Andreas Albers ist 32 Jahre alt, kommt aus Dänemark, ist Vater zweier Töchter und macht seit dreieinhalb Jahren für den SSV Jahn Regensburg die Strafräume der zweiten Bundesliga unsicher. Im exklusiven Interview konnten wir den „Hunter“ besser kennenlernen.
Albers Kaltschnäuzigkeit wurde während der Hinrunde der Saison 22/23 belohnt: Andreas darf sich seit Kurzem Rekordtorschütze des Jahns in der 2. Bundesliga nennen. Von seinen Teamkollegen wird er unter anderem wegen seiner Torjägerqualitäten – und seiner optischen Ähnlichkeit zu Klaas-Jan Huntelaar – „Hunter“ genannt, neben dem Platz ist der 1,93-Meter-Mann Albers jedoch ein sanfter Riese. Wir haben uns nach dem durchwachsenen Rückrundenstart des Jahn mit dem „Knipser“ zusammengesetzt und gepflegt geplauscht.
Die bisherige Saison beim SSV Jahn
Servus Andreas! Danke, dass du dir die Zeit nimmst! Wie geht’s dir?
Mir geht es gut. Ergebnistechnisch könnte es in dieser Saisonphase natürlich besser laufen, aber ansonsten ist alles okay. Wir arbeiten hart daran, dass sich das wieder ändert.
Du bist seit dieser Saison neuer Rekord-Torschütze des Jahn in der 2. Bundesliga! Herzlichen Glückwunsch. Was bedeutet dir dieser Titel?
Das bedeutet mir natürlich viel. Rekordtorschütze zu sein ist etwas Besonderes. Auch weil ich nicht von hier, sondern aus Dänemark komme. Der Titel ist etwas, was ich definitiv mitnehme und immer in Erinnerung halten werde, wenn ich irgendwann einmal nicht mehr beim Jahn spiele. Es ist toll, dass ich jetzt ein Teil der Geschichtsbücher beim SSV bin und gleichzeitig meinen guten Kumpel Marco (Anm. d. Red.: Marco Grüttner, ehemaliger Jahn-Stürmer) überholen konnte. (lacht) Auch wenn ich ein paar Spiele mehr gebraucht habe als er.
Was waren deine anderen Highlights der Saison bisher?
Das hängt natürlich oft mit guten Ergebnissen zusammen. Unser Spiel in Kaiserslautern zum Beispiel, das wir 3:0 gewonnen haben – Kulisse und Stimmung waren super. Im Spiel waren wir eigentlich über die gesamten 90 Minuten besser. Mein erster Doppelpack in Deutschland beim 2:0-Sieg gegen St. Pauli war natürlich für mich persönlich ein großes Highlight. Auch unser Sieg gegen Köln im Pokal war ein tolles Erlebnis. Gegen Bundesligisten spielen zu können, war eines meiner Ziele, als ich nach Deutschland gekommen bin. Dass ich dann auch noch gleich ein Tor mache, war natürlich super.
In den ersten Spielen nach der Winterpause gab es bittere Niederlagen. Die restliche Saison wird nicht leicht, aber es sind noch viele Spieltage zu gehen. Wie geht ihr in den anstehenden Abstiegskampf?
Für die Mannschaft ist der Klassenerhalt das große Ziel. Wir wollen unbedingt so schnell wie möglich die 40 Punkte erreichen. Die Hinrunde war – was die Punkteausbeute angeht – gar nicht schlecht, wenn auch mit Blick auf die einzelnen Spiele nicht ganz zufriedenstellend. Da hat nach 17 Spieltagen nur ein Punkt gefehlt, um die Hälfte der 40 vollzumachen. Es waren auch gute Ergebnisse dabei. Leider hat diese Saison noch kein Spiel drehen können, obwohl das den Jahn eigentlich ausmacht: Immer zurückkommen zu können – mit viel Leidenschaft und Kampf. Da fehlt uns meiner Meinung nach noch ein bisschen was. Wir haben noch einen Marathon vor uns und genug Möglichkeiten, unten wieder raus zu kommen. Es gilt, wieder in die Erfolgsspur zurückzukehren und die notwendigen Punkte für unser großes Saisonziel einzufahren.
Was waren deine anderen Highlights der Saison bisher?
Das hängt natürlich oft mit guten Ergebnissen zusammen. Unser Spiel in Kaiserslautern zum Beispiel, das wir 3:0 gewonnen haben – Kulisse und Stimmung waren super. Im Spiel waren wir eigentlich über die gesamten 90 Minuten besser. Mein erster Doppelpack in Deutschland beim 2:0-Sieg gegen St. Pauli war natürlich für mich auch persönlich ein großes Highlight. Auch unser Sieg gegen Köln im Pokal war ein tolles Erlebnis. Gegen Bundesligisten spielen zu können, war eines meiner Ziele, als ich nach Deutschland gekommen bin. Dass ich dann gleich noch ein Tor mache, war natürlich super.
Hat euch die lange Winterpause geholfen oder eher gebremst? Du selbst hattest ja mit leichten Verletzungen zu kämpfen.
Für mich als Däne sind so lange Winterpausen nichts Ungewöhnliches. Das letzte Spiel der Hinrunde in Heidenheim war eigentlich bis auf das Ergebnis eine gute Leistung. (eine 4:5-Niederlage, Anm. d. Red.) Danach hätten wir eigentlich gerne direkt weitergespielt. Aber nach einer Phase, in der es nicht so gut lief, auch mal eine Pause zu haben und sich auch mental erholen zu können, ist gut. Wir hatten ja dann eine komplette Vorbereitung und mehrere Testspiele, um wieder in den Rhythmus zu kommen. Ich glaube, die lange Winterpause hatte gute und schlechte Aspekte.
Andreas Albers: Kopfballungeheuer und Führungsspieler
Du bist mit 32 einer der älteren Hasen einer insgesamt jungen Mannschaft. Wie siehst du deine Rolle als Führungsspieler?
Ich nehme die Rolle als Führungsspieler gerne an. Ich habe die Mannschaft ja schon das eine oder andere Mal als Kapitän vertreten. Alleine weil ich schon viele Spiele gemacht habe und mit am längsten hier bin, bin ich Führungsspieler. Da ist es klar, dass man auch auf dem Platz Verantwortung übernehmen muss – vor allem für die jüngeren Spieler. Das fällt mir aber nicht schwer. Ich versuche im Training und neben dem Platz zu helfen, wo ich kann. Vieles davon habe ich von Marco (Anm. d. Red.: Marco Grüttner) gelernt. In meiner ersten Saison hier habe ich nichts gemacht, außer Fußball zu spielen (lacht), während sich Marco um alles andere gekümmert hat. Das hat sich dann geändert.
Wie würdest du dich als Stürmertyp beschreiben?
Kopfballstark. (lacht) Eine gewisse Spielintelligenz sicherlich auch, vielleicht nicht so kreativ mit dem Ball, aber gut im Verteidigen und im Positionsspiel. Als Stürmer organisiere ich natürlich auch das Pressing. In der Box versuche ich, gefährlich zu sein. Da habe ich, glaube ich, fast alle Tore gemacht. Mir tut unser Spielstil hier in Regensburg mit den vielen Flanken natürlich gut.
Beim sensationellen Sieg gegen Köln hast du zusammen mit Prince Owusu gespielt, in der Liga meist als einzige Spitze. Spielst du lieber als alleinige Spitze oder mit Sturmpartner?
Ich finde beides gut, das habe ich auch schon öfter gesagt. Stehst du alleine vorne drin, hast du in der Offensive meistens drei kleinere Spieler neben dir und bist damit automatisch Zielspieler für lange Bälle. Ich gehe dann gerne in die Duelle und versuche die Bälle zu verlängern. Ab und zu finde ich es aber auch gut, wenn wir mit zwei Stoßstürmern spielen, in Kombination mit Prince. Ein zweiter größerer Stürmer nimmt dann auch viel Aufmerksamkeit auf sich und schafft mehr Platz, weil sich die Verteidigung auf zwei kopfballstarke Stürmer konzentrieren muss. Auch hier hat beides Vor- und Nachteile.
Heißt bei zwei Stürmern kriegst nicht nur du die Ellbogen der Innenverteidiger ab?
Genau, genau. (lacht)
Vor der Saison war die Trikotnummer 9 zu haben. Eigentlich die Trikot-Nummer für einen Mittelstürmer wie dich. Warum trägst du immer noch die 19?
Als ich nach Regensburg gewechselt bin, war die 9 nicht frei. Die hatte der Jann George, der uns dann vergangenes Jahr verlassen hat. Das hatte ich dann ehrlich gesagt in diesem Sommer gar nicht auf dem Schirm. (schmunzelt) Ich hätte damals gerne die Nummer 15 genommen, weil ich die bei meinem ehemaligen Verein immer hatte. Ich weiß gar nicht mehr, ob ich gefragt habe, aber die 15 hatte ja schon Marco (Grüttner, Anm. d. Red.). Da wusste ich gleich, dass ich da keine Chance habe. (lacht)
Albers: Ein dänischer Jurist in der Oberpfalz
Der Jahn ist deine erste und bisher einzige Auslandsstation: Was sind die größten Unterschiede zwischen Dänemark und Deutschland? Was macht das eine Land besser als das andere?
Sehr gute Frage. Von der Mentalität her sind Dänen und Deutsche sehr ähnlich. In Deutschland herrschen ein wenig mehr Disziplin und Ordnung. Ich sehe das vor allem bei meiner Tochter, die jetzt hier in die erste Klasse geht. Da ist alles schon etwas geordneter. Vor allem wenn ich an meinen Schulanfang zurückdenke. Das finde ich natürlich nicht schlecht. Die Sprache ist natürlich auch ein Unterschied, vor allem die bayerischen Dialekte. Im Vergleich dazu hat Dänemark wirklich wenige Dialekte. Essen ist auch ganz anders. Ich habe die Regensburger alle als super freundlich wahrgenommen. Das Wetter ist natürlich besser. (lacht)
Wie siehst du den Stellenwert des Fußballs in Dänemark allgemein? Bist du dort genauso mit Fußball aufgewachsen, wie es Kinder hier tun?
Bis ich elf Jahre alt war, habe ich noch gleichzeitig Tennis und Fußball gespielt. Irgendwann musste ich mich dann entscheiden, weil jedes Wochenende Turniere in beiden Sportarten zu besuchen irgendwann nicht nur mir, sondern auch meinen Eltern zu viel wurde. Mittlerweile spielen meine Kinder Tennis, deswegen spiele ich das heute ab und zu wieder. Damals habe ich irgendwann angefangen, neben dem Fußball noch etwas Golf zu spielen – wie viele alle andere Fußballer. (lacht) Aber das ist natürlich etwas ganz anderes: Körperlich ist Golf nicht wirklich anstrengend, sondern es kommt auf andere Komponenten an. Zudem sind einfach die viele frische Luft und soziale Kontakte etwas Besonderes.
Eine zweite Karriere als Golf-Profi wie bei Gareth Bale wird es aber nicht geben, oder?
Nein, nein. Seit meine Kinder auf der Welt sind, spiele ich eigentlich kein Golf mehr. (lacht)
Was gefällt dir und deiner Familie außer dem Wetter noch an Regensburg? Habt ihr Lieblingsorte, Lieblings-Restaurants?
Meine Familie und ich versuchen immer, wenn ich frei habe, irgendwas zu unternehmen. Auch gerne einfach nur durch die Altstadt spazieren, aber auch an der Donau entlang durch die vielen Grünanlagen, Parks und Spielplätze. Aber die ganze Region ist toll. Wir fahren oft in den Bayerischen Wald – auch mal für einen Kurztrip. Wir kriegen öfter Besuch aus Dänemark und besuchen dann meistens als Erstes die Walhalla. Eine Donau-Schifffahrt haben wir natürlich ebenfalls schon gemacht und Kelheim erkundet. Wir gehen gerne italienisch essen, aber da gibt es wirklich viele gute Restaurants. Da habe ich eigentlich keinen Favoriten.
Ich habe gesehen, dass du und deine Familie mittlerweile Trachten-technisch super ausgestattet seid. Freut ihr euch schon auf die nächste Dult? Was macht Regensburg für dich so besonders?
Ja, auf jeden Fall. (lacht) Wir sind mittlerweile alle richtig ausgestattet. Auf der Dult ist immer viel los. Auch unseren Kindern macht das richtig Spaß. Ich freue mich immer drauf und meine Frau ebenfalls. Das ist einer der Faktoren, der an Regensburg besonders ist. Ich kann mich noch gut an mein erstes Wochenende hier erinnern, bevor ich überhaupt meinen Vertrag unterschrieben hatte. Meine Eltern haben mich begleitet und es war gerade Bürgerfest in Regensburg. Da war so viel los, das konnte ich mir gar nicht vorstellen – man kam gar nicht mehr in die Stadt rein. Dann gibt es ja auch noch das große Jazz-Festival. Genau das macht Regensburg für mich so gemütlich. Als Familie nutzen wir das natürlich und schauen uns da viel an. Wie gehen auch oft in eines der vielen Theater Regensburgs. Vor ein paar Tagen waren wir zum Beispiel im Audimax an der Uni.
Einige Fans wissen vielleicht schon von deinem Alternativ-Plan zum Fußball. Du studierst Jura! Hast du deinen Abschluss schon? Wie kam es zu der Idee und wie anstrengend war es neben dem Fußball zu studieren?
Ich habe insgesamt fünf Jahre Jura an einer Abendschule studiert. Ein Jahr fehlt mir noch. Dafür muss ich aber eine Pause machen und etwas Zeit in meiner Heimat verbringen. Eigentlich verfolge ich diese zweite Karriere schon seit 2011, aber ich hatte ja keinen Stress. Ich wusste damals schon, dass ich neben dem Fußball nicht als Jurist arbeiten kann, deswegen konnte ich das langsam angehen lassen. Der Ausgleich neben dem Fußball tut gut und ist wichtig. Alle meine Freunde haben neben ihrer Karriere hauptsächlich FIFA auf der Playstation gespielt oder Fußball geschaut und das war irgendwann einfach zu langweilig für mich. Da hatte ich die Idee, etwas anderes zu machen und mir neben dem Fußball ein zweites Standbein aufzubauen. Wenn es im Fußball nicht so lief, hatte ich dann mit dem Studium immer eine gute Möglichkeit, den Kopf freizukriegen. Umgekehrt war es auch super, nach vier Stunden im Lesesaal wieder an der frischen Luft Fußball zu spielen. Das war für mich eigentlich die optimale Lösung.
Vielen Dank für deine Zeit und noch viel Erfolg auf und neben dem Platz!
Lucas Treffer / RNRed