Mit dem 25:21-Heimerfolg gegen die SG H2Ku Herrenberg in der 2. Runde des DHB-Pokals schafften die Zweiliga-Handballerinnen des ESV 1927 Regensburg Historisches. Noch nie zuvor erreichte eine Frauenmannschaft aus der Oberpfalz die Runde der letzten 16 in dem seit 1975 ausgetragenem Wettbewerb. Am kommenden Freitag kommt es jetzt zum Highlight-Spiel.
Die letzte bayerische Beteiligung ist lange her: 2009 verlor der 1. FC Nürnberg, der kurz danach Insolvenz anmelden musste, im Finale mit 23:28 gegen den VfL Oldenburg. Trainer damals war Csaba Szücs, der heute an der Seitenauslinie der Bunkerladies verantwortlich zeichnet. Der ausführliche Vorbericht zum Pokal-Kracher.
Erstes Pflichtspiel gegen einen Erstligisten überhaupt
Nach zwei Zweitligisten – in der ersten Runde am 04. September gewann der ESV zum Saisonstart mit 27:22 beim Ligarivalen Kurpfalz Bären Ketsch – gab es nun im Achtelfinale das erhoffte Kräftemessen mit einem Bundesligisten: Ex-Nationalspielerin Lone Fischer bescherte den Oberpfälzerinnen das Duell mit der HSG Bensheim/Auerbach – und damit das erste Pflichtspiel gegen einen Erstligisten in der über 90-jährigen ESV-Handballabteilungsgeschichte. Die „Flames“ sind etabliert in der Beletage des Deutschen Handballs und dort seit der Saison 2017/18 aktiv.
Breit und prominent aufgestellt
Die prominentesten Namen im Kader von Trainerin Heike Ahlgrimm sind die neu dazugestoßene National-Rechtsaußen Amelie Berger, Lisa Friedberger und Lucie-Marie Kretzschmar. Die Welt- und Europameisterin (zusammen mit ESV-Spielmacherin Amelie Bayerl) im Beachhandball ist die Tochter von Handballikone Stefan Kretzschmar. Das Viertelfinale haben die Flames schon ein paar Mal erreicht, für das Team von Trainerin Heike Ahlgrimm wäre der Einzug in das „Final4“-Turnier am 01. und 02. April 2023 in Stuttgart der größte Erfolg im DHB-Pokal. Vorher steht aber erst das Achtelfinale an: Eine gute Gelegenheit für die Flames, die Negativserie von drei Liga-Niederlagen in Serie zu stoppen. Bei den Partien waren zwar keine Must-win-Spiele dabei, dennoch war Trainerin Ahlgrimm über das Abschneiden enttäuscht. Der Vorjahreszehnte von der südhessischen Bergstraße möchte sich in Regensburg Selbstvertrauen holen, um in der Liga zeitnah nachlegen zu können. In der 2. Runde setzte sich Bensheim/Auerbach, das vier Niederländerinnen in seinen Reihen hat und ansonsten auf junge deutsche Spielerinnen setzt, bei ESV-Ligakonkurrent Solingen/Gräfrath mit 31:25 durch.
Ausweichtermin erforderlich
Da die „Bunker“ genannte Sporthalle an der Dechbettener Brücke am 03. und 04. Dezember belegt ist, einigten sich beide Vereine auf Freitag, 02. Dezember um 19.30 Uhr als Spieltermin. „Für den Verein und natürlich auch die Mannschaft ist ein Achtelfinale gegen einen Bundesligisten etwas ganz Besonderes. Der Bunker wird prall gefüllt sein und ich hoffe, dass die Mädels auch auf dem Feld Außergewöhnliches schaffen“, sagt der Sportliche Leiter Robert Torunsky. ESV-Trainer Csaba Szücs, der mit Marleen Kadenbach eine Vize-Pokalsiegerin im Kader hat, erwartet ein „Handballfest“. Die Mannschaft werde alles geben, „den Favoriten so lange wie möglich zu ärgern“.
Keine Zeit zum durchatmen
Der ESV steht vor Highlight-Wochen: Dafür gesorgt hat eine sensationelle Serie von neun Spielen in Pokal und Liga ohne Niederlage, die in Platz zwei in der Liga und dem Erreichen der Runde der letzten 16 im Pokal resultierten. Nach dem Pokal-Kracher gegen die Flames kommt am 10. Dezember Tabellenführer Frisch Auf Göppingen zum absoluten Spitzenspiel in den Bunker und am 18. Dezember wartet noch die Begegnung beim Deutschen Rekordmeister HC Leipzig auf die Bunkerladies. „Wenn man allein diese Namen liest, mutet es fast surreal an, dass wir in einem Atemzug genannt werden. Die Mädels haben sich diese Highlights aber redlich verdient“, sagt Torunsky.
Coach fordert: Underdogrolle annehmen
„Wir sind in keinem der Spiele Favorit, aber natürlich wollen die Mädels das unglaublich erfolgreiche Handballjahr nicht mit drei Niederlagen ausklingen lassen“, weiß Coach Szücs um den Ehrgeiz seiner Truppe. Wie immer geht der ESV (13:5 Punkte in der Liga) aber ein Spiel nach dem anderen an und da wartet mit dem Bundesliga-Neunten Bensheim/Auerbach (4:6 Punkte) im „Bonusspiel“ zunächst die größte Gefahr für die schon seit Mitte September andauernde Erfolgsserie. Die 5:1-Deckung mit Lucie-Marie Kretzschmar wird eine Herausforderung, ebenso die Verteidigung gegen die körperlich starken Gegenspielerinnen und deren Tempo. Aber eben eine besonders schöne Herausforderung – ohne Druck und mit großartiger Unterstützung von den Rängen.
Tickets: Es wird ein Mini-Kontingent an Tickets an der Abendkasse geben. Reservierte Tickets können ab 18 Uhr an einer separaten Kasse abgeholt und bar bezahlt werden. Es herrscht – abgesehen von den gesperrten Bereichen – freie Platzwahl in der Halle.
Parkplatzsituation: Aufgrund der schwierigen Parkplatzsituation an der Halle wir eine Anreise ohne Auto empfohlen bzw. um Fahrgemeinschaften gebeten. Der kleine untere Parkplatz vor der Halle ist für Spielbeteiligte reserviert. Die Besucher sollten deutlich früher als zu Ligaspielen anreisen und Parkmöglichkeiten z.B. im Bereich Altes Jahnstadion/Klenzebrücke/Kreuzschule nutzen.
Livestream: Die Partie wird auf www.sportdeutschland.tv übertragen.
Hans-Christian Wagner / RNRed