Die Zweitliga-Handballerinnen des ESV 1927 Regensburg schafften am Samstagabend Historisches: 861 Kilometer entfernt von der Heimat gewannen die Bunkerladies trotz anhaltender Personalsorgen beim TSV Nord Harrislee mit 27:25(12:14). Die Bunkerladies sichern sich mit dem Sieg Rang vier in der 2. Liga.
Der sechste Sieg in Serie und gleichzeitig zehnte Erfolg im 15. Auswärtsspiel bedeutete schon vor dem Saisonfinale gegen die Füchse Berlin das Erreichen des vierten Platzes im Endklassement. Langsam geht der Blick der Handballdamen damit nach vorne und auf die kommende Saison in der zweiten Bundesliga.
Echte Herkulesaufgabe
Wer vor dem Anpfiff den Sieg prognostiziert hatte, der besaß hellseherische Fähigkeiten oder hatte angesichts der Papierform die angespannte Personalsituation verkannt. Die Regensburgerinnen mussten auf sechs Stammkräfte verzichten, unter anderem fehlten alle vier Spielerinnen, die in den vergangenen zwölf Monaten die Rechtsaußenposition bekleidet hatten. Zudem hatte Harrislee die letzten beiden Vergleiche gegen den ESV gewonnen und die Serie von zwölf unbesiegten Partien in der Hinrunde beendet. Nicht zuletzt angesichts der fordernden Anreise eine echte Herkulesaufgabe für die verbliebenen sieben Feldspielerinnen des Kaders, die durch Neuzugang Veronika Durankova und die 16-jährige B-Jugendliche Luise Gruber ergänzt wurden.
Trotz der Umstände führte der ESV zunächst mit 4:2 und später 8:6. Die Oberpfälzerinnen spielten sich sehr viele Möglichkeiten raus, scheiterten aber etliche Male freistehend an den TSV-Keeperinnen. Auch einige vermeidbare Ballverluste kamen dazu. Das führte zu einem 12:14-Rückstand zur Pause. Der Tenor in der Kabine war eindeutig: Mit einer konsequenteren Chancenverwertung ist hier etwas drin.
Bunkerladies im zweiten Durchgang dominant
Nach Wiederanpfiff sorgte Kreisläuferin Sara Mustafic mit einem Nachwurf-Abstauber für das erste Ausrufezeichen. Amelie Bayerl wies in ihrem vorerst letzten Auswärtsspiel für die Bunkerladies eindrucksvoll ihren enormen Wert für die Mannschaft nach: Die 25-Jährige erzielte neun Feldtore und verteilte einige Assists. In Torlaune waren im zweiten Durchgang auch Goalgetterin Franzi Peter und Linkshänderkollegin Veronika Durankova. Der 21-Jährigen gelangen bei ihrem Zweitliga-Debüt beeindruckende sechs Feldtore. Da die Abwehr um Franzi Höppe auch sehr gut stand, ging Regensburg in Führung und baute diese bis zur Schlussphase auf fünf Treffer aus. Harrislee probierte viel, konnte aber den ESV-Erfolg nicht mehr gefährden. Die letzten beiden Tore in der Schlussminute durch die zweitbeste Schützin der Liga, Madita Jeß, waren nur noch Ergebniskosmetik aus Sicht der Nordfrauen. Die Bunkerladies hatten sich mit einer vor allem im zweiten Durchgang bärenstarken Mannschaftsleistung für die Hinspielniederlage revanchiert und durften feiern.
„Das war, gerade auch angesichts der Vorzeichen, eine tolle Leistung der Mädels und ein verdienter Sieg“, freute sich Coach Csaba Szücs über die Energie- und Willensleistung. „Dieser Erfolg ist schlichtweg sensationell, die Mannschaft hat sich selbst übertroffen“, sagte der Sportliche Leiter Robert Torunsky. Zum perfekten Gesamtbild passten auch die ersten Zweitliga-Minuten von Luise Gruber als erneuter Beleg für die hervorragende Nachwuchsarbeit von Bayerns aktuell noch einzigem Frauen-Bundesligisten.
ESV 1927 Regensburg
Tor: Stephanie Lukau, Nóra Mestyán
Feld: Amelie Bayerl 9, Franziska Peter 7/2, Veronika Durankova 6, Anika Bissel, Sara Mustafic je 2, Julia Drachsler 1 sowie Franziska Höppe, Anna Fuhrmann und Luise Gruber.
Hans-Christian Wagner / RNRed