Am Samstag steht für die Zweitliga-Handballerinnen des ESV 1927 Regensburg das letzte Auswärtsspiel der Saison 2022/23 an: Die Bunkerladies gastieren am Samstagabend um 17.30 Uhr kurz vor der dänischen Grenze beim TSV Nord Harrislee. Die über 860 Kilometer lange Anreise begehen Bayerns beste Handballerinnen zum allerersten Mal mit dem Zug.
Vielleicht ist dies ja ein gutes Omen, denn der Gegner hatte im Hinspiel das gleiche Transportmittel gewählt und den damals zwölf Spiele in Serie unbesiegten ESV mit 25:28 in die Schranken verwiesen. Im Rückspiel haben die Gäste aus der Oberpfalz nunmehr ein halbes Dutzend unbesiegter Partien in Folge zu verteidigen und würden auf der langen Heimfahrt natürlich gerne etwas zu feiern haben. Der ausführliche Vorbericht zum Spiel am morgigen Samstag.
Personalsituation weiterhin angespannt
Trotz der Papierform – der ESV ist Tabellenvierter (37:19 Punkte) und zweitbestes Auswärtsteam der Liga, Harrislee liegt mit 27:29 Punkten auf Rang acht – möchte der Sportliche Leiter Robert Torunsky nichts von einer Favoritenrolle wissen: „Unsere Personalsituation hat sich nicht verbessert und so eine Anreise ist nicht einfach aus den Kleidern zu schütteln. Aber natürlich werden die Mädels wie gewohnt alles reinlegen.“ Bereits im vergangenen Jahr musste man sich an gleicher Stelle ersatzgeschwächt den Nordfrauen beugen: Ohne die damals durch einen positiven Corona-Test kurz vor dem Anpfiff aus dem Verkehr gezogene Goalgetterin Franziska Peter führte Regensburg neun Minuten vor Ultimo sogar mit drei Treffern, konnte den Vorsprung aber knapp nicht über die Zeit retten. Wetten sollte man trotzdem besser nicht gegen die Bunkerladies, die nach fünf starken Vorstellungen als „Mannschaft der Stunde“ Oberwasser und in der Fremde schon neunmal gewonnen haben.
Reise nach „Süddänemark“ unter gemischten Vorzeichen
Nord Harrislee ist eine echte Wundertüte. Bärenstarken Auftritten folgen schwächere, hinter das ausgegebene Saisonziel „Klassenerhalt“ hat das Team des aus eigenem Wunsch scheidendem Trainers Malte Böhrnsen aber bereits seit einigen Wochen einen grünen Haken gemacht. Im letzten Heimspiel werden die Nordfrauen sicherlich besonders motiviert agieren. Mit Madita Karlotta Jeß (199/77) Tore hat der TSV die zweitbeste Werferin der Liga in seinen Reihen. Danach folgen mit der nach der Runde zum Bundesligisten Leverkusen wechselnden Johanna Andresen (91/2) und ihrer Namensschwester Jane Andresen (77/4) zwei weitere Rückraumspielerinnen. ESV-Trainer Csaba Szücs, der in seiner dreijährigen Amtszeit nur zwei Spiele – die beiden letzten Partien gegen Harrislee – verpasst hat, ist gewarnt vor den robust agierenden Spielerinnen aus „Süddänemark“. Szücs: „Wir müssen in der Abwehr gut zusammenarbeiten und im Angriff mutiger spielen als im Hinspiel.“ Da beide Teams keinen Auf- oder Abstiegsdruck haben, ist eine muntere Partie zu erwarten. Anwurf ist um 17.30 Uhr. Die Partie wird im in dieser Saison noch kostenlosen Livestream auf der Plattform www.sportdeutschland.tv übertragen.
Gute Nachrichten für Verein und Kader
Unabhängig vom Spielausgang konnte der ESV die zweite positive Meldung – nach dem auflagefreien Erhalt der Lizenz für die Saison 2023/24 am Montag – schon vor dem Anpfiff verkünden: Linkshänderin Theresa Lettl hat ihren Vertrag bis zum 30. Juni 2024 verlängert. Die 21-Jährige spielte am vergangenen Wochenende schon beflügelt auf und erzielte mit hundertprozentiger Wurfquote ihre Saisontore 39 bis 42. „Die Saison ist nun fast vorbei und wir stehen auf dem vierten Tabellenplatz, den wir unbedingt verteidigen möchten. Trotz ein paar weniger nicht so gut verlaufenen Begegnungen im Frühjahr spielen wir eine starke Saison und sind sehr zufrieden mit unserer Leistung“, sagt die Ebersbergerin. „Da ich mich beim ESV sehr wohlfühle, habe ich mich entschlossen, meinen Vertrag zu verlängern und hoffe, auch in der nächsten Saison mit der tollen Unterstützung unserer Fans im Rücken wieder viele Siege mit den Bunkerladies feiern zu können“, sagt Lettl zu ihrer Unterschrift. „Wir freuen uns sehr, dass Theresa mindestens noch ein Jahr bei uns bleibt. Sie hat den Sprung aus der Oberliga in die 2. Bundesliga gut geschafft und wir denken, dass sie ihr Potenzial noch nicht ausgeschöpft hat. Dazu passt sie menschlich perfekt ins Team“, sagt Robert Torunsky über die nicht nur auf den Linkshänderpositionen einsetzbare Oberbayerin.
Hans-Christian Wagner / RNRed