Tabellenerster gastiert beim Tabellenzweiten – das Spitzenspiel der 2. Handball-Bundesliga am Wochenende wird sicherlich spannend, weil die Göppinger gewinnen müssen und sich die Bunkerladies so teuer wie möglich verkaufen wollen. Der ausführliche Vorbericht zur möglicherweise richtungsweisenden Partie der Regensburger Handballerinnen.
Der Tabellenführer gastiert beim Zweitplatzierten – mehr Spitzenspiel geht nicht. Exakt diese Konstellation gibt es am Samstag in der 2. Handball Bundesliga Frauen am Samstag um 18.00 Uhr an der Dechbettener Brücke beim zweiten Teil der Highlight-Wochen nach dem Pokalduell gegen Bundesligist Bensheim/Auerbach: Der ESV 1927 Regensburg (2., 13:5 Punkte) empfängt Frisch Auf Göppingen (1., 14:2).
Göppingen zum Aufsteigen verdammt
Auch wenn beide Tabellennachbarn sind, die Voraussetzungen sind vollkommen gegensätzlich: Göppingen will seinen Status als Handball-Hauptstadt zurückerobern und ist zum Aufstieg verdonnert. In der vergangenen Saison belegte das Team von Trainer Nico Kiener den zweiten Platz und scheiterte in der Relegation knapp an Bundesligist BSV Sachsen Zwickau. Diesmal soll es mit dem Direktaufstieg klappen und dafür wurde geklotzt und nicht gekleckert. Mit Linksaußen Selina Kalmbach stieß eine deutsche Nationalspielerin zum Team, dazu holte man sich mit Rechtsaußen Britt van der Baan (Metzingen), Paulina Uscinowicz (Dortmund), Leonie Patorra (Bad Wildungen) sowie der Polin Marlena Urbanska (Stettin) weitere junge Spielerinnen mit Erstliga-Erfahrung unter den Hohenstaufen. Obendrein legte Frisch Auf während der Saison mit der Rückholaktion von Sina Ehmann (Solingen-Gräfrath) personell nach. Bislang ist das Team auch auf Kurs, das selbstgesteckte Ziel zu erreichen, doch die Unentschieden gegen Solingen und jüngst im Derby gegen Nürtingen waren nicht eingeplant. Um nicht noch weiter unter Druck zu geraten, will der mehrfache Europapokal-Teilnehmer in Regensburg einen „Zweier“ landen.
Bunkerladies ohne Druck
Die „Bunkerladies“ können dagegen befreit aufspielen und versuchen, sich vom Goliathhaus inspirieren zu lassen. Im Duell „David gegen Goliath“ sollen zwar keine Steine, sondern der Handball erfolgreich geworfen werden, das berühmte Gemälde in der historischen Regensburger Altstadt trifft die Ausgangslage aber gut. „Göppingen hat ganz andere Ziele und Möglichkeiten als wir und ist klar favorisiert“, sagt der Sportliche Leiter Robert Torunsky. Die letzten Ergebnisse gegen Teams, gegen die der ESV auch punkten konnte, zeigten aber, dass der Etat-Riese nicht unverwundbar sei. Frisch Auf ist nach den Schüssen vor den Bug aber sensibilisiert und wird angesichts der Serie von acht unbesiegten Ligaspielen des ESV hochkonzentriert sein.
Bilder aus dem Ligaspiel in der letzten Saison gegen Göppingen: Anna Fuhrmann #77 und Amelie Bayerl #23 wurden hart angepackt (Fotos: Hans-Christian Wagner)
Szücs: „Als Team weiterentwickelt“
„Wir wollen mit der Unterstützung unserer Fans den Tabellenführer so lange wie möglich ärgern und zeigen, dass wir uns gegenüber der Vorsaison und den beiden klaren Niederlagen als Team weiterentwickelt haben“, wünscht sich Torunsky. Trainer Csaba Szücs hofft, dass sein Team sich keinen Druck mache und mit Spaß am Handball die besondere Konstellation genießen kann: „Wir müssen effektiv abschließen, um das Tempospiel Göppingens zu unterbinden. In der Deckung sind gegen die Kraftpakete viel Beinarbeit und schnelles Aushelfen gefragt.“ Neben dem Kräftemessen mit zahlreichen ehemaligen Bundesligaspielerinnen im Göppinger Trikot wird es weitere spannende Duelle geben. ESV-Toptorjägerin Marleen Kadenbach trifft in den Zweikämpfen auf Linkshänderin Lisa Borutta, ihre beste Freundin. Und mit der langjährigen Haunstettenerin Sarah Irmler wurde ESV-Rückraumspielerin Amelie Bayerl 2021 Beachhandball-Europameisterin. Während der 60 Minuten gibt es jedoch keine Freundschaften und es wird handballtypisch zugepackt. Für die Zuschauer ist das Spitzenspiel die letzte Möglichkeit 2022, die Bunkerladies in Action zu sehen und Bayerns einzigen Frauen-Bundesligisten vor Ort zu unterstützen. Die Partie wird außerdem auf www.sportdeutschland.tv übertragen.
Programm bis zur Weihnachtspause
Am 18. Dezember steht noch das Auswärtsspiel beim Deutschen Rekordmeister HC Leipzig an, bevor es nach einer Mini-Weihnachtspause am 07. Januar mit dem Heimspiel gegen Lintfort weiter geht. Die Mannschaft hat sich für ihr schon jetzt sensationelles Jahr – bester Zweitliga-Aufsteiger aller Zeiten und erstes Oberpfälzer Team im Achtelfinale – eine ähnlich tolle Kulisse wie im Pokalspiel vor Wochenfrist gegen die „Flames“ vor Wochenfrist verdient. Und wer weiß, vielleicht können die Bunkerladies in bester David-Manier noch einen raushauen. Rekonvaleszentin Nicole Lederer wird weiter fehlen.
Parksituation:
Der ESV 1927 Regensburg bittet um rechtzeitige Anreise und empfiehlt das Ausweichen auf die öffentlichen Parkmöglichkeiten in den Bereichen KÖWE-Center oder Altes Jahnstadion.Hans-Christian Wagner / RNRed