Am vergangenen Wochenende konnten die Bunkerladies ihre Mission in Nürtingen erfolgreich abschließen und mit zwei Punkten nach Regensburg zurückkehren. Die Regensburger Handballdamen konnten damit ihren kurzen Negativlauf beenden.
Es war ein Krimi mit Happyend am Samstagabend für die Zweitliga-Handballerinnen des ESV 1927 Regensburg: Für die Spannung hatten die Bunkerladies allerdings selbst gesorgt, denn nach einer 17:9-Führung brachten sie die TG Nürtingen zurück ins Spiel. Am Ende wurde beim 31:29(19:15)-Auswärtssieg mit zitternden Händen der Bock umgestoßen und die fünf Partien in Serie ohne Zweier ad acta gelegt.
ESV übersteht Personalsorgen
Spannend und besorgniserregend war die Personalsituation bereits vor dem Anwurf bei den Oberpfälzerinnen: Stammkeeperin Stephanie Lukau verpasste nach überstandener Verletzung nun krankheitsbedingt die Partie, dazu fielen Kreisläuferin Sara Mustafic verletzungsbedingt und Defensivspezialistin Franziska Höppe aus privaten Gründen aus. Zusätzlich blieb kurzfristig auch der komplette linke Flügel ohne die angestammten Kräfte, da Anika Bissel krankheitsbedingt und Johanna Brennauer (Hüfte) passen mussten. Improvisieren war also angesagt: Anna Fuhrmann nahm die linke Außenposition ein und zeigte eine gute Leistung. Nach zwei Fehlwürfen zu Beginn fand der ESV super in die Partie: Die Abwehr stand gegen die nach fünf Niederlagen in Folge nervös agierenden Nürtingerinnen gut und im Angriff waren die Gäste von allen Positionen erfolgreich. Die Konsequenz war eine 17:9-Führung nach 23 Minuten.
Eine unnötige Zeitstrafe nach einem Ballverlust sowie eine weitere Hinausstellung führten nicht nur zu Unterzahlsituationen, sondern auch zu einem kompletten Bruch. So kam Nürtingen bereits in der 28. Minute wieder auf zwei Treffer heran (15:17) und weckte damit das Publikum in der Theodor-Eisenlohr-Sporthalle. Zwei Treffer durch die Linkshänderinnen Franziska Peter und Theresa Lettl innerhalb von 29 Sekunden in der Schlussminute brachten dann immerhin noch einen 19:15-Vorsprung für das Team von Trainer Csaba Szücs, der neben fünf Spielerinnen auch auf seinen erkrankten „Co“ Bernhard Goldbach verzichten.
Partie entwickelt sich zum Schlagabtausch
In der Kabine hatten sich die Bunkerladies vorgenommen, weiter aufs Tempo zu drücken und das Rückzugverhalten Nürtingens auszunutzen. Aus dem Tordrang wurde aber zu oft Hektik: Die Absicht, den Ball schnell weiter zu spielen, war da, doch die Ordnung fehlte. Das Resultat war eine Vielzahl von Ballverlusten, die zum 20:20-Ausgleich in der 38. Minute führten. Coach Szücs nahm zu diesem frühen Zeitpunkt seine dritte Auszeit. Zwei Tore in Folge schienen das Nervenkostüm zu beruhigen, doch dann wurde Nicole Lederer nach gut 40 Minuten disqualifiziert. Die Gastgeberinnen scheiterten zwar in Person der starken Leonie Dreizler mit dem Strafwurf – alle anderen zehn Siebenmeter verwandelte Kerstin Foth sicher – an der eingewechselten Keeperin Nóra Mestyán, doch auch durch die Überzahl gelang wenig später der erneute Ausgleich.
Späte rote Karte hat keine Auswirkungen mehr
Der ESV vergab in dieser Phase dreimal freistehend vor Keeperin Christine Hesel, doch die nach ihrer Vertragsverlängerung glänzend auflegte Julia Drachsler und Sophia Peter nutzten zwei Möglichkeiten aus der Nahwurfzone. Das 29:26 durch die nachnominierte Carina Vetter knapp vier Minuten vor Ultimo war dann immer noch nicht die Vorentscheidung, da die Bunkerladies 1 Minute und 52 Sekunden vor dem Ende noch eine Rote Karte gegen Marleen Kadenbach verkraften mussten. 28:29 stand es da und der ESV durfte bis zur Schlusssirene nicht mehr auffüllen. Ausgerechnet in Unterzahl behielten die Gäste aber die Nerven und machten durch Amelie Bayerl und Anna Fuhrmann den Sack zu. Die Erleichterung nach dem 31:29-Erfolg, der den ESV zurück auf Platz vier brachte, war greifbar.
„Ich bin heute 20 Jahre älter geworden. Wir hatten trotz der schwierigen Personalsituation das Spiel fest im Griff und haben uns das Leben selbst schwer gemacht. Am Ende zählt jedoch nur der Sieg, der den Mädels hoffentlich wieder Selbstvertrauen einflößt“, sagte ESV-Trainer Csaba Szücs nach dem Spiel. Der knappe, hart erkämpfte Erfolg war verdient, denn Nürtingen war in den 60 Minuten kein einziges Mal in Führung gelegen. Sehr positiv ist festzuhalten, dass bei Regensburg alle zehn Feldspielerinnen getroffen hatten, während sich bei der TG nur fünf Spielerinnen, 21 Treffer gingen auf das Duo Foth (14/10) und Dreizler (7), statistisch verewigen konnten.
ESV 1927 Regensburg:
Tor: Johanna Ziegler, Nóra Mestyán Feld: Marleen Kadenbach 5, Franziska Peter 5/1, Amelie Bayerl, Julia Drachsler, Anna Fuhrmann je 4, Theresa Lettl 3, Nicole Schiegerl, Carina Vetter je 2, Nicole Lederer und Sophia Peter je 1.
Hans-Christian Wagner / RNRed