweile auch wieder offiziell als Eisbären bekannten Profis 2021 noch im Finale der Play-Offs am späteren DEL2-Aufsteiger der Selber Wölfe scheiterten, schafften die Männer um Kapitän Flache 2022 erneut den Einzug ins Finale der Endrunde. Im ersten Endspiel um den Aufstieg in die zweite Liga seit 21 Jahren erzielte Flache im vierten Spiel höchstselbst zwei Tore, nachdem er große Teile der Saison verletzt ausgefallen war. Flache lief damit 328-mal für Regensburg auf und verdiente sich mit seinem Einsatz seinen Legendenstatus bei den Eisbären. Folglich wird seine Trikotnummer 15 nicht mehr vergeben und sein Jersey ziert seit dieser Saison das Hallendach der Donau-Arena.
Mit dem Finalsieg kehrten die Regensburger 14 Jahre nach dem finanziell bedingten Abstieg in die zweithöchste Spielklasse Deutschlands zurück. Pünktlich zum 60. Jubiläum des Gründungsjahres 1962. Momentan steht es nicht schlecht um die Mission „Klassenerhalt“. Eishockey ist in Regensburg fest verankert und der EVR hat über seine gesamte Geschichte eindrucksvoll gezeigt, dass die Stadt immer hinter seinem Verein stehen wird.
In der aktuellen Saison ziert ein kleines Wappen die Trikots der Eisbären, das an den 60. Geburtstag des Vereins erinnert.
Einen Rückblick auf die letzten 20 Jahren bei einem anderen Sportriesen, dem SSV Jahn, der Stadt gibt es hier. Der filter wünscht den Eisbären noch viel Erfolg in der restlichen DEL2-Saison und viele weitere Jahre im deutschen Profi-Eishockey.
Lucas Treffer / RNRed