Die Bunkerladies aus Regensbrug zeigten am vergangenen Wochenende Comeback-Qualitäten und sicherten sich im Spiel gegen Herrenberg einen Punkt nach Rückstand. Der ESV gab außerdem bekannt, dass Trainer Csaba Szücs den Bunker zum Saison-Ende verlassen wird.
„Punkt gewonnen oder verloren?“ war die Frage nach dem 26:26(12:17)-Unentschieden des ESV 1927 Regensburg gegen die SG H2Ku Herrenberg am Samstagabend in der 2. Handball Bundesliga Frauen. Die Antwort „Beides“ trifft es wohl am besten, denn Tabellenstand, Heimspiel und letzter Angriff sprachen für die Regensburgerinnen, der Spielverlauf – vor allem in der ersten Hälfte – für die Gäste.
„Kuties“ spielen befreit auf
Die Gastgeberinnen, die ohne die Flügel Anika Bissel und Johanna Brennauer, Youngster Sophia Peter und kurzfristig auch ohne die erkrankte Kreisläuferin Julia Drachsler auskommen mussten, hatten sich für das letzte Heimspiel vor der Osterpause viel vorgenommen. Die Chancen wurden auch gut rausgespielt, die Chancenverwertung blieb jedoch wie in den Vorwochen problematisch. Der Pfosten und vor allem auch U19-Nationalkeeperin Marie Weiss, die kommende Saison die zweite Torhüterinnenposition bei Bundesligist Metzingen einnehmen wird, machten beste Möglichkeiten zunichte. Anstatt einer klaren Führung für den ESV blieb die Partie bis zum 9:9-Zwischenstand ausgeglichen. Das Momentum wechselte nun komplett zu den Gästen, die auch ohne einige Stammkräfte antraten.
Die „Kuties“ stehen nach dem Verzicht auf den Lizenzantrag als erster Absteiger fest und spielen seit der Verkündung befreit auf. So auch im „Bunker“, die Mannschaft von Trainer Hans Christensen profitierte aber auch von zwei abgefälschten Würfen und perfekt fallenden Abprallern von ESV-Würfen. Regensburg hatte völlig den Faden verloren und lag auf einmal mit 11:17 deutlich im Hintertreffen: Zu viele Rückraumwürfe und zu wenig Tiefe, auch wenn null zugesprochene Strafwürfe ebenfalls „zu wenig des Guten“ waren. Kreisläuferin Sara Mustafic konnte zumindest noch auf den 12:17-Halbzeistand verkürzen.
ESV zuerst Oberwasser, dann leichtfertig
Trainer Csaba Szücs forderte in seiner Halbzeitansprache mehr Kompaktheit in der Abwehr und Konzentration im Abschluss. Nach Wiederanpfiff stand die ESV-Deckung um eine bärenstarke Franzi Höppe auch gut und ließ kaum noch Gegentreffer zu. In der Offensive gingen die Bunkerladies auch entschlossener zur Sache und holten Zeitstrafen raus. In der 42. Minute gelang dann Nicole Lederer mit einem beherzten Rückraumwurf der Ausgleich zum 19:19. Der ESV hatte nun Oberwasser, das nach zwei unnötigen Zeitstrafen aber wieder abgepumpt wurde. Durch engagierte Verteidigung und einen Unterzahltreffer von Lederer nach einer weiteren Hinausstellung wurde zumindest Schlimmeres verhindert. Drei Treffer aus schwierigen Situationen von Liga-Torschützenkönigin Lea Neubrander, darunter erneut ein abgefälschter Ball, und ein Tor von Tammy Kreibich führten zur 24:22-Gästeführung in der 51. Minute.
Erste Spielpause seit drei Monaten
Regensburg nutzte dann Überzahlsituationen und Ballgewinne aus offensiven Deckungsvarianten zum 26:26-Ausgleich in der 59. Minute, für den Amelie Bayerl, mit Rechtsaußen Nicole Schiegerl und Halbrechts Franziska Peter die erfolgreichste Werferin, verantwortlich zeichnete. In der letzten Spielminute hatten die Oberpfälzerinnen dann Ballbesitz, der Durchbruchversuch von Bayerl wurde aber nicht mit einem Freiwurf und damit einer finalen Wurfgelegenheit belohnt. So blieb es beim Unentschieden und der gerechten Punkteteilung. „In der ersten Hälfte haben wir wieder viel zu viel verworfen und auch in der Abwehr kam oft die Hilfe zu spät“, sagte Trainer Csaba Szücs. „In der zweiten Hälfte haben die Mädels beides besser gemacht.“ Nachdem in der Vorwoche in Bremen der verdiente Punktgewinn durch einen Innenpfostentreffer verhindert wurde, gab es diesmal zumindest einen Zähler. Nach fast drei Monaten ohne Spielpause darf sich die Mannschaft nun über eine trainingsfreie Woche freuen. Mit aufgeladenen Akkus und der ein oder anderen zurückgekehrten Spielerin geht es für den Tabellenfünften am 15. April bei der SG Schozach/Bottwartal weiter.
Coach Szücs verlässt den Bunker
Die Tätigkeit von Trainer Csaba Szücs als Cheftrainer der Zweitliga-Handballerinnen des ESV 1927 Regensburg wird nach der laufenden Saison 2022/23 und drei gemeinsamen Spielzeiten enden. Der in Erlangen lebende Slowake war 2020 nach dem Aufstiegsverzicht in die 2. Liga in der durch die Corona-Pandemie abgebrochenen Saison 2019/20 zu den „Bunkerladies“ gestoßen. In der erneut abgebrochenen Drittliga-Saison 2020/21 nahm der ESV dann einer deutschlandweiten Aufstiegsrunde teil, sicherte sich den 1. Platz und damit das Ticket für die zweithöchste Spielklasse. In der 2. Handball Bundesliga Frauen belegte der aktuell einzige bayerische Bundesligist 2021/22 dann mit 35:25 Punkten Rang fünf im Sechzehner-Feld und behauptete sich als erfolgreichster Aufsteiger seit der Einführung der eingleisigen 2. Liga. Aktuell liegt die Mannschaft nach 23 von 30 Spieltagen mit 27:19 Punkten ebenfalls auf dem fünften Platz.
ESV 1927 Regensburg:
Tor: Stephanie Lukau, Nóra MestyánFeld: Franziska Peter 6, Nicole Schiegerl 6/1, Amelie Bayerl 5, Marleen Kadenbach 4, Nicole Lederer, Sara Mustafic je 2, Anna Fuhrmann 1 sowie Franziska Höppe, Carina Vetter und Theresa Lettl (n. e.).
Hans-Christian Wagner / RNRed