Trotz zwischenzeitlich hohem Rückstand, belohnten sich die Bunkerladies am Ende der Partie gegen die SG Schozach/Bottwartal mit einem Punkt. Durch die wettbewerbsübergreifend neunte Partie in Serie ohne Niederlage schob sich der ESV auf einen sensationellen zweiten Tabellenplatz vor.Am Ende der Woche wartet die nächste Runde des DHB-Pokals auf die Regensburger Handballfrauen.
An einem Abend, an dem wenig zusammenlief, überzeugten die Zweitliga-Handballerinnen wieder einmal mit ihrem Kampfgeist: Nach einem Katastrophenstart lagen die „Bunkerladies“ nach 20 Minuten vor heimischer Kulisse gegen die SG Schozach/Bottwartal mit acht Toren im Hintertreffen, holten am Ende aber beim 21:21(9:14) doch noch einen Punkt. Am Freitagabend um 19.30 Uhr kommt es in der eigenen Halle zum Pokalkracher gegen ein Bundesliga-Team.
Schozach/Bottwartal im Aufwärtstrend
Die verrückten Ergebnisse aus den anderen Hallen an diesem Spieltag unterstrichen das, was die ESV-Verantwortlichen schon vor dem Anpfiff wussten: Jede Partie in der 2. Handball Bundesliga Frauen ist eine Herausforderung und wird nicht auf dem Papier gewonnen. Nach fünf Siegen in Serie war der Tabellendritte aus der Oberpfalz gegen den auf Rang 15 notierten Aufsteiger Favorit, aber auch gewarnt. Schozach/Bottwartal hatte gegen einige Spitzenteams schon gut ausgesehen und kam mit der Empfehlung des ersten Punktgewinns unter dem neuen Trainer Jürgen Krause nach Regensburg gereist. Zudem hatten sie mit der „Ehren-Regensburgerin“ Natascha Weber, die sieben Jahre das ESV-Trikot getragen und beim Zweitligaaufstieg mitgeholfen hatte, eine Insiderin in ihren Reihen.
Regensburg gerät in Unterzahl
Ob es die Favoritenbürde, das obligatorisch schlechte Spiel nach vielen guten oder die Kombination aus beidem war: Die Regensburgerinnen konnten im Angriff weder die gute Quote der vergangenen Begegnungen noch die niedrige Anzahl an Ballverlusten aufweisen. Frühe Zeitstrafen gegen Marleen Kadenbach und Johanna Brennauer sorgten bereits nach nicht einmal viereinhalb gespielten Minuten für eine doppelte Unterzahl. Die ohne Druck angereiste SG nutzte dies zu einer 4:1-Führung. Dann sollte es für das Heimteam ganz dick kommen: Topscorerin Kadenbach wurde nach knapp acht gespielten Minuten mit direkter Roter Karte auf die Tribüne geschickt. Für den ESV bedeutete diese überzogene Entscheidung nicht nur den Verlust der Topscorerin und Abwehrstrategin, sondern praktisch auch die komplette Halblinks-Vakanz, da Positionskollegin Nicole Lederer schon seit dem ersten Heimspiel im September mit einer Knieverletzung ausfällt.
3:11 nach 20 Minuten
Schozach nutzte die Überzahl und die Regensburger Neusortierung zu einem 7:2-Vorsprung. Auch eine Auszeit von ESV-Coach Csaba Szücs konnte seinem Team wenig von der Verunsicherung respektive Angriffsmalaise nehmen. Ihren Teil dazu trugen auch die Unparteiischen bei: Als Franzi Peter bei einem Angriff von hinten umgerissen wurde, wäre angesichts der eigenen Maßstäbe ebenfalls eine Disqualifikation fällig gewesen. Die Schiedsrichter beließen es jedoch bei einer Zeitstrafe – die tatsächlich die einzige in den kommenden 45 Minuten für die Gäste bleiben sollte.
Der 3:11-Rückstand nach 20 Minuten sah angesichts des Spielverlaufs wie eine Vorentscheidung aus, die Bunkerladies konnten aber – obwohl sie weiterhin einige Male an der bärenstarken SG-Keeperin Rena Keller scheiterten – zur Pause immerhin noch auf 9:14 verkürzen.
#38 Sophia Peter beim Abschluss.
Aufholjagd vertagt
Coach Szücs appellierte in der Pause an sein Team, die äußeren Umstände auszublenden und sich stattdessen auf die Chancenverwertung zu konzentrieren. Das Vorhaben wurde auch in die Tat umgesetzt: Basierend auf einer starken Abwehrleistung und Ballgewinnen gelangen der auf Halblinks gewechselten Amelie Bayerl kurz nach Wiederanpfiff drei Tore in Serie zum 12:14-Zwischenstand. Der erfahrene SG-Trainer Krause griff sofort zur Time-Out und ordnete in der Besprechung eine kurze Deckung gegen Bayerl an. Sein Gegenüber brachte daraufhin mit Sophia Peter eine neue Spielmacherin. Für das ESV-Toptalent war es nach langer Leidens- und Wartezeit der erste Einsatz der Saison, doch die 19-Jährige spielte, als ob sie nie gefehlt hätte.
Dramatische Schlussphase krönt Krimi
Mehrere Zuckerpässe an den Kreis und ein schöner Durchbruch zu ihrem ersten Saisontreffer standen am Ende für die jüngste der Peter-Schwestern zu Buche. Angetrieben von der lautstarken Kulisse im „Bunker“ gelang Franzi Peter mit einem sehenswerten Heber-Doppelpack beim 20:20 gut zweieinhalb Minuten vor Ultimo der erste Ausgleich seit dem 0:0. In der dramatischen Schlussphase sicherte eine spektakuläre Parade von Stephanie Lukau dem ESV 50 Sekunden vor Schluss den Ball. Der Angriff wurde aber zu forciert und eine weitere Keller-Parade gab Schozach/Bottwartal noch die Chance, in den finalen 22 Sekunden den Siegtreffer zu setzen. Der in der Auszeit besprochene Spielzug klappte aber nicht und so trennten sich die Teams mit 21:21.
Sonderlob für „Comebacker“ Sophia Peter – Ausblick auf Pokalpartie
„Heute hatten wir im Angriff lange Zeit ungewohnt große Probleme. Wie die Mannschaft mit den Widrigkeiten umgegangen ist, verdient Respekt“, lobte Csaba Szücs sein Team, das nach Wiederanpfiff nur noch sieben Gegentore kassiert hatte. Ein Sonderlob erhielt Sophia Peter für ihr geglücktes Comeback. Bevor am 10. Dezember Tabellenführer Göppingen zum absoluten Spitzenspiel angereist kommt, wartet am kommenden Freitag um 19.30 Uhr im Bunker noch das Pokal-Highlight gegen Bundesligist HSG Bensheim/Auerbach auf die Spielerinnen, Verantwortlichen und vor allem auch die Fans. Tickets können online erworben werden.
ESV 1927 Regensburg:
Tor: Stephanie Lukau, Norá Mestyán (n. e.), Johanna Ziegler (n. e.)
Feld: Amelie Bayerl 5, Franziska Peter 4, Julia Drachsler 3, Anna Fuhrmann 2, Nicole Schiegerl 2/2, Johanna Brennauer, Franziska Höppe, Theresa Lettl, Sara Mustafic, Sophia Peter je 1 sowie Anika Bissel, Marleen Kadenbach und Lea Röhrl (n. e.).
Hans-Christian Wagner / RNRed