Seit Anfang September kämpfen die Handballerinnen des ESV 1927 Regensburg bereits um Punkte in der 2. Handball Bundesliga Frauen – und doch ist noch nicht einmal die Hinrunde absolviert. Am kommenden Wochenende schließen die Bunkerladies nun eine äußerst erfolgreiche Hinrunde ab.
Nach 18 Pflichtspielen – inklusive dreier Pokal-Runde, die Bayerns Vorzeigemannschaft im Frauenhandball bis ins Achtelfinale geführt hatte, ist am Samstag mit dem Auswärtsspiel bei den Füchsen Berlin zumindest die Hälfte geschafft. Das Zwischenzeugnis der Bunkerladies wird unabhängig vom Ausgang der Partie sehr positiv ausfallen, denn selbst im Falle einer Niederlage ist Platz drei in Stein gemeißelt. Der komplette Vorbericht.
Sechsten Auswärtssieg in Folge in Sicht
Das Team von Trainer Csaba Szücs macht sich am Samstagvormittag aber sicher nicht auf die lange Fahrt in die Hauptstadt, um die Punkte freiwillig abzuliefern. Die junge Mannschaft will wieder alles auf dem Parkett lassen und im Optimalfall den sechsten Auswärtssieg in Folge feiern. Dass dies gegen die beste Abwehr der Liga eine extrem schwierige Mission werden wird, ist selbstredend. In 14 Partien hat das Team von Trainerin Susann Müller nur 323 Gegentore zugelassen. Die ehemalige Weltklasselinkshänderin (97 Länderspiele für Deutschland, WM-Torschützenkönigin 2013) hat ein international besetztes Team zur Verfügung: Neben der ukrainischen Nationaltorhüterin Mariia Gladun, stehen die vier Niederländerinnen Engelina Molenaar, Djazzmin Trabelsi, Lisa Vlug und Iva van der Linden, die frisch verlängerte Portugiesin Anais Gouveia, die Italienerin Angela Cappellaro sowie die kroatische Kapitänin Vesna Tolic.
Berlinerinnen nicht zufrieden
Komplettiert wird die Truppe von jungen deutschen Talenten wie Linea-Sophie Höbbel (20), Lucy Gündel (19) und Leoni Baßiner (17) sowie den erfahrenen Kräften Tina Wagenlader und Michelle Stefes. Dazu schnürt auch die Trainerinnen-Ehefrau Nina Müller (geborene Wörz) regelmäßig die Handballschuhe. Mehr Erfahrung als die mittlerweile 42-Jährige (197 Länderspiele) kann man wohl nicht haben. Mit Rang fünf (18:10 Punkte) können die Verantwortlichen um Teammanagerin Britta Lorenz aktuell nicht zufrieden sein: Zu was der exquisit besetzte Kader in der Lage ist, hat unter anderem der Auswärtssieg beim neuen Tabellenführer Frisch Auf Göppingen gezeigt. Zuletzt gab es beim Aufsteiger Rödertal eine 24:28-Niederlage zu beklagen. Die „inakzeptable Leistung“ (Trainerin Susann Müller) soll vor heimischem Publikum wiedergutgemacht werden, damit der Aufstiegszug nicht vorzeitig aus der Hauptstadt abfährt.
Regensburg: Erst zwei Niederlagen
Nach schier unglaublichen zwölf Spielen ohne Niederlage mussten auch Regensburgerinnen am vergangenen Wochenende eine Niederlage quittieren. Das 25:28 gegen Nord Harrislee war erst die zweite überhaupt im bisherigen Ligabetrieb. Obwohl als Dritter besser notiert in der Tabelle, reisen die Oberpfälzerinnen nicht als Favorit an. „Berlin hat mit seinen, zumindest in Teilen, Profi-Strukturen uns nicht nur viel Erfahrung voraus. Der Druck des Gewinnenmüssens liegt klar auf Seite der Spreefüxxe“, sagt der Sportliche Leiter Robert Torunsky. Hier setzt auch Trainer Csaba Szücs an: „Die Mädels sollen mit Spaß am Handball und einer gewissen Leichtigkeit an die Sache herangehen – so wie Harrislee gegen uns.“ Dazu müsse das Team im Angriff entschlossener agieren und weniger Ballverluste produzieren.
„Gegen die starke Berliner Deckung brauchen wir im Positionsangriff viel Bewegung, aber auch einfache Tore aus Ballgewinnen in der Abwehr“, blickt Szücs voraus. Gegen Berlin gab es bislang noch nichts Zählbares: In der vergangenen Saison unterlagen die Bunkerladies in der Sporthalle Charlottenburg mit 22:33 und in eigener Halle knapp mit 22:25. Das kommende Spiel gegen die Füchse Berlin kann wieder in einem Livestream verfolgt werden.
Trainernachwuchs beim ESV
Für den langjährigen ESV-Fan Tobias Herrmann ging kürzlich ein kleiner Traum in Erfüllung: Der 19-Jährige verstärkt ab sofort den Trainerstab der weiblichen Leistungsmannschaften des einzigen bayerischen Handball-Bundesligisten bei den Frauen. Der Sportliche Leiter Robert Torunsky des ESV 1927 Regensburg freute sich bei der Vertragsunterzeichnung über die Verstärkung im Staff: „Tobi ist seit einigen Jahren engagierter und lautstarker Fan bei den Spielen seiner Schwester Julia. Sein Enthusiasmus ist grenzenlos und er hat viele Ideen, wie wir noch besser werden können.“
Tobi Herrmann fiebert auf der Tribüne mit, macht sich Notizen zu den Spielen und tauscht sich mit den ESV-Trainerkollegen aus. Am meisten Freude bereiten ihm aber die Sieger-Selfies mit den Teams. „Ich bin sehr stolz, einen Trainervertrag beim ÈSV unterschrieben zu haben“, sagt Herrmann. „Inklusion ist beim ESV 1927 Regensburg eine Selbstverständlichkeit“, sagt Abteilungsleiter Dieter Müller. „Tobi ist seit Jahren voll integriert und ein wertvoller Teil der Mannschaften. Wir hoffen, dass wir mit dieser Aktion ein wenig Vorbild sein können und wünschen ihm noch ganz viel Spaß mit seinen Handballteams.
Hans-Christian Wagner / RNRed